Direkt zum Inhalt

Magazin

In diesem Volvo P1800 verbirgt sich eigentlich ein Aston Martin

James Bond hatte den Aston Martin, Simon Templar als „The Saint“ wählte für sich den eigenwilligen Volvo. Was nun, wenn die beiden fiktionalen Helden kollidieren würden – was würde sie wohl fahren? Diesen umwerfenden Volvo P1800, der am 29. Dezember von der Oldtimer Galerie Toffen aufgerufen wird.

Ach Volvo, diese Marke, die für ihre Sicherheitsinnovationen berühmt wurde, für die schlichte aber stilvolle Formensprache und für Autos, die so praktisch waren, dass sie Staufläche für einen ganzen Hausstand boten. Beim Namen Volvo fällt einem nicht sofort Sportlichkeit oder kühnes Design ein, aber im Januar 1960 bekam die Welt mit der Vorstellung des P1800 eine sehr andere Facette des schwedischen Herstellers zu Gesicht.

Der P1800 erlebte eine etwas schwierige Kindheit, denn viele große Autonamen wurden für seinen Reifeprozess herangezogen. Die Karosserie wurde von Pelle Petterson entworfen, der damals für Pietro Frua in Italien arbeitete, und bekam dadurch die Präsenz und Schönheit verliehen, die man zuvor noch nie bei einem Volvo erlebt hatte. Obwohl man Werke in Schweden betrieb, ließ Volvo die erste Serie des P1800 bei Jensen Motors im englischen West Bromwich bauen. So wie der stilbewusste Körper Gestalt angenommen hatte, versenkte das Team bei Jensen einen kleinen 1,8-Liter-Antrieb in den Motorraum, ein Motor, der Sir David Brown bei Aston Martin alles andere als begeisterte.

In einem bizarren Fall von „alles was ihr könnt, können wir besser“ startete Brown ein Experiment, um dem P1800 die sportlichen Fähigkeiten, die er sich verdient hätte, mit auf den Weg zu geben. Er hatte die Idee, einen 2,5-Liter-Vierzylinder zu bauen, der in großer Zahl an verschiedene Unternehmen weltweit verkauft werden könnte. Das Projekt, das den Namen DP208 trug, konnte nur gelingen, wenn genügend technische Expertise an Bord sein würde. Aber das war auch der Fall, denn man hatte mit John Wyre den Motorsportchef, dem man den Gewinn der 24 Stunden von Le Mans 1959 verdankte. Er und sein Team erleichterten sofort den Motorblock des DB4 um zwei Zylinder und baute alle weiteren Komponenten wie Kurbelwellengehäuse und Nockenwelle komplett neu auf. Als Ergebnis ihre Bemühungen wurden drei Motoren gefertigt und ausgiebig in Volvos unkonventionellen kleinen Sportwagen eingebaut.

Aber an dieser Stelle findet die Geschichte ein jähes Ende, denn leider hatte man sich bei Volvo entschlossen, sich von Partner Jensen Motors nach einer Reihe von Qualitätsproblemen zu trennen. Die Produktion des P1800 wanderte zurück nach Schweden und Projekt DB208 wurde aufgegeben. Es wurde angenommen, dass alle drei Versuchsfahrzeuge und die drei Motoren verschrottet worden sind, aber im Jahr2003 wurde Motor Nummer 3 entdeckt und vom Schweizer Aston Martin-Spezialisten Beat Roos erstanden. Was nun folgte, war ein umfangreicher Prozess bestehend aus suchen, kaufen und restaurieren, der in dieses atemberaubende Exemplar in Britisch Racing Green mündete, dass einem lebhaften 2,5-Liter-Motor 150 PS entlockt.

Egal, wohin Sie Ihr Auge schweifen lassen, dieser P1800 birgt viele subtile Nuancen der Marke Aston Martin, die zeigen, wie verbunden die beiden Hersteller waren, als sie dieses Projekt aus der Taufe hoben. Das Interieur bietet einen prächtigen Mix aus Leder und Chrom und unterstreicht den wunderbaren Fahrgenuss. Dieses einmalige One-of-one-Exemplar legt Zeugnis ab von einer einzigartigen und fast vergessenen Zusammenarbeit zwischen zwei Herstellern, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Somit kommt um diesen speziellen P1800 kein Aston Martin- und auch kein Volvo-Sammler herum. Er kommt demnächst bei der Oldtimer Galerie Toffen Classic Car Auction in Gstaad am 29. Dezember unter den Hammer.