In der modernen Automobilwelt findet man kaum noch so unverkennbare und charismatische Silhouetten wie die des Mercedes G-Modells. Doch bevor die G63 mit Bi-Turbo-V8 in die Shopping Malls von Knightsbridge bis Dubai donnerten und AMG zum Synonym für brachiale SUV wurde, gab es den G36 AMG. Dieses seltene, angenehm zurückhaltend gestylte und überaus coole Modell hat damals bei uns die Liebe zum G-Modell geweckt. Nun kommt dieses authentisch exzentrische Exemplar am 13. August bei der Broad Arrow Monterey Auktionunter den Hammer – nicht für mehrere Hunderttausend Dollar wie zum Beispiel ein G55, sondern zu einem unteren Schätzpreis von nur 60.000 Dollar. Haben wir gerade das Schnäppchen des Jahrhunderts gefunden?
Bevor wir uns jedoch zu sehr mitreißen lassen, lassen Sie uns ein wenig über die Geschichte sprechen. Die Karriere des G-Modells begann 1979, nicht als luxuriöses Statussymbol wie heute, sondern als praktischer Geländewagen für zunächst militärische und kommunale Zwecke. Im Laufe der 1980er-Jahre kamen auch wohlhabende (zivile) Kunden hinzu, die zufällig auch eingefleischte Mercedes-Benz-Fans waren und schnell das Potenzial des kastenförmigen Geländewagens erkannten. Vom Nahen Osten bis zum europäischen Festland stieg die Nachfrage nach luxuriöseren Versionen, Stoff- wurden durch weiche Ledersitze ersetzt, neu hinzu kamen auch Holzverkleidungen, Automatikgetriebe und Straßen- statt Geländereifen. Die Nachfrage war da, doch Mercedes-Benz zögerte, seinen zuverlässigen Geländewagen weg vom morastigen Gelände und hin auf die Prachtstraßen zu bringen. Während die Marketingstrategen noch darüber sinnierten, klingelten die Autotelefone von AMG ununterbrochen. Am Ende der Leitung: solvente Kunden, die fragten, ob AMG etwas „Besonderes“ mit dem G-Modell machen könnte. Die Antwort war unvermeidlich.
1993 erschien die erste AMG-Version eines G-Modells – der G36 AMG. Auf Basis des damaligen G320 und des W463-Chassis mit langem Radstand. Eine maßgeschneiderte Kreation, als Mischung aus Werkszusammenarbeit und Aftermarket-Besessenheit. Unter der Motorhaube saß ein 3,6-Liter-Reihensechszylinder-Sauger (M104) mit 272 PS. Derselbe, der auch im C36 AMG zum Einsatz kam, dem ersten Auto nach der Fusion von Mercedes-Benz und AMG.
Zwischen 1993 und 1997 entstanden lediglich rund 120 Exemplare des G36 AMG, was ihn zu einem der seltensten AMG-Modelle vor der Fusion macht. Fast alle wurden verkauft und nach Japan verschifft. Auch dieses Exemplar aus dem Jahr 1997 kam als Neuwagen nach Nippon, jedoch als Linkslenker, um subtilen Reichtum zu symbolisieren. Es ist in Brilliant Silver Metallic über einer schwarzen Lederausstattung lackiert. Akzente aus Wurzelnussholz prägen den luxuriösen Innenraum. Außerdem orderte der glückliche Besitzer ein Schiebedach, 18-Zoll-LM-Felgen, Trittbretter, seitlich austretende Auspuffendrohre (Sidepipes) und elektrisch verstell- und beheizbare Sitze. Mit einem Tachostand von 134.799 Kilometern bietet diese aktuell in Kalifornien stehende Stilikone, wie fast jedes G-Modell, noch jede Menge Abenteuer-Potenzial!
Angesichts der ungebrochenen Wertsteigerung von AMG-Modellen vor und nach der Fusion – ganz zu schweigen von den Cabriolet-Varianten mit kurzem Radstand, die mittlerweile locker sechsstellige Preise erreichen – ist dieser unglaublich seltene und dennoch mühelos fahrbare Hingucker ein echtes automobiles Schnäppchen. In vielerlei Hinsicht legte er den Grundstein für alles, was folgte – vom V8-G55 bis zu den donnernden Twin-Turbo-G63 aus jüngerer Zeit. Wir werden ihn daher genau im Auge behalten, wenn er am 13. August bei der Broad Arrow Auktion-Auktion in Monterey auf der Bühne steht – zu einem Schätzpreis von nur 60.000 bis 80.000 Dollar!