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Design Masters: Carlo Felice Bianchi „CiCi“ Anderloni

Carlo „Cici“ Anderloni gilt als das Design-Mastermind hinter der Carrozzeria Touring. Mit dem Ferrari 166 MM Sport Spider gelang dem Designer und Sohn des Touring-Gründers Felice Bianchi Anderloni im Jahr 1948 einer der großen Würfe der Automobilgeschichte.

Design Masters: Carlo Felice Bianchi „CiCi“ Anderloni
„Jeden Tag kam mein Vater mit einem anderen Auto nach Hause zum Mittagessen", erinnert sich Carlo Anderloni einst. „Von den schönen Karossen war ich so beeindruckt, dass ich später auch das machen wollte, was mein Vater tat – Autos bauen“. Dass sich dieser frühe Kindheitstraum später erfüllen sollte, damit hatte der Sohn des Carrozzeria-Touring-Gründers wohl selbst nie ganz gerechnet.

Design Masters: Carlo Felice Bianchi „CiCi“ Anderloni
Design Masters: Carlo Felice Bianchi „CiCi“ Anderloni Design Masters: Carlo Felice Bianchi „CiCi“ Anderloni

Nach einem Ingenieurs-Studium an Italiens größter technischen Universität, der Politecnico di Milano, stieg der junge Designer 1945 in die väterliche Firma ein. Eines seiner ersten Projekte, war die Entwicklung des Bristol 401. Neben dem Design, betreute der praktisch veranlagte Anderloni auch vor Ort im britischen Filton den Fertigungsprozess des, von Touring entwickelten Superleggera-Bauprinzips – jenem Leichtbauverfahren, dass der Karosseriebauer erfolgreich Lizensierte. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters 1948 leitete Anderloni, gemeinsam mit dem zweiten Touring-Gründer Gaetano Ponzoni, die Geschicke der die Firma. Gleich das erste Projekt sollte über Erfolg und Misserfolg des jungen Firmenchefs entscheiden: Ferrari beauftrage Touring mit dem Design seines neuen Models 166. CiCis Entwurf des offenen Ferrari 166 MM sorgte auf dem Genfer Autosalon 1948 für viel Aufsehen und sollte dem jungen Mann auch später noch viel Anerkennung einbringen. „Wenn das Design den Leuten nicht gefallen hätte, wäre es mit unserer Firma vorbei gewesen. Man hätte mir nicht zugetraut, Touring so erfolgreich wie mein Vater zu führen“ erinnert sich Anderloni. Er war es im Übrigen, der den Namen „Barchetta“, also Bötchen, für die offenen Ferrari prägte.


Design Masters: Carlo Felice Bianchi „CiCi“ Anderloni Design Masters: Carlo Felice Bianchi „CiCi“ Anderloni

Durch die Lizensierung der „Superleggera“-Bauweise bestand eine enge Verbindung zu Aston Martin. Die Linien der berühmten Aston-Martin-Modelle DB4 und DB5 stammen ebenfalls von CiCi Anderloni und dem Toruing Kreativ-Direktor Federico Formenti. Die beiden Kreativen entwickelten einige der elegantesten und schönsten Automobile der Geschichte, dazu gehören der Alfa Romeo 6C 2500 SS Villa d’Este, der Maserati 3500 GT Spider und die Lancia Flaminia 2500 GT. Auch am Design des Alfa Romeo 2000 und 2600 Touring Cabrios war Anderloni maßgeblich beteiligt. Neben Ferrari vertraute auch Lamborghini den Turinern und so entwarf das Autodesign-Duo den Lamborghini 400 GT. Ebenfalls von Touring stammt der Entwurf des Lamborghini Tigre, auf dessen Basis Bertone den P400 Miura nach der Pleite von Touring 1966, realisierte.

Die wachsende Konkurrenz unter den italienischen Karosseriebauern wuchs von Jahr zu Jahr und aus Angst einen Kunden an einen Mitbewerber zu verlieren, war man allseits bereit, große Risiken einzugehen. So auch Touring, die nach einem geplatzten Großauftrag der Rootes Group (dem Bauer des Sunbeams) 1966 ihre Tore schließen musste. Anderloni wechselte als Direktor in das Centro Stile – Designabteilung von Alfa Romeo. Später wechselte er zum Karosseriebauer DI.PRE.CAR, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb. Bis zu seinem Tod am 7. August 2003 war Anderloni in der Jury des Concorso d'Eleganza Villa d'Este aktiv und beriet – ohne Gage – junge Designer und Automobilprojekte.
 

Weiterführende Links

Alles über die Wiedergeburt der Carrozzeria Touring und die neue Disco Volante lesen Sie in unserem Touring-Spezial.

Der gezeigte Alfa Romeo 200 Touring Spider steht bei Classic-Driver-Händler Steenbuck Automobles zum Verkauf.

 


 

Fotos: Privates Archiv Anderloni, RM Auctions, Bonhams, Steenbuck Automobiles