In der nordamerikanischen Motorsportszene der 1960er Jahre waren einige der faszinierendsten Renngeräte und brillantesten Köpfe in der Geschichte des Automobils unterwegs. Titanen der Branche wie Bruce McLaren und Carroll Shelby lieferten sich sowohl in ihren Werkstätten als auch auf der Rennstrecke einen immer härteren Kampf um den schnellsten Wagen. Zu Beginn der Saison 1965 heckte Shelby einen Plan aus, um McLaren sowohl in der florierenden USRRC-Serie als auch in der bevorstehenden Can-Am-Serie die Führung streitig zu machen, und plante einen offenen Prototypen mit sieben Litern Hubraum. Nachdem Ford sich jedoch gegen eine Leichtmetallversion seines 7-Liter-NASCAR-Motors für Shelby sperrte, wandte er sich an Alejandro de Tomaso, der vorschlug, einen Ford 289-Motor auf die magische Größe von sieben Litern aufzubohren.
De Tomaso hatte genau das richtige Chassis für diesen bahnbrechenden Motor, nachdem sie gerade eine revolutionäre Zentralrohrrahmen-Architektur für den Vallelunga entwickelt hatten, bei der Motor und Transaxle für eine optimale Achslastverteilung integriert waren. Jetzt brauchte man nur noch ein entsprechend rassiges Äußeres, und wen könnte man da besser fragen als den Mann, der die Originalentwürfe für den Chevrolet Corvette Stingray gezeichnet hatte: Peter Brock. Das vergleichsweise lockere Reglement in der Can-Am-Serie erlaubte Brock, eine Reihe experimenteller Designelemente in die Karosserie zu integrieren, die er in Zusammenarbeit mit den Handwerksmeistern der Carrozzeria Medardo Fantuzzi in Modena konstruierte.
Der P70 war nun in eine atemberaubende Karosserie gehüllt, und Brocks zahlreichen, innovativen Verbesserungen am Exterieur waren deutlich zu sehen: der verstellbare Heckflügel, die Abdeckungen der Hinterräder und auch der Scheinwerfer. Das beföderte den P70 an die Spitze des Rennwagendesigns. Allerdings fehlte eine wichtige Komponente, die den Motorsport-Ambitionen des P70 zum Verhängnis werden sollte.
De Tomasos Fortschritte bei der Entwicklung des 7-Liter-Motors lagen hinter dem Zeitplan zurück, und der serienmäßige 289-Kubikzoll-Ford-Motor war einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit, selbst mit einem speziell angefertigten De Tomaso-Ansaugkrümmer. Carroll Shelby wusste, dass der P70 ohne den 7-Liter-Motor in der Can-Am-Serie nicht konkurrenzfähig sein würde, und angesichts seines bevorstehenden Vertrags zur Übernahme der Leitung des GT40-Programms von Ford zog er bei dem Projekt den Stecker.
Alejandro de Tomaso, der gerade Ghia übernommen hatte, taufte den P70 in Ghia De Tomaso Sport 5000 um und stellte ihn 1965 auf dem Turiner Autosalon aus. Nach diesem kurzen Auftritt wurde der P70 jedoch demontiert und jahrzehntelang im De Tomaso-Werk eingelagert.
Im Jahr 2004 wurde der Wagen von dem Enthusiasten Philippe Olczyk wiederentdeckt. Er versprach, diesen einzigartigen Prototyp unter Verwendung des erhaltenen Originalfahrgestells, der vorhandenen hinteren Karosseriebauteile sowie des Cockpits mit Sitzen und Armaturenbrett zu restaurieren. Der fehlende Motor musste durch einen Ford-Small-Block, wenn auch mit den seltenen Gurney-Weslake-Aluminiumköpfen bestückt, ersetzt werden.
Nachdem der Wagen 2005 im Rahmen der Monterey Car Week in Kalifornien bei "The Quail" ausgestellt worden war, übernahm ihn 2013 sein jetziger Besitzer, der den P70 einer umfassenden Restaurierung unterzog. Nach dieser Restaurierung kehrte das Einzelstück 2013 zu "The Quail" zurück, wo er mit dem "Editor's Choice Award " der Publikation "Motor Trend" ausgezeichnet wurde. Drei Jahre später gewann der Wagen erneut und holte den Titel "Best Post-War Racing Car". Jetzt könnten Sie der nächste Besitzer dieses faszinierenden und einzigartigen Renners sein, wenn er am 16. August bei RM Sotheby's in Monterey versteigert wird.