Goodwood Revival 2011: Schöne alte Welt
Die vorzeitige Anreise aus Arosa zur 64. Internationalen Automobil-Ausstellung nach Frankfurt hat sich schon heute gelohnt. Schon am Stadtrand treffen wir auf ein Rudel klassischer Jaguar E-Types, die allesamt in Richtung City schnurren. Wir schließen uns mit unserem eigenen Briten an und nehmen die Fährte auf. Und tatsächlich: wenig später kommt die zweite Meute Jaguare ums Eck. Eindeutig: es liegt Premierenduft in der Luft.
England zu Beginn der 1950er Jahre: Die Schatten des Krieges sind verzogen, die zivile Wirtschaft erwacht zu neuem Leben. Es wird Geld verdient, Geld ausgegeben – und die britische Hautevolée frönt an der französischen Riviera ihrer wieder erlangten Freiheit. Für die „Grand Tour“ ans Mittelmeer ist den Eliten allerdings nur ein Auto gut genug: Der Bentley R-Type Continental, dank seiner mondänen Ausstattung das teuerste Automobil der Welt. Mehr als 7.600 Pfund Sterling legt man für den eleganten „Long Distance Tourer“ auf den Tisch – übertragen in heutige Zeit gut eine halbe Million Euro.
Fotos: Michel Zumbrunn (Studio Photos), Jeroen Booij & L’Automobile Magazine
Selbst die extremsten Ferrari oder Maserati sahen neben ihm plötzlich langweilig aus. Vierzehn Stück wurden gebaut, eines wird jetzt in Kalifornien beim Schaulauf der automobilen Schönheiten, dem Pebble Beach Concours d'Élégance, zu sehen sein.
Jetzt kann man es ja sagen: Der Lamborghini Murciélago war sowohl ästhetisch wie ingenieurstechnisch ein brutalistisches Manifest – schnell, laut, barbarisch, aber eben nur ein besserer Diablo. Ab 2003 rollte mit dem Gallardo in Sant’Agata der erste Präzisions-Sportwagen vom Band.