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Hinter den Kulissen des unglaublichen Bamford Watch Department

Letztes Jahr haben wir einen Nachmittag in der wunderbar exzentrischen Autosammlung von George Bamford verbracht. Jetzt wollte Classic Driver erfahren, wie die andere Hälfte des Work/Life Balance dieses erfolgreichen Uhrenunternehmers tickt.

„Mein Vater hielt nichts von silbernen Löffeln im Mund, seine Haltung war: lerne auf deinen eigenen Beinen zu stehen”, erzählte uns George Bamford, als wir ihn letztes Jahr in seinem ländlichen Refugium besuchten. „So hat er das gemacht - es bedeutet, dass man nicht im Schatten eines anderen lebt”, sagte Bamford, während er den Aufstieg seines Vaters vom Karrenmacher zum Führer des Erdbewegungsgiganten JCB beschreibt.

Es war diese Einstellung zusammen mit dem Familienmotto, welches sich als „nie zufrieden” übersetzen lässt, das ihn bewog, sich mit einem eigenen Unternehmen selbständig zu machen, anstatt irgendwann selbst ans Steuer des Tankers JCB zu treten und den bereits erfolgreichen Kurs beizubehalten. Um einen tieferen Einblick in die Geschichte des Bamford Watch Department von den schicksalhaften Anfängen bis zur Spezialisierung auf individualisierte Uhren zu erhalten, besuchten wir die Zentrale in London.

Das Bamford Watch Department (BWD) befindet sich in einem diskreten fünfstöckigen Stadthaus in Mayfair, einen Neuner-Eisen-Schwung entfernt vom legendären Dorchester Hotel. Ein subtiles „B” auf dem Türknopf ist der einzige Hinweis auf das, was einem in den oberen Stockwerken erwartet. Wir werden in eines der beiden Kundenräume geführt, wo wir gerade noch ein wenig Zeit haben Memorabilien der Uhrmacherei zu betrachten, wie beispielsweise ein Modell der Concorde in der charakteristischen schwarzen BWD-Optik. Dann kommt George zur Tür herein, Aktenkoffer an der Hand. Bevor er die Schlösser aufspringen lässt, nimmt er uns ein paar Schritte zurück in der Zeitrechnung.

„Ich habe mit ein paar klassischen Rolex-Modellen angefangen, mit der Customisation zu experimentieren. Aber schon vorher hatte ich begonnen, Uhren zu sammeln. Als ich ein Teenager war, gaben mir meine Eltern eine Breitling Navitimer zu Weihnachten - und damit fing meine 'Love Affair' mit Uhren an. Sie war nicht besonders teuer, aber ich liebte sie. Ich nahm sie komplett auseinander, um dieses kleine Mechanik zu verstehen, das Uhrwerk, die winzigen Schrauben. Es war alles ungemein faszinierend.”

„Dann begann ich mit Uhren zu handeln: Modelle von Heuer, Omega und so weiter. Ich unterhielt einen Tauschhandel mit meinen Freunden oder ging zum Flohmarkt und sagte: Ich habe zwei Omegas, kann ich dafür eine Monaco haben? So schuf ich nach und nach meine eigene Sammlung, sehr langsam und mit wenig Geld.” 

„Etwas später erhielt ich zu einem wichtigen Geburtstag eine klassische Rolex Daytona mit schwarzem Zifferblatt. Ich war wie von Sinnen, denn sie war das coolste Ding, das ich in meinem Leben bekommen hatte. Dann war ich auf einer Dinner Party und alle trugen die gleiche Uhr - etwas, das ich für den Höhepunkt gehalten hatte, erwies sich als relativ normal. Als wäre man bei einer Automobilveranstaltung mit einem Auto, das man für außergewöhnlich hält und dann sind da zwanzig andere mit derselben Ausstattung. Nach diesem Essen überlegte ich, wie ich aus meiner Daytona wieder etwas Besonderes machen konnte.”

„Also fing ich damit an, zwei klassische Plexiglas-Rolex-Modelle zu individualisieren. Die Submariner und die GMT bekamen jeweils ein sehr einfaches Design mit einem schwarzen Ziffernblatt, einer schwarzen Ummantelung, die ich zusammen mit einem Materialspezialisten von JCB entwickelte, eine schwarze Einfassung und ein Nato-Armband. Damals war mein Beruf Auto- und Modefotograf, ich wollte eigentlich nicht mit dem Individualisieren von Uhren Geld verdienen, sondern das nur für mich selbst machen. Eine überreichte ich meinem Vater als Dankeschön für die Daytona, die andere habe ich bis zum heutigen Tage behalten. Ich bin in Urlaub gefahren und als ich zurück war, hatte ich 25 Bestellungen. Da war mir klar, dass ich auf eine Geschäftsidee gestoßen war.”

Und was für eine. Seit der Gründung 2003 hat das Unternehmen verschiedene themenbezogene Produktlinien entwickelt, die sich von Kultphänomenen wie die Peanuts, Star Wars und dem Comic-Helden Popeye inspirieren ließen. Daneben gab es noch eine Reihe von limitierten Editionen, deren Design BWDs patentiertes militärisches Titan- und Graphitpartikel-Beschichtungen beinhaltet. Endlich wird der Aktenkoffer, der so undurchdringlich wie die kugelsichere Eingangstür wirkt, geöffnet: George zeigt uns einige seiner handverlesenen Highlights zu denen nicht nur Modelle von Rolex, sondern auch von Panerai und Patek Philippe zählen. 

Sollte ein Kunde einmal kein Design entdecken, das ihm gefällt oder keines über den BWD Online-Konfigurator entwerfen können - der übrigens höchst verführerisch ist, wenn man ein paar Stunden Zeit erübrigt -, dann kann man sich immer noch eine persönliche Konsultation gönnen. Nach einer Tour der makellosen Arbeitsräume im obersten Stockwerk der Stadtvilla forderten wir Bamford zur Umsetzung des Firmenmottos heraus: „Wenn Sie es sich vorstellen können, wir bauen es”. innerhalb von fünfzehn Minuten durchliefen wir den Beratungsprozess im Eiltempo und bekamen drei Rolex-basierte Designs für eine maßgeschneidertes „Classic Driver x Bamford”-Uhr präsentiert, die nicht nur unsere Farben, sondern eine große Portion von George Bamfords Kreativität zur Schau stellte.

Nur wenige haben das Vergnügen, den Unterhalt in einem Metier zu verdienen, das von der eigenen Leidenschaft befeuert wird. George hat vor, den Erfolg des Watch Department noch weiter auszubauen. „Ich habe noch keinen coolen Namen für die Unternehmung. Ich schreibe einfach meinen Namen auf das Zifferblatt - das ist die beste Garantie, die man abgeben kann.”

Fotos: Amy Shore für Classic Driver © 2016