Wenn der Buchstabe „P“ auf das Wort Ferrari folgt, dann weiß man, dass man es mit der wohl bedeutsamsten Kombination in der italienischen Motorsportgeschichte zu tun bekommt. Die Prototypen der Sportrennwagen, die in den Jahren von 1963 bis 1973 entwickelt wurden, zählen zu den erfolgreichsten Motorsportikonen in den Annalen von Maranello - mit Siegen beispielsweise bei den 24 Stunden von Le Mans in 1963 und gleich wieder in 1964.
Der Prototyp firmierte zunächst nach einem Einsatz von Ferrari zusammen mit Fiat als 312 PB und gab sein Debüt in Brands Hatch Mitte 1971. Ausgerüstet mit einem 3,0-Liter-Reihenzwölfzylinder, der 460 PS bei dröhnenden 10.800 Umdrehungen entwickelte, dominierte dieses lauernde Projektil von Anfang an die Rennstrecken. Die längere Getriebeübersetzung sowie der hochdrehende Motor waren Teil eines idealen Tuning-Setup für die 1.000-Kilometer-Wettbewerbe. Zumal mit einem Gewicht von weniger als 650 Kilo hier ein Mix auf den Asphalt gesetzt wurde, der den 312 PB zu einem furchteinflößend schnellen Rivalen avancieren ließ.
Dieses besondere Exemplar mit Chassisnummer 0886 war als eines der sechs Scuderia Ferrari-Werkswagen für die Gruppe 6-Sportwagenprototypen der Saison 1972 eingeteilt. Schon beim ersten Auftritt bei den 1.000 Kilometern von Buenos Aires im Januar 1972 sicherten sich die Werksfahrer Ronnie Peterson und Tim Schenken die erste von drei Pole Positions in jener Rennsaison. Mit seiner Rennnummer 30 war dieser Ferrari auf den erbarmungslosen Rennstrecken unschlagbar, während hingegen die beiden anderen PB von diversen technischen Herausforderungen geplagt wurden.
Was für dieses besondere Exemplar folgte, war eine ganze Reihe von Siegen, darunter die schiere Dominanz bei den 1.000 Kilometern am Nürburgring in 1972. Nachdem der 312 PB im Jahr 1975 außer Dienst gestellt wurde, hatten einige Menschen das Glück, ihn zu besitzen, darunter mit dem langjährigen Walmart- Vorsitzenden S. Robson Walton einer der renommiertesten Ferrari-Sammler. Über die Jahre startete Walton mit dem 312 PB bei verschiedenen Events des historischen Motorsports.
Von den noch wenigen existierenden 312 PB besitzt Chassis 0886 noch den korrekten Matching Numbers-Motor wie auch das Getriebe, die beide so eingebaut wurden, als das Werk den Rennwagen 1975 verkaufte. Der originale Motor mit der Bezeichnung 001/1 N34 begleitet das Fahrzeug als fulminantes Ersatzstück. Für Enthusiasten des springenden Pferds und vor allem dessen außergewöhnlicher Motorsportleistungen dürfte dieser 312 PB zu den wichtigsten Exponenten dieser Heritage zählen. Er wird bei RM Sotheby´s bevorstehender Villa Erba-Versteigerung am 20. Mai unter den Hammer kommen.
Cernobbio, 20 Mai
