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Wird Giugiaros Studie Lotus Etna einen Bieterkrieg auslösen?

Mit einem Design von Giugiaro und vollgepackt mit innovativen Zukunftstechnologien war der Lotus Etna von 1984 eine faszinierende Konzeptstudie. Nun könnte Sie im Zuge der am 13. August startenden Monterey Jet Center-Auktion von Broad Arrow Ihnen gehören. 

Hätte Großbritannien in den 1990er-Jahren mit dem Jaguar XJ220 und dem McLaren F1 nicht schon zwei bahnbrechende Supersportwagen hervorgebracht – wir würden vielleicht noch heute von diesem keilförmigen Wunderwerk schwärmen. Obwohl es den meisten relativ unbekannt sein dürfte. Die Rede ist von der Konzeptstudie Lotus Etna, von keinem Geringeren als Giorgetto Giugiaro von Italdesign in seiner typischen Design-DNA entworfen und 1984 auf der British Motor Show einer staunenden Menge erstmals vorgestellt. Doch der begeisterte Empfang konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Lotus zu diesem Zeitpunkt in einer turbulenten Phase befand.

Der visionäre Firmengründer Colin Chapman war Ende 1982 verstorben, hatte aber zuvor Chefingenieur Tony Rudd noch mit der Entwicklung eines neuen V8-Motors für die geplante Studie beauftragt. Der 4,0-Liter-V8 mit Codenamen Type 909 hatte viel mit dem Slant-Four-Motor gemeinsam, der damals auch in Serienfahrzeugen von Triumph oder Vauxhall zu finden war. Weil bei diesem Motortyp die Zylinder in einem Winkel von 45° zur Vertikalen geneigt waren, ermöglichten sie eine kompaktere Bauform des Motors und als Hauptvorteil eine niedrigere Bauhöhe und flachere Frontpartie. Für den Etna wurde eine Leistung von 335 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm genannt. Was ihn theoretisch in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h katapultierte und ihn erst bei Topspeed 290 km/h gegen die unsichtbare Wand fahren ließ.

Das auf einer verlängerten Esprit-Plattform basierende Coupé war der erste Lotus mit hochmoderner aktiver Aufhängung aus den Formel-1-Modellen der Marke. Weitere technische Wunderwerke waren eine Traktionskontrolle, ein ABS und eine aktive Geräuschunterdrückung. Leider wurde aus dem Einzelstück kein Serienmodell, stattdessen wurde es nach dem Messeauftritt jahrzehntelang am Lotus-Stammsitz in Hethel (Norfolk) gelagert.

Bis der Etna dann 1998 für einen öffentlichen Verkauf aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und 2004 in die renommierte Sammlung von Olav Glasius aufgenommen wurde. Allgemein ging man davon aus, dass es sich bei der Studie nur um eine rollende Hülle ohne mechanische Innereien handelte. Aber nachdem Glasius den Ex-Lotus-Ingenieur und heutigen Lotus-Restaurierungsexperten Ken Myers zu Rate gezogen hatte, stellte sich heraus, dass sich unter der Haut aus Holz und Plexiglas neben dem Getriebe einer von nur zwei jemals hergestellten V8-Alu-Motoren des Typs 909 verbarg. In der Folge machte Myers den Etna fahrtüchtig und stattete ihn mit einem neuen Panoramadach aus Plexiglas und Aufhängungen aus dem Esprit aus. Beim Lotus Festival 2006 in Donington Park erwachte der Etna zum ersten Mal zum Leben; 2008 hatte er einen Auftritt in Goodwood, ehe ihn Glasius zusammen mit seiner übrigen Lotus-Sammlung 2012 ebenfalls in Goodwood verkaufte. 2022 kam der „Ätna“ in den Besitz seines in Südkalifornien lebenden aktuellen Besitzers. Jetzt könnten Sie der stolze Besitzer dieses technologisch so weit in die Zukunft denkenden Vorzeigestücks visionärer Lotus-Ingenieure werden, wenn der Lotus Etna am 13. August bei der Monterey Jet Center-Auktion von Broad Arrow versteigert wird.

 

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