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Sportwagenprojekt HBH: Men on a Mission

Dänemark ist kein klassisches Sportwagenland. Geht es nach Jesper Hermann, Christian Brandt und Torben Hartvig, könnte sich das bald ändern. Die drei Automobilentwickler planen, eine Reihe von Supercars zu entwickeln. Das erste Projekt: Eine Mittelmotor-Variation des Aston Martin V12 Vantage.

 

Jeder Trend generiert seine Gegenbewegung. Seit etablierte Sportwagenmarken wie Ferrari, Lamborghini, Porsche oder Aston Martin ihre Produktionszahlen stetig steigern und ihre Marktmacht weiter ausdehnen, wächst auch die Nachfrage nach spezielleren, individuelleren Sportwagen. Das mediale Echo, das kostspielige Einzelprojekte passionierter Sammler wie etwa der New Stratos oder der Glickenhaus-Ferrari im vergangenen Jahr ausgelöst haben, ist bezeichnend für den Wunsch nach automobiler Differenzierung. Ein Zentrum der neuen Bewegung liegt sicherlich in Norditalien, wo Designstudios und Karrosseriebauer wie in den gloreichen Nachkriegsjahren an Einzelkreationen und limitierten Kleinserien arbeiten. Doch auch in Nordeuropa finden sich Enthusiasten, die den Traum vom Sportwagen nach eigenem Maß in die Realität umsetzen möchten. Im dänischen Vedbæk, idyllisch gelegen an der berühmten Küsten-Panoramastraße nördlich von Kopenhagen, arbeitet die Design- und Entwicklungsfirma HBH an einem Konzept, das in der Sportwagenwelt noch für einige Aufregung sorgen könnte.

HBH, das steht für Jesper Hermann, Christian Brandt und Torben Hartvig. Alle drei Blicken auf Karrieren in der Automobilindustrie zurück. Mit Ausnahme-Boliden wie dem Kleemann GTK, dem Sondergard und dem Zenvo ST1 haben sie bereits bewiesen, dass man in Dänemark durchaus spannende Sportwagen entwickeln kann - Tempolimit und Luxussteuer zum Trotz. Mit dem neuen Projekt möchten sie sich nun noch stärker darauf konzentrieren, spezielle Automobile für spezielle Kunden zu entwickeln – und dabei bewusst mit Konventionen zu spielen. So dürfte mancher Traditionalist das erste Projekt, an dem die Dänen derzeit arbeiten, als Affront auffassen: Auf Basis des Aston Martin V12, einem der beeindruckendsten Frontmotor-GTs auf dem Mark, soll in Vedbæk ein Mittelmotor-Sportwagen der Superlative entstehen. Ein ambitioniertes Projekt, das natürlich auch Fragen aufwirft.

Sportwagenprojekt HBH: Men on a Mission

Warum sollte man – entgegen der offiziellen Frontmotor-Politik der Marke – einen Aston Martin mit immensem Aufwand mit einem Mittelmotor ausstatten? Torben Hartvig erklärt: „Wir wollten in einem Tribut an Aston Martin die Schönheit und Eleganz der Straßensportwagen mit dem vollblütigen Rennsport-Temperament und dem einzigartigen Handling der LMP1 Le-Mans-Rennwagen verbinden.“ Doch warum ist Aston Martin bisher nicht auf diese Idee gekommen? Selbst der Millionen-Euro-Sportwagen One-77 setzt auf die Frontmotor-Architektur. „Aston Martin hat bei den GT-Sportwagen mit Frontmotor eine große Tradition, mit der man momentan nicht brechen will. Den letzten Mittelmotor-Versuch abseits von Le Mans unternahm Aston Martin im Jahr 1979 mit dem Bulldog Concept. Das Styling war damals State of the Art, rückblickend fügt sich die Studie jedoch nur schlecht in die Designtradition der Marke. Wir haben uns zur Aufgabe gesetzt, dem traditionellen Stil der Marke trotz des neuen Layouts treu zu bleiben.“

Wie die Umgestaltung genau vonstatten gehen soll, behält Hartvig zunächst für sich. Der 510 PS starke 6,0 Liter V12-Motor, den Aston Martin in Abwandlung auch für seine Rennwagen verwendet hat, soll mit einem Doppelkompressor noch deutlich mehr Leistung generieren können. Vorbild ist der Aston Martin V8 Vantage von 1997. Die kompakten Dimensionen des aktuellen V12 Vantage, das vergleichsweise niedrige Gewicht sowie das modulare Aluminium-Chassis sollten es laut HBH zudem erleichtern, das Layout des Sportwagens grundlegend zu verändern.

Derzeit sprechen die Entwickler mit potentiellen Auftraggebern. Auch beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este, wo die schönsten Designstudien ausgezeichnet werden und auch in diesem Jahr zwei vergleichbare Sportwagen-Unikate debütieren, sind die Dänen vor Ort. Als Kunden kommen für HBH vor allem Automobilenthusiasten und Sammler in Frage, die bereits mehr als einen Sportwagen besitzen und auf der Suche nach einer außergewöhnlichen Alternative zu den Mainstream-Modellen auf dem Markt suchen. Um die Exklusivität zu gewährleisten, soll der Mittelmotor-Sportwagen ein Einzelstück bleiben. Der Kunde erhält allerdings 50 Prozent aller Design- und Produktionsrechte, um bei Interesse eine Kleinserie fertigen zu lassen. In den nächsten drei bis vier Monaten, so erwartet Hartvig, sollte ein unterschriebener Vertrag vorliegen. Dann dauert die Produktion noch einmal 12 Monate. Ein Debüt im kommenden Jahr ist also nicht ausgeschlossen.

Fotos: Martin Bubandt, HBH

Weitere Informationen zum Sportwagenprojekt von HBH finden sich unter www.hbhint.com.