Unser letzter Ausflug in die Welt der Fantasiegaragen ist schon eine ganze Weile her. Für diesmal haben wir beschlossen, das Budget auf 500.000 imaginäre Euro aufzustocken. Für diese Summe mussten Mikey und Elliot je einen Supersportwagen, einen modernen Klassiker und ein Alltagsauto auswählen, jeweils von einem anderen Hersteller. Wir dachten, das zusätzliche Geld würde die Sache zum Kinderspiel machen, aber es stellte sich heraus, dass der amerikanische Rapper Biggie Smalls Recht hatte: Mehr Geld bedeutet auch mehr Probleme (oder mehr Auswahl)!
Elliots Moderner Klassiker – Mercedes-Benz S500 Coupé
Okay, ich weiß, was Sie jetzt denken, und ja, realistisch betrachtet wäre dieses yachtähnliche Coupé ein auch hervorragender Daily Driver. Aber auch erfundene Regeln sind immer noch Regeln, und ich bin bereit, meinen imaginären Citroën SM (siehe weiter unten) täglich zu fahren, nur damit ich einen der coolsten Mercs der Neuzeit als zertifizierten modernen Klassiker nominieren kann! Seit die 1992 eingeführten Mercedes-Coupés der C140-Reihe mit dem CL500 und dem CL600 mit seinem stärkeren V12 in der Oberklasse des Automobilmarktes vorstießen, haben wir uns an die Vorstellung gewöhnt, dass der Luxuskreuzer der Marke in einer sportlicheren Coupé-Karosserie steckt.
Das S-Klasse Coupé der C217-Generation wurde 2014 auf dem Genfer Salon vorgestellt und machte da weiter, wo die bis Ende 2013 produzierte CL-Klasse aufgehört hatte. Mit unvergleichlichem Luxus und einer Kabine, die auch zu feinsten Ateliers oder Sunseeker-Yachten gepasst hätte. Dieses rechtsgelenkte Exemplar Baujahr 2015 in Obsidian Black mit AMG Line Premium wird durch das beigefarbene Leder und das prächtige Walnussholz-Finish noch aufgewertet – ein echter Hingucker mit einem starken Schuss Understatement und einer Laufleistung von lediglich 23.300 Kilometern. Wie seine Vorgänger ist auch der S500 kein träge aus den Startblöcken kommender Schwergewichtler. Im Gegenteil sprintet er trotz eines Gewichts von über zwei Tonnen mit seinen 455 PS in nur 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Was ihn zum ultimativen Allrounder mit wunderbar alterndem Design macht.
Mikeys Moderner Klassiker Classic - Renault Clio V6 Phase II
Nachdem ich in meinen frühen Zwanzigern täglich einen Clio V6 Phase II in Schwarzgold gefahren bin, der diesem hier sehr ähnlich war (wenn auch mit ein paar mehr Kilometern auf dem Tacho als dieser 31.500 Kilometer gelaufene) wäre ich nicht so leidensfähig, noch einmal einen dieser wilden französischen Hot Hatches täglich zu fahren. Allein der Wendekreis – der den meisten Planetenumlaufbahnen entspricht – würde mich von dieser Idee abhalten. Aber den Status einer modern-klassischen Performance-Ikone kann man mit diesen verrückten Mittelmotor-Modelle schon attestieren.
Von der Phase II wurden nur 1.309 Exemplare hergestellt, was sie in Bezug auf die Produktionszahlen auf eine Stufe mit dem Ferrari F40 stellt. Und dieses im Juni 2005 neu im spanischen Valladolid zugelassene Modell ist Nummer 1260 und trägt auf der Mittelkonsole die Unterschrift des damaligen Renault-Formel-1-Fahrers Giancarlo Fisichella! Sicher, der aus dem Renault Laguna entliehene V6 24 V ist nicht der glamouröseste Motor, aber seine 255 PS sind in einem Auto dieses Formats mehr als aufregend genug (0-100 km/h in 5,8 s; 245 km/h Spitze). Vor allem, wenn ihnen das Triebwerk buchstäblich im Nacken sitzt. Und dann ist da noch die Karosserie: mit einer Breite von fast zwei Metern hat der Clio V6 eine unübertroffene Straßenpräsenz, und bei näherem Hinsehen entdecken Sie einen schönen Goldstich in der Perleffektfarbe Black Pearlescent Dore. Selten, rüpelhaft und visuell provokant - für mich ist das der moderne Klassiker!
Elliots Daily Driver - Citroën SM
Als Walt Disney das berühmte Zitat „If you can dream it, you can do it“ aussprach, hatte er wahrscheinlich nicht im Sinn, täglich einen Citroën SM zu fahren. Der von Robert Opron gezeichnete SM ist bekannt für seine designgetriebenen Eigenheiten und seine von einem Maserati-Motor bereitgestellte Leistung. Er gilt als eine der mutigsten Kreationen von Citroën und als ein Auto, dessen unvermeidliche elektrische Zicken ich gerne in Kauf nehme.
Der Wahnsinn hat jedoch Methode. Letztes Jahr haben wir darüber berichtet, wie drei Jungs von Morton Street Partner’s in zeitgenössisch korrektem Outfit mit einem SM einen 4800 Kilometer langen Roadtrip von Manhattan nach Florida unternahmen – und die Fahrt ohne ein einziges Problem beendeten. Allein aus diesem Grund und wegen des erstaunlichen Zustands dieses Exemplars aus dem Jahr 1973 bin ich bereit, das Risiko einiger charakterbildender Probleme einzugehen. Das grau lackierte Coupé gehörte ursprünglich Citroën Suisse und wurde 1983 vom Präsidenten des Schweizer Citroën Club bei km-Stand 30.000 Kilometern erworben. Heute hat das Auto 60.000 Kilometer abgespult und verbrachte die letzten zwölf Jahren bei seinem vierten Besitzer, einem Münchener Architekten, der ihn regelmäßig bewegte. Für mich eine echte Stilikone der 1970er-Jahre, die auch vor den feinsten Etablissements nicht fehl am Platz wäre.
Mikeys Daily Driver - Alfa Romeo Giulia GTAm
Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Alltagsauto genauso aufregend sein sollte wie Ihr Wochenendspielzeug. Und es gibt nur wenige Limousinen, die einen solchen Nervenkitzel bieten wie die Alfa Romeo Giulia GTAm. Sie war Alfas 540-PS-Antwort auf den Jaguar Project 8, kam zwar zwei Jahre später, aber dafür mit doppelt so viel Stil. Der GTAm ist für eine Giulia das, was ein GT3 RS für einen Standard-Porsche 911 darstellt. Dank Karosserieteilen aus Kohlefaser, einer Heckscheibe aus Polycarbonat und dem Wegfall der Rücksitze – die ich ohnehin nicht brauche, da ich keine Kinder habe – wiegt er 100 Kilo weniger als die Standardausführung.
Alfa baute nur 250 Einheiten des GTAm und lieferte dieses Modell (das 17. der Serie) im Juni 2022 an seinen ersten und bis heute einzigen Besitzer. Zusammen mit dem etwas zahmeren GTA waren es 500 Exemplare, was diese Alfa noch etwas seltener macht als die ebenfalls von einem Twin-Turbo-V6 angetriebenen Maserati MC20 und Ferrari 296 GTB. Dieses in Verde Montreal lackierte Exemplar mit vom Sauber-F1-Team entwickeltem Aerodynamik-Kit und einem hinteren Überrollkäfig anstelle der Sitzbank steht aktuell in Florenz und ist in meinen Augen perfekt spezifiziert. Auch wenn unser Händler keinen Preis angegeben hat, sollte bei einem geschätzten Betrag von rund 225.000 Euro noch genug Budget für mein Superauto übrigbleiben!
Elliots Supersportwagen – Aston Martin V12 Vantage S Handschalter
Zugegeben, diese glorreiche britische Bulldogge Baujahr 2017 könnte in eine der beiden Kategorien fallen. Denn diese V12-angetriebene Variante des Vantage von Aston Martin mit Schaltgetriebe dürfte für viele Liebhaber der Marke der moderne Klassiker der Wahl sein.
Der 2009 erstmals vorgestellte V12 Vantage war weit mehr als nur sein mächtiger Motor, der von seinen Baureihenbrüdern übernommen und in den kompakten Radstand gequetscht wurde. Er wurde forensisch untersucht und verbessert, um sicherzustellen, dass die zusätzliche Leistung zu einem verbesserten Handling und einer besseren Rückmeldung an den Fahrer führt. 2013 kam der V12 Vantage S auf den Markt, eine Weiterentwicklung des Originals, die auch nach mehr als einem Jahrzehnt noch mit irrwitzigen Fahrleistungen aufwartet. Tatsächlich war der V12 Vantage S neben dem One-77 das schnellste Serienfahrzeug, das Aston Martin zu diesem Zeitpunkt auf den Markt brachte. Er leistete sagenhafte 565 PS, die in diesem Fall über ein 7-Gang-Handschaltgetriebe auf die Hinterachse gelangen. Aston Martin produzierte nur 260 Exemplare des V12 Vantage S, darunter 114 rechtsgelenkte mit Schaltgetriebe. Was dieses Modell noch ganz besonders macht: Es ist nur eines von sechs in der Farbe Mariana Blue und das einzige in der Kombination mit einem roten Lederinterieur mit Kontrastnähten in Cream Truffle. Der bei Nicholas Mee zum Verkauf stehende Aston hatte bislang zwei Besitzer und ist mit etwas über 25.000 Kilometer erst am Anfang seines Sportwagenlebens. Um so begehrenswerter ist dieser nicht nur von mir als letzten wirklich fahrerorientierten Aston Martin geschätzten Vantage.
Mikeys Supercar - Ferrari 360 Modena
Ich liebe Rooibos (Rotbusch), aber Rot ist normalerweise nicht mein Ding. Es ist jedoch eine fast universelle Regel, dass der erste Ferrari eines jeden Menschen in irgendeiner Schattierung von Karminrot lackiert sein muss. Als ich dann das Sechsgang-Getriebe mit seiner offenen Schaltkulisse in diesem Ferrari 360 von 2001 im klassischen Farbton Rosso Corsa sah, konnte auch ich einfach nicht widerstehen. Die puristische, von Goran Popović entworfene Karosserie des 360 wird in meinen Augen von Tag zu Tag besser, und der 400 PS starke V8-Saugmotor bietet genau das richtige Maß an nutzbarer Leistung, was dieses Cavallino Rampante nach der Jahrtausendwende zu starken Wertsteigerungen verhalf.
Dieses in Paris stehende Exemplar hat gesunde 68.500 Kilometer zurückgelegt, und sein hellbraunes Interieur sowie die Karosserie scheinen in ausgezeichnetem Zustand zu sein. Mit drei Vorbesitzern und einer detaillierten Wartungshistorie, einschließlich des Einbaus eines neuen Zahnriemens und einer neuen Kupplung, müssen sich potenzielle Käufer keine Sorgen über die italienische (Un)zuverlässigkeit machen. Wäre er meiner, würden ich noch einen Challenge Stradale Auspuff montieren – Lärmbeschwerden hin oder her!