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Wie aus diesem Peugeot 205 Turbo 16 ein kleiner König der Bergrennen wurde

Er gehört nicht nur zu den attraktivsten Homologations-Specials, die es je gab, er begeisterte auch durch sein Potenzial. Dieser Peugeot 205 Turbo 16 war zunächst einer von nur 200 gefertigten Straßenwagen, wurde aber bald für den Motorsport umgerüstet, bei dem er sich zahlreiche Lorbeeren erwarb.

Klassische Hot Hatches haben in den letzten Jahren eine enorme Popularität erzeugt und der erste davon, der weltweit Enthusiasten begeisterte, war der wunderbar kantige 205 GTI. Aus gutem Grund, denn Peugeots ursprüngliches rasantes Fließheckmodell war ein federleichter Traum, der wie für den Kurvenspaß der Nebenstraßen geboren schien: Ein spritziger Saugmotor und ein Handling, das einem ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Wenn Sie allerdings ein treuer Leser von Classic Driver sind, dann wissen Sie auch, dass der 205 aber beileibe nicht in der Marken-Hackordnung an erster Stelle stand. Dieser Status gebührt einer Rakete, dem Gruppe B-Derivat 205 Turbo 16. Sie können jetzt glücklicher Besitzer eines der größten Homologations-Specials werden: Dieses atemberaubende rallye-vorbereitete Exemplar wurde zu seiner Zeit im Motorsport eingesetzt und kommt nun bei der Aguttes Tour Auto-Versteigerung am 17. April unter den Hammer.

Der 205 T16, den Sie hier bewundern können, trägt zwar aktuell das Outfit eines 205 T16 Evo 1, begann seine Karriere aber als eines von nur 200 straßenzugelassenen Homologations-Specials, die Peugeot erlauben würden, sich in der Arena der Gruppe B gegen die anderen Bestien zu messen. Normalerweise würde diese Art von Garderobenwechsel in der Classic Driver-Redaktion für einiges Stirnrunzeln sorgen. Aber wie Sie gleich erfahren werden, gab es für diese Metamorphose einen triftigen Grund.

Die Geschichte dieses Autos beginnt mit der Geburtsstunde des 205 T16 in 1984. Audi hatte seit 1983 die Gruppe B mit ihrem legendären Quattro dominiert und Peugeot wollte dagegen dringend etwas unternehmen. Der 205 T16 wurde als Kampfansage an den vergleichsweise schweren Frontmotor-Audi entwickelt und erhielt eine Mittelmotor-Konstruktion sowie ein ultra-leichtes Setup, das dem 205 T16 erlaubte, Rallyeetappen jeglicher Schwierigkeit mühelos weg zu schlucken. Mit dem Jahr 1985 hatte sich der 205 T16 bereits einen Ruf erworben – dieses Renommee genügte dem bulgarischen Gabelstaplerhersteller Balkancar, der sich unbedingt eines dieser französischen Rallye-Monster sichern wollte. Aber die Evolution von Rennwagen bewegt sich eben auch rasend schnell: Als sie sich endlich mit Peugeot wegen eines eigenen 205 T16 in Verbindung setzten, waren die Evo 1, die sie bei TV-Übertragungen bewunderten, schon längst obsolet, ersetzt durch die Evo 2, die ausschließlich dem Peugeot Talbot Sport-Werksrennteam vorbehalten waren. 

Aber wo ein Wille, ist bekanntlich auch ein Weg und so wurde Balkancar schließlich einer der 200 straßentauglichen 205 T16 angeboten. Das wirkt jetzt als wollte jemand ein M16-Sturmgewehr und erhält stattdessen ein Luftgewehr. Nun hat allerdings Bouhier Engineering einen Auftritt. Das Engineering-Unternehmen war seinerzeit für die Fertigung des Evo 2 verantwortlich und bot an, Balkancars Straßen-205 T16 in einen ausgewachsenen Evo 1 zu verwandeln. Die Rallye-Waffe, die Sie hier sehen, ist das Resultat dieses Projekts.

Leider sollte es nicht mehr lange dauern, ehe die Gruppe B endgültig eingestellt wurde, doch das hielt diesen mächtigen kleinen Peugeot nicht davon ab, noch in sechs Europameisterschaften an den Start zu gehen, bevor die gefahrvollste Rennklasse nur mehr eine Erinnerung sein sollte. Nach dem Aus der Gruppe B wurde dieser 205 T16 für die Europäische Bergrennen-Meisterschaft 1987 gemeldet. Ganz zufälligerweise gab es da sogar eine eigene Kategorie für die heimatlos gewordenen Gruppe B-Rennwagen. Unser beherzter Peugeot war in dieser europäischen Hillclimb-Szene sofort wieder in seinem Element und belegte sein Können mit zweiten Plätzen in 1988 und 1989. Und endlich, in 1990, gewann dieser 205 T16 die Meisterschaft. Er bewies damit auch, dass trotz des Endes der Gruppe B sich diese Allrad-Maschinen im Motorsport weiterhin bewähren würden. 

In 1991 wurde der 205 T16 an einen Schweizer Sammler verkauft, der seinen Peugeot bis 2018 hegte und pflegte. Danach wanderte der kleine Rennwagen zu seinem aktuellen Besitzer. Seitdem hat dieser großartige 205 T16 eine umfassende Restaurierung erhalten – was nichts anderes verspricht, als der er bereit ist, wieder Bestzeiten zu liefern. Begleitet wird dieses Exemplar von einer detaillierten historischen Dokumentation, die unter anderem Kopien der Originalverträge bezüglich der Fahrzeug-Modifikationen enthält sowie verschiedene Rechnungen und andere Dokumente aus seiner aktiven Zeit. Das ist jetzt Ihre seltene Gelegenheit, einen wahrhaft meisterlichen Peugeot 205 T16 zu erwerben, der seinesgleichen suchen dürfte!

 

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