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Diese Prelude Tour machte uns richtig Laune auf die Villa d'Este

Zum ersten Mal fand der Auftakt des Concorso d'Eleganza Villa d'Este in Mailand statt: Teilnehmer und ihre Autos versammelten sich vor dem grandiosen Opernhaus La Scala und starteten zu einem Road Trip nach Como. Classic Driver war mit dabei.

Wir bei Classic Driver waren immer engagierte Befürworter eines erweiterten Festivals, das sich rund um den Concorso d'Eleganza Villa d'Este der Autokultur verschreibt: Nennen wir es eine Como Car Week! Zum einen ist Italien im Frühling einfach zu schön, um nur an einem kurzen Wochenende erlebt zu werden, zweitens ist das geographische Dreieck, das von Como, Mailand und Turin gebildet wird, reichlich mit Automobilgeschichte gesegnet. Es gibt folglich genügend Orte und Gelegenheiten, ein dem Monterey Car Week als Auftakt zum Pebble Beach Concours ähnliches Format zu entwickeln. Mit dem FuoriConcorso hat eine weitere automotive Veranstaltung im Kalender Platz gefunden. Nun haben die Organisatoren des Concorso d'Eleganza Villa d'Este und dessen Förderer, die BMW Group, ebenfalls ihren Spielraum erweitert. Am Mittwochabend versammelten sich einige der diesjährigen Teilnehmer in Mailand zu einem Dinner im weltberühmten Opernhaus Teatro alla Scala.

Früh am Donnerstagmorgen stellten sich die Concours-Fahrzeuge auf der Piazza della Scala auf – ein Anblick, der selbst verwöhnte und stilbewusste Großstädter in ihrer frühmorgendlichen Hast innehalten ließ. Mailändern begegnet Schönheit in allen möglichen Formen, aber selten dürften sie auf dem Weg zur Arbeit einen Alfa Romeo 6C Villa d`Este oder einen Aston Martin DB4 GT bestaunt haben. Viele der Autos waren nicht nur eine Augenweide, sondern auch geschichtsträchtig: Ein in Kalifornien beheimateter Alfa Romeo TZ von 1964 kehrte zum ersten Mal wieder in die Stadt seines Ursprungs zurück, dort, wo Zagato in den sechziger Jahren dessen Karosserie entworfen hatte. Mehr Mailänder Sammlerauto geht eigentlich nicht. Ein weiterer kleiner, aber begeisterungswürdiger Leichtbau-Rennwagen aus den USA war der Porsche 356 B Carrera Abarth GTL von 1961 mit beeindruckendem Endrohr. 

Neben einem Bristol 404 One-off-Prototyp mit Heckfinnen parkte ein Citroen SM, der den Weltrekord zu Land erzielte und ein perlweißer Maserati MC12, eine kleine Auswahl, die unsere Lust auf mehr von diesen Kostbarkeiten weckte. Wenn man diese einmaligen Automobile hier im Herzen von Mailand betrachtet, sieht wie ihre sonderangefertigten Formen in der Morgensonne schimmern und dann diesen Motoren lauscht, die mühelos den Mailänder Mix aus hupenden Vespas und rumpelnden Straßenwagen übertönten, dann kann es doch keinen besseren Weg geben, sich für den Concorso d'Eleganza Villa d'Este in Stimmung zu bringen.

Für uns geht es beim Concorso d'Eleganza aber nicht einzig darum, fantastische Automobile zu entdecken, sondern auch um die Chance, sich mit wahrhaft passionierten Menschen auszutauschen, bei denen Benzin in den Adern fließt. Erst am vergangenen Wochenende fuhr der Bewahrer der Pearl Collection mit seinem Alfa Romeo 8C Monza bei m Monaco Historic Grand Prix. Am Montag war der Alfa schon wieder in der Schweiz für einen kurzen Motorencheck. Kotflügel und Frontscheinwerfer wurden montiert und flugs steuerten Fahrer und Auto Richtung Mailand. Nach einer temperamentvollen Passage durch den Gotthardtunnel reihten sich der Vorkriegsrennwagen und sein kühner Fahrer bei der Prelude Tour von Mailand nach Como ein – ein beeindruckender Vorgeschmack auf die nächsten Tage. Hatten wir eigentlich schon erwähnt, dass das andere Auto des Alfa-Eigners der nicht minder anbetungswürdige Bugatti Type 59 ist, der beim Wettbewerb vor der Villa d'Este vorgefahren wird? 

Eskortiert von der örtlichen Polizei, rauschten die Autos nordwärts durch den morgendlichen Berufsverkehr in Richtung Comer See und dem Zielort der Prelude Tour – Cernobbio. BMW Classic hatte uns eingeladen, die Tour in einem mega coolen BMW 3.0 CSL im legendären Farbton Golf Yellow mitzufahren. Sie dürfen sich gerne vorstellen, dass wir genüsslich auf der Autostrada in echtem 70s Style entlangrollten, den Italo-Pop im Radio mitsangen, Teil einer Flotte grandioser, historischer Automobile.

Bereits in der Peripherie von Mailand, im unscheinbaren Industrieviertel Rho, verließ die Parade die Autobahn, um den ersten Pit Stop anzusteuern. Untergebracht in einer unauffälligen Lagerhalle pflegt die berühmte Carrozzeria Touring Superleggera die hohe Kunst der Sonderanfertigung mit ihren ausgezeichneten Klassiker-Restaurierungen und aktuellen limitierten Sammlerautos. Viele der Automobile, die über die Jahre zu den Highlights des Concorso d'Eleganza Villa d'Este zählten, wurden tatsächlich in dieser einst von Carlo Felice Anderloni gegründeten Mailänder Werkstatt entworfen und gebaut. Nachdem wir schnell einen Sneak Peak auf Tourings jüngste Projekte erhascht hatten und David Sydoricks mythischen Ferrari 250 GT Zagato entdeckten, der lässig vor der Zagato-Werkstatt nebenan parkte, stiegen wir beglückt wieder an und fuhren Richtung Ziel.

Um fair zu sein: Es gibt tatsächlich schöneres Asphalt in Italien, als die Landstraßen zwischen Mailand und Como, aber hier im industriell geprägten Norden wurden die meisten der Ikonen gebaut. Insofern ist diese Kulisse einer Parade von Concours-würdigen Autos durchaus angemessen. Abgesehen davon wird das Grand Hotel Villa d`Este, dessen vornehme Anlage sich bis zum Seeufer erstreckt, in Sachen italienischer Eleganza diesem Anspruch mehr als gerecht. 

Am Hafen von Cernobbio angekommen für das alljährliche Gruppenfoto, während örtliche, fotografierende  Schaulustige mit den top Car Spotters dieser Welt um den perfekten Blickwinkel buhlten und die Holzboote auf den glitzernden Wellen des Lago di Como tänzelten, erscheint die Vorstellung einer kompletten Woche von automobilem Spektakel mit dem Concorso d'Eleganza Villa d'Este als Krönung dieser Extravaganz doch wie eine ausgesprochen sinnvolle Idee.

Fotos: Remi Dargegen für Classic Driver