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Diese AMG-Klassiker dürften ein kleines Vermögen kosten

Die Sammlerszene hat sich anscheinend Hals über Kopf in seltene Mercedes-Benz-Modelle aus den Achtziger- und Neunzigerjahren verliebt. Diese beiden V8-Bestien, die von der Broad Arrow Group auf Amelia Island versteigert werden, sind der Beweis des jüngsten Trends.

Sollten Sie gerade in jeden beliebigen Showroom von Mercedes-Benz irgendwo auf der Welt hinein spazieren, würden Sie unzählige Modelle anlocken, die für alle erdenklichen Fahrertypen entworfen wurden. Innerhalb dieser Vielfalt würde jedes Modell mit einer Fülle an Varianten aufwarten, darunter eine von AMG. Mercedes-AMG verantwortet selbstverständlich noch etliche andere durchdachte und aufregende Maschinen. Aber damals in den achtziger Jahren war AMG ein Candy Store für verrückteste Sonderanfertigungsgelüste – in Fragen der Optik und vor allem in Fragen der Fahrcharakteristik. 

In den Reihen von AMG arbeiteten mehrheitlich ehemalige Mercedes-Ingenieure, die endlich ihre Traumautos ohne Einmischung des Mercedes-Managements bauen konnten. Das bedeutete, das kein Einfall als zu aberwitzig galt. Die Kataloge waren vollgepackt mit allerlei feinen Dingen, die den Kunden die Qual der Wahl bei Rädern, Holzapplikationen, Spoiler, Body Kits, Schaltknäufen, und, und, und ermöglichten. Egal, was Sie sich in den Achtzigern wünschten, hier wurde es wahr. Während manche sich nur in den Bildern verloren, lauerten die Verführer wie oft auch in der Literatur eher auf den hinteren Seiten. Wer diese Seiten aufschlug, entdeckte Motormodifikationen, seien es einfache Eingriffe in das Auspuffsystem bis hin zu einem vollständig überarbeiteten 6,0-Liter-V8, welche die Wunscherfüllung in Preisregionen jenseits eines Ferrari Testarossa rücken konnten. Wer wäre wohl verrückt und wohlhabend genug, diese Optionen auszuwählen?

Nicht nur zum Glück für AMG, sondern auch für uns gab es ein paar Enthusiasten mit diesen Eigenschaften. Zwei dieser Exemplare werden bei der bevorstehenden Amelia Island-Auktion der Broad Arrow Group aufgerufen. Ein Duo, das tatsächlich zum Besten zählt, was wir in den letzten Jahren gesehen haben. Mercedes-Benz-Preise kennen aktuell nur noch die rasante Aufwärtsbewegung – ein Trend, der von diesen beiden AMG definitiv bestätigt wird. 

Nehmen wir dieses Exemplar in strahlendem Nautical Blue Metallic, das die rassigere zweitürige Coupé-Variante der beliebten Mercedes W124-Reihe verkörpert. Viele würden wohl den 3,0-Liter-Reihensechszylinder eines 300 CE für leistungswillig genug halten, aber als es das AMG-Treatment erfuhr, wurde wirklich an nichts gespart. Im Motorraum wartet ein 5,0-Liter-M119-V8 mit 32 Ventilen und vier Nockenwellen aus dem damals jüngst vorgestellten R129 500 SL, der getunt worden war, um 376 PS zu entwickeln, fast doppelt die Leistungszahl des 300 CE.

Dann verbreiterte AMG die Karosserie des neuen 6,0-Liter-Kraftwerks, unter anderem mit stark auskragenden Kotflügeln, um die ebenfalls breiteren dreiteiligen OZ AMG Aero III-17-Zoll-Räder unterzubringen, die zusammen mit dem Sperrdifferential diese beachtliche Power auf die Straße brachten. Diese komplett neu konzipierte Bestie zeigt nur 36.701 Kilometer auf Uhr und wird auf 705.882 – 800.000 Euro geschätzt. Ja, Sie haben ganz richtig gelesen.

Wenn schon dieses Coupé wie das Optimum Ihrer Träume wirkt, hat Broad Arrow Group aber noch mehr im Köcher, inklusive gr0ßzügigerem Kofferraum. Dieser W124 300 E begann seine Karriere als serienmäßiges Modell für den US-Markt und kostete 1987 knapp unter 40.000 Dollar. Es wurde ins Hauptquartier von AMG North Amerika geschickt und erlebte dort die wohl ultimative Transformation. Mit dem besonderen Touch der AMG-Expertise wurde aus der braven Limousine ein veritabler Autobahn-Schreck und der stolze Besitzer zahlte dafür obendrauf umgerechnet exakt 92.055,10 Euro. Die Umwandlung entstand in Manufaktur und der vom Coupé bekannte 6,0-Liter-V8 wurde als Herzstück sachte in den Motorraum des Viertürers versenkt. Selbstverständlich wurde das Paket mit einigen umwerfenden Exterieur-Optionen komplettiert.

Ähnlich wie das Coupé wurde auch die Limousine nur 32.600 Kilometer weit gefahren, seit sie übergeben wurde. Der neue Käufer erhält zudem den Briefwechsel mit dem Werk sowie den originalen Bauplan zusammen mit den jüngsten RENNtech-Services. Laut Broad Arrow Group würde es heute umgerechnet rund 137.147 Euro kosten, diesen damals neuwertigen Hammer zu bauen. Aufgrund der enormen Arbeitskosten und des Zeitaufwands, wird vermutet, dass dieses Exemplar eines von nur 13 ist, die in Nordamerika gefertigt wurden und zugleich eines von nur 30, die weltweit hergestellt worden sind. Der Schätzpreis? 538.692 – 585.535 Euro!