Ein kastenförmiger Mittelmotor-Rennwagen steht wie bestellt und nicht abgeholt in einem hell erleuchteten Studio. Lackiert mit hochwertigem Sikkens Autocryl Zweikomponenten-Decklack, dessen leuchtende Farbtöne langsam an den Rändern der GFK-Karosserie heruntertropfen. Genauso oder ganz ähnlich vor Augen hatte dieses Szenario 1979 einer der berühmtesten Popart-Künstler der Welt, Andy Warhol, als ihm BMW die Chance bot, sich auf der Karosserie des jüngsten Motorsportmodells der Marke, des Procar-M1, kreativ auszutoben. Wir haben wahrscheinlich alle noch das von Rot- und Hellblautönen dominierte rasende Gemälde vor Augen, das der New Yorker damals so erklärte: „Ich habe versucht, Geschwindigkeit bildlich darzustellen. Wenn ein Auto wirklich schnell fährt, verschwimmen alle Linien und Farben.“
Doch nun haben auch Sie die Chance, Kunst-Geschichte zu schreiben und in Warhols Fußstapfen zu treten – mit Ihrem ganz eigenen, blütenweißen BMW M1 Procar. Streifen, Spritzer, Wirbel oder ganz in Alpinweiß belassen – was auch immer Ihre Vision ist, Sie müssen nur am 13. August an der Broad Arrow Auctions Sale im Monterey Jet Centre teilnehmen, um ihn zu ergattern!
Das BMW Art Car Projekt entsprang einer Idee, die zwei Obsessionen vereinte: Geschwindigkeit und visuelle Provokation. 1975 lud BMW erstmals einen Künstler ein, einen Rennwagen zu „bekleiden“. Alexander Calder nahm den Auftrag an und bemalte einen 3.0 CSL. Aus dem entstand eine neue, spielerische Schnittstelle zwischen zeitgenössischer Kunst und Motorsport. Fortgesetzt in den kommenden Jahren mit weiteren und unter anderem bei Weltklasse-Events wie den 24 Stunden von Le Mans eingesetzten Art Cars. 50 Jahre sind seit dem Calder-3.0 CSL vergangen, doch die Bewunderung für das BMW Art Car Projekt ist ungebrochen.
Nach den Rundstreckenerfolgen mit den diversen Evolutionsstufen des CSL Coupés betrat als erstes von der damals neu gegründeten BMW Motorsport GmbH eigenverantwortlich entwickeltes Modell der M1 die Bühne. Ursprünglich als Konkurrenz zu Porsche in der Gruppe 5 konzipiert, verfügte er über einen Mittelmotor, ein Gitterrohrrahmen-Chassis von Giampaolo Dallara und ein markantes keilförmiges Design von Giorgetto Giugiaro. Zwischen 1978 und 1981 wurden insgesamt 453 M1 gebaut, darunter 54 Exemplare der optisch weitaus auffälligeren und mit einer Topspeed von 300 km/h selbst nach modernen Standards schnellen Procar-Version.
Zu letzteren zählt auch Chassis 94301057 – der hier abgebildete und, weil nie bei einem Rennen eingesetzt – vermutlich einzige in noch „neuwertigem“ Zustand. Im Mai 1979 fertiggestellt, wurde er bei Osella einsatzfertigt gemacht und dann von Vasek Polak, einem der bekanntesten Rennstallbesitzer der USA, erworben. Ein geplanter Einsatz in der Procar-Serie zerschlug sich als Folge von Reglementänderungen durch die FIA. Der M1 war nicht mehr startberechtigt und wurde eingelagert. Er hatte bis heute nur zwei weitere Besitzer (ab 1989 und zuletzt seit 2021), doch blieb mit seiner blütenreinen Karosserie im Wesentlichen eine Zeitkapsel.
Sein rund 470 PS starker 3,5-Liter-Reihensechszylinder durfte kaum jemals für längere Zeit frei ausdrehen, bietet aber nun wie das ganze Auto die außergewöhnliche Gelegenheit, wahre Innovation und meisterhafte Ingenieurskunst in ihrer ursprünglichsten Form zu erleben. Die Procar-Serie gehört zweifellos zu den größten Markenpokalen aller Zeiten, und dieser M1 ist sicherlich eines der schönsten verfügbaren Exemplare. Er wurde 2022 bei The Werkshop in Libertyville (Illinois) gewartet, seitdem aber nur wenig bewegt, hauptsächlich bei privaten Trackdays.
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