Direkt zum Inhalt

Magazin

Kessel Classic pflegt die hohe Kunst, Ferrari zu restaurieren

In 1971 begann der Schweizer Rennfahrer Loris Kessel damit, italienische Sportwagen zu reparieren, um seine Formel 1-Karriere zu finanzieren. Nach fünf Jahrzehnten wird das Imperium in Lugano heute von seinem Sohn Ronnie geführt und besitzt eine eigene Abteilung, die sich genau diesen Autos widmet.

Wer heute Kessel sagt, meint damit meistens auch Ferrari – denn der Familienbetrieb ist inzwischen europaweit das größte Unternehmen, das mit der Marke aus Maranello verbunden ist. Egal, welches Sportwagenrennen man besucht, man trifft auf die Spezialisten von Kessel, die Ferrari ihrer Kunden vorbereiten, unterstützen und an den Start bringen. Und in der malerischen Schweizer Stadt Lugano, wo Kessels Autoimperium seinen Firmensitz hat, entdeckt man oft genug brandneue Modelle dieses offiziellen Ferrari-Händlers wie einen F8 Tributo, 812 Superfast oder GTC4Lusso bei ersten Schleichfahrten durch die Straßen der Stadt. Aber wussten Sie auch, dass Kessel daneben auch eine eigens geschaffene Klassikabteilung besitzt, die sich der hochwertigen Pflege und preisgekrönten, von Ferrari Classiche zertifizerten Restaurierungen widmet?

„Wir sprechen heute vom Classic Department, aber als mein Vater das Geschäft in den frühen siebziger Jahren gründete, waren die Autos, die wir jetzt als Klassiker bezeichnen, fabrikneu oder zumindest fast neu “, erzählt Ronnie Kessel, Sohn des Firmengründers Loris Kessel, der jetzt das Unternehmen mit 100 Mitarbeitern führt. „Ich erinnere mich an ein herrliches Foto, das meinen Vater und Clay Reggazzoni gemeinsam in einem schönen grünen Dino zeigt – damals waren sie Teamkollegen bei Ensign und diese Autos reparierten sie zwischen den Formel 1-Rennen!“

„Heute gilt dagegen für uns: Race on Sunday, restore on Monday. Das ist auch, was mein Vater anfangs gemacht hat, mit dem Unterschied, dass er die Autos in erster Linie reparierte und wartete, weil sie damals keine Restaurierung benötigten. Seither hat sich nichts verändert. Die Werkstatt ist immer noch im selben Raum untergebracht.“ Dass Kessel und sein Team sich dieser Autos seit Jahrzehnten angenommen haben und folglich über unendlich viel Wissen und Erfahrung verfügen, trägt nur zum Renommee der Klassikerabteilung bei.

Von kleineren Eingriffen bis hin zu Restaurierungen, die eine komplette Zerlegung erfordern, ist die Bandbreite der Leistungen bei Kessel beeindruckend. Dieser Service ist beileibe nicht auf Ferrari beschränkt – das Augenmerk liegt generell auf italienischen Autos. „Wir sind genauso leidenschaftlich, wenn es um Alfa Romeo, Lancia, Lamborghini, De Tomaso und Fiat geht. Sie alle gaben sich im Lauf der Jahre ein Stelldichein in unseren Werkstätten“, betont Ronnie mit Stolz.

Umfassende Restaurierungen von Kessel Classic können je nach Bedarf zwischen acht Monaten und einem Jahr in Anspruch nehmen. Sie sind deshalb bemerkenswert, weil jeder einzelne Schritt dieses Prozesses in-house von erfahrenen spezialisierten Handwerkern und Ingenieuren vorgenommen wird, die ihre Expertise im Umgang mit diesen Klassikern erworben haben, als die Autos noch neu waren. Ursprünglichkeit ist oberstes Gebot – umfangreiche historische Recherche und Originalteile sind Kernelemente der Bewahrung.

„Von handgeformten und gedengelten Karosserieteilen und dem Motor bis hin zu zum Getriebe und der Elektronik gibt es kein Verfahren, das wir outsourcen müssten. Wir bieten sogar einen Meistersattler für die Interieurs“, erklärt Ronnie. „Der Vorteil ist, dass Kunden kein Geld für den Transport ihres Autos von einem Spezialisten zum anderen ausgeben müssen. Sie können uns jederzeit besuchen, um die Fortschritte der Restaurierung selbst zu erleben.“

Obwohl viele von Kessels erfahrenen Fachkräften schon an diesen alten italienischen Autos arbeiteten, als diese neu waren, wurden moderne Technologie und zeitgemäßes Know-how mit den traditionellen Techniken vermählt, um die Qualität zu erhöhen. Außerdem zählt Kessel zu den wenigen europäischen Firmen, die vom Ferrari-Werk autorisiert wurden, die Classiche-Zertifizierung zu verleihen. Heutzutage ein Muss für anspruchsvolle Sammler. „Wir haben an einer Reihe von berühmten Concours d'Elegance teilgenommen und mehrere Pokale gewonnen, auf die wir sehr stolz sind. Es ist fantastisch, dass die Qualität unserer Restaurierungen von angesehen Experten honoriert wird.“

Aber damit noch nicht genug. Zur Servicepalette von Kessel Classic gehört auch die Einlagerung von Fahrzeugen und Kunden zu unterstützen, die sich dem historischen Motorsport verschrieben haben. „Wir sind intensiv im historischen Rennsport unterwegs“, sagt Ronnie und erinnert sich noch mit Freude an den Sieg bei der Rallye Monte-Carlo Historique 2016 auf einem Alpine A110. „Wir begleiten dort zehn Autos, was einen riesigen Aufwand bedeutet. Wir haben auch bei dem Grand Prix de Monaco Historique mit dem alten Ensign-Formel 1-Rennwagen meines Vaters gewonnen. Wir sind auch immer bei der Mille Miglia und dem Bernina Gran Turismo dabei. Wir beweisen einfach gerne, wie viel Power noch in diesen alten Ladys steckt!“ 

Ein klassisches Auto zu besitzen – vom Erwerb bis zur Restaurierung –, sollte eine ganzheitliche, alles umklammernde Erfahrung sein. Nichts weniger ist der Anspruch von Ronnie Kessel. Stets ist der Chef dabei, die Attraktivität und Reichweite dieses erfolgreichen Departments zu steigern. Gerade wird ein neuer Betrieb in Lugano gebaut, der ausschließlich für Restaurierungen gedacht ist. Man darf gespannt sein, wie viele springende Pferde, die dank Loris Kessel in den Siebzigern auf die Beine gestellt wurden, in den kommenden Jahren in den glanzvollen Hallen von Kessel Classic wieder auf die Sprünge kommen. Wenn der hart arbeitende und unternehmerisch sehr engagierte Ronnie ein Wort mitzureden hat, dann natürlich sehr viele!

Fotos: Andea Klainguti für Classic Driver © 2020

Die Produktion dieses Beitrags wurde freundlich unterstützt von Loris Kessel Auto S.A.. Sie finden den spektakulären Bestand zum Verkauf im Classic Driver Markt.