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MAUTO und FuoriConcorso feierten italienische Autoikonen am Comer See

Am letzten Wochenende verwandelte sich der Park der Villa Olmo beim FuoriConcorso Open Museum in eine Open-Air-Galerie. Das MAUTO aus Turin zeigte Sport- und Rennwagen, die Italiens einzigartigen Ruf in der Automobilwelt begründen.

Von den Prototypen, welche die Pioniere der Industrie bauten, bis zu den legendären Rennwagen, die auf den historischen Grand Prix-Rennstrecken triumphierten, dazu noch gewürzt mit einigen Ikonen des italienischen Designs von der Nachkriegszeit bis heute: Sie alle entstammten dem angesehenen MAUTO, dem Nationalen Automobilmuseum in Turin. Insgesamt tauschten 22 Modelle den Sammlungsboden gegen den manikürten Rasen vor der herrschaftlichen Villa.

Diese von Simone Cantoni im Jahr 1797 entworfene neoklassizistische Villa direkt am Ufer des Comer Sees bot eine umwerfende Kulisse für die verschiedenen Automobile, die verstreut im malerischen Garten geparkt waren. Unter den Exponaten war beispielsweise ein Itala „Peking-Paris“ mit 35/45 PS von 1907, der diese berühmte Rallye gewann und von der französischen Zeitung „Le Matin“ gefördert wurde, nachdem der Itala 60 Tage non-stopp gefahren war. Damals war diese Leistung von größter Bedeutung, heute wohl für die meisten Autofahrer nicht weiter nennenswert.

Der Star dieser Show war eindeutig der schlanke Ferrari 500 F2, hinter dessen Steuer Alberto Ascari zwischen 1952 und 1953 in 31 Formel 2- und  zwei Formel 1-Grand Prix siegte. Über dieses Auto haben wir bereits ausführlich auf Classic Driver berichtet

Zu den anderen ausgestellten Rossa Corsa-Rennwagen zählten ein atemberaubender Maserati 250F aus dem Jahr 1954 – ein Auto, das Piloten wie Juan Manuel Fangio gefahren haben und das den wohl besten Sound überhaupt eines Grand Prix-Rennwagens entwickelt. Dann ist da noch der Ferrari 246 F1 von 1960 mit der markanten Glasfläche, welche die Einlässe der Vergaser umfasst und noch ein weiterer Ferrari – der 156 von 1963, eine Ära, als Leichtbau immer zentraler wurde und die Motoren zum Heck befördert wurden.

Natürlich zogen noch viele andere Klassiker die Blicke auf sich wie zum Beispiel der bezaubernde Fiat Chiribiri von 1912, der aussieht, als wäre er einem Kinderbuch entsprungen, aber tatsächlich eine anspruchsvolle Maschine darstellte, die den Weltrekord für den gemessenen Kilometer aus fliegendem Start aufstellte. Möglich geworden durch den Chiribiri-Flugmotor als Reihenvierzylinder mit acht Litern Hubraum, der nicht nur 130 PS leistete, sondern einen ziemlichen Krach entfaltete.

Um diese Sonderausstellung mit dem Thema Como Classic Car Week zu verknüpfen, wurde auch ein Alfa Romeo 6C 2500 Coupé „Villa d` Este“ präsentiert. Genauso wie ein – in unseren Augen noch interessanteren – Lancia D24-Sportwagen, der im Vergleich zu den Ferrari der Epoche ein extrem cleveres Federungssystem mit Doppelquerlenker, hydraulischen Dämpfern vorne und De Dion-Rohr hinten. Das De Dion-Rohr ist eine anspruchsvolle Form der nicht-unabhängigen Aufhängung und eine wesentliche Verbesserung gegenüber der Antriebs- und Pendelachse. Diese technische Innovation ist womöglich auch der Grund, weshalb der D24 die Dreieinigkeit der Straßenrennen gewann: Die Carrera Panamericana, die Targa Florio und die Mille Miglia mit Fangio, Ascari und Taruffi am Steuer. 

Was hat uns am besten gefallen? Der von dem abenteuerlustigen Entwickler Graf Giovanni Lurani konstruierte aerodynamische Nibbio II von 1955, ausgerüstet mit einem Einzylinder-Motorradmotor von Guzzi und Karosserie von Ghia. In den Jahren 1956 bis 1958 stellte der Nibbio Geschwindigkeitsrekorde in der internationalen 350-Kubik-Klasse in Monza auf. Da die Moto Guzzi-Fabrik sich genau gegenüber befindet, war der Auftritt am Comer See für das Museumsstück quasi gesetzt.

Dann gab es auch noch den Bizzarrini 1900 GT „Europa“ von 1966 zu bewundern. Ein kleinerer, jüngerer, erschwinglicherer aber genauso fesselnder Bruder des großen 5300 GT Strada-Kraftpakets. Diesen Exemplar war eine Leihgabe des Schweizer Hetica Klassik Fund, der auch einige klassische Motorboote zeigte. Angetrieben von einem 1,9-Liter-Opel-Motor mit rund 110 PS, besitzt es eine Glasfaserkarosserie und ist sehr selten, weil nicht mehr als 20 Stück gefertigt wurden, obwohl manche Quellen behaupten, es seien zwölf Exemplare gewesen, andere behaupten 17 Stück – so genau weiß es niemand.

Egal wie die persönlichen Vorlieben ausgeprägt sind, ob Urahnen der Automobilgeschichte, die bei der Rallye London – Brighton ihren Auftritt haben, oder ein relativ moderner Ferrari 328 GTS: Jeder fand seine Nische im italienischen Engineering und der hohen Designkunst. Und dann konnte man den historischen Bogen spannen und sich mit einem kühlen Aperol Spritz aus einer der FuoriConcorso Bars auf dem Rasen räkeln und diesen Anblick einfach nur auf sich wirken lassen.

Fotos: Andrea Klainguti für Classic Driver © 2022