Porsche werden weltweit gefeiert – von Stuttgart bis Los Angeles. Aber wenn Sie auf der Suche nach der lebendigsten und buntesten Gruppe innerhalb der weltweiten Porsche-Community sind, empfehlen wir Ihnen einen Besuch in Bangkok. Im September verbrachten wir eine Woche in der thailändischen Hauptstadt, um an der Eröffnung von Curvistan Bangkok teilzunehmen – einer neuen Spielwiese für Porsche-Liebhaber, vom kreativen Mastermind Stefan Bogner und dem thailändischen Unternehmer Chanond Ruangkritya kuratiert, um das kommende Luxus-Hochhaus, den ersten Porsche-Design-Tower Asiens, anzukündigen. Das Herzstück der Ausstellung war ein erstaunlich eleganter, perlweißer Porsche 911 SWB aus dem Jahr 1966 aus der Sammlung von Sihabutr Xoomsai oder „Tenn“, wie er von seinen Freunden genannt wird – eine weitere führende Persönlichkeit der aufregenden Autoszene der Stadt.
Tenn ist nicht nur ein erfolgreicher Filmregisseur und begeisterter Porsche-Sammler, sondern auch der Mann hinter der asiatischen Version der berühmten kalifornischen Luftgekühlt-Events. Seine Veranstaltungsreihe „Das Treffen“, die jedes Jahr im Dezember stattfindet und von Porsche Asia Pacific und Porsche Thailand unterstützt wird, zieht Autoliebhaber aus ganz Südostasien an. Im vergangenen Jahr begrüßte das Treffen 8 über 500 Porsche aus der bewegten Geschichte der Marke auf der Kartbahn Impact Speedpark in Muang Thong Thani, Bangkok. Am 15. Dezember kehrt Das Treffen 9 nun dorthin zurück, mit dem Thema „Limited Edition“ und damit einigen der seltensten und exklusivsten Porsche-Sportwagen, die jemals in Zuffenhausens kultiger Sonderwunsch-Abteilung entstanden. Wir haben uns mit Tenn zusammengesetzt, um mehr zu erfahren.
Zunächst würden wir gerne wissen, woher Deine Begeisterung für Autos kommt. Was sind Deine ersten Erinnerungen an ein Auto, das Dich angemacht hat?
Mein Vater ist ein car guy. Er liebt Lancia, Alfa Romeo. Aber mein Dad ist auch ein Familienmensch, daher schaute er auch immer nach sportlichen Limousinen. Witzigerweise kaufte er sie aber nicht für sich, sondern für meine Mom. Er ist Fotograf, immer sehr beschäftigt, und braucht auch Platz für sein Equipment. Daher musste meine Mom diese Hochleistungs-Saloons fahren – was sie hasste (lacht). Wir fuhren also mit diesen verrückten europäischen Autos überall hin, so lernte ich, das Autos unterschiedlich sein können.
Heutzutage bist Du ein echter Porsche guy. Wie hast Du Dich in diese Marke verliebt?
Als autoverrückter junger Bursche in den 80er-Jahren blätterte man durch Automagazine und sammelte Poster von Porsche 930, Lamborghini Countach oder irgendwelchen Ferrari. Doch irgendwie sprach mich Porsche besonders an. Ich mochte die Form des 911, sie eroberte mein Herz. Mein erster Porsche war jedoch ein 964 Cabriolet. Ich suchte erst nach einem Coupé, fand jedoch keins, also nahm ich den Offenen. Ich nutzte ihn zwei oder drei Jahre als daily driver.
Du bist der Organisator von Das Treffen, dem jährlichen Porsche Meet hier in Bangkok. Wie fing es damit an?
Vor zehn Jahren wurde ich von einem Freund angesprochen, der die Rechte zur Herausgabe eines Magazins mit dem Titel „GT Porsche“ in Thailand erworben hatte – und mich fragte, ob ich als Chefredakteur fungieren wolle. Ich mochte die Idee, es zu einem waschechten Porsche Magazin zu entwickeln. Zu jener Zeit begannen überall auf der Welt Porsche Treffen aus dem Boden zu sprießen. Und ich dachte mir, dass wir auch hier eines haben können. Denn mit Hilfe des Magazins kann man unterschiedliche Gruppen zusammenbringen. So kam es zu der Idee mit Das Treffen und zum Grundsatz: Wenn Du einen Porsche fährst, bist Du Teil der Show. Keine Diskriminierung, kein Ausschlussverfahren, jeder Porsche-Fahrer und jede Porsche-Fahrerin sind willkommen. So setzten wir mit Hilfe meiner Freunde der Renndrive Crew das Konzept um. Nachdem wir das Treffen dreimal veranstaltet hatten, wurden wir von Porsche Asia Pacific angesprochen, die uns ihre Unterstützung anboten. Das gab uns einen mächtigen Schub – sie halfen uns auf vielfältige Weise, vernetzten uns mit Menschen auf der ganzen Welt, ließen aber unsere Identität.
Es scheint gut funktioniert zu haben: In wenigen Tagen wirst Du die 9. Auflage von Das Treffen mit mehreren hundert Fahrzeugen feiern.
Yeah! Im letzten Jahr bei das Treffen 8 hatten wir rund 650. Sie kamen aus ganz Thailand, aber auch aus Malaysia und Singapur, sogar Vietnam. Es hat sich zu einem südostasiatischen Ding entwickelt, was echt cool ist.
Du kommst regelmäßig in der Welt herum – im letzten Jahr haben wir uns bei Porsches 75-Jahre-Feier in Zuffenhausen getroffen. Wie würdest Du die Thai-Porsche-Szene im Vergleich zu anderen Communitys beschreiben?
Thailänder sind sehr gesellig, wir sind gerne zusammen. Wir lieben es, neue Menschen zu treffen und sie in unsere Gruppe oder Kultur einzuführen. Wir sind generell sehr gastfreundlich, positiv und aufgeschlossen – das liegt in unserer Natur. Es spielt keine Rolle, auf welche Weise jemand sein Auto modifiziert. Wir versuchen, die Motive jedes Einzelnen zu verstehen, warum jemand dies und das mag. Wir sind auch nicht zu direkt. Daher kommen wir gut miteinander aus – und neu Hinzugekommene auch gut mit uns!
Du bist gut befreundet mit Stefan Bogner, dem Herausgeber von Curves und Kurator von Curvistan Bangkok. Wie habt Ihr Euch getroffen?
Ich denke, ich habe Stefan erstmals bei Das Treffen 4 getroffen. Er wurde mir von Yannick Ott von Porsche Asia Pacific vorgestellt – doch kannte ich ihn auch schon durch Instagram. Seitdem haben wir zusammen einige Roadtrips unternommen, sowohl in Thailand als auch in Europa, alle durch die Alpen.
Du pflegst auch eine Community namens Renndrive. Stimmt es, dass Ihr Euch jeden Sonntag trefft?
Ja, Renndrive ist meine Crew, sind meine Freunde. Vor etwa zwölf Jahren begannen wir, diese zwanglosen Sonntags-Touren zu organisieren. Wir machten Fotos und posteten sie auf Social Media, worauf sich uns immer mehr Leute anschlossen. Bald hatten wir statt fünf 20 Autos zusammen. Und das Konzept funktioniert bestens: Nach einer Woche, in der man nur Nachrichten beantwortet, entspannt man sich am Sonntag allein durch eine solche Ausfahrt. Der Sonntagmorgen ist ruhig, die Straßen sind leer. Wir sind nur zwischen 9 und 12 Uhr unterwegs, so bleibt genug Zeit für die Familie und man ist zum Lunch wieder zuhause. Niemand kommt in Probleme (lacht). Jedes Jahr machen wir daneben auch drei bis vier längere Trips – dann erforschen wir die Berge im Norden von Thailand oder die Strände im Süden.
Was sind denn Deine Lieblingsstraßen in Thailand?
Wenn Du diese kurvigen, schwungvollen Passagen magst, muss Du in den Norden fahren. Davon gibt es viele – und es werden ständig neue gebaut, um all diese Dörfer zu verbinden. Und sie halten die Strecken dort in einem ziemlich guten Zustand.
Jetzt sind wir aber neugierig, mehr über Deine eigenen Autos zu erfahren. Kannst Du ins wissen lassen, was heute in Deiner Garage steht?
Neben dem weißen SWB ein klassischer 911 Turbo, ein zurückdatierter 911 ST, ein Cayman S, ein Boxster Spyder, ein Cayenne Off-road-Umbau und zwei Restaurationsprojekte – ein 924 und ein 996 Carrera 4S. Wenn er fertig ist, möchte ich damit nach Stuttgart fahren.
Du möchtest den Carrera nach Stuttgart fahren? Von Bangkok?
Ja! Es ist der Aufbau eines Unfallautos, daher machen wir aus ihm vielleicht einen Safari-Restomod. Wir wollen damit den ganzen Weg von Bangkok nach Zuffenhausen zurücklegen, das wird rund zwei Monate dauern. Und die Fahrt des Lebens! Durch Laos, dann hoch nach China, wo wir längere Zeit verbringen werden. Dann nach Kasachstan, ein paar Tage in Russland, ehe wir in Osteuropa ankommen: Türkei, Griechenland, Bulgarien, da gibt es überall fantastische Straßen. Wir haben unsere Pläne noch nicht veröffentlicht, aber sobald wir es getan haben, wird es vermutlich keinen Weg mehr zurückgeben (lacht). Zuerst dachten die Leute, wir wären verrückt, doch jetzt lieben sie die Idee. Es ist schon lustig, wie sich Dinge innerhalb weniger Monate verändern können.
Du bist nicht nur Porsche Sammler und Event-Organisator, sondern auch Filmregisseur. Hilft das bei allem, was Du machst?
Ja, ich bin ein Filmregisseur, für TV Commercials. Ich habe am Art Center College of Design in Pasadena studiert und dort in den 1990er-Jahren meinen Abschluss gemacht. Neben meiner eigentlichen Arbeit betreibe ich noch einen YouTube-Kanal über meine Porsche Passion, dort dokumentiere ich auch unser Road trips in Form von Kurzfilmen.
Gibt es noch einen Porsche, den Du gern in Deiner Sammlung hättest?
Ich mag Turbos und Autos, die schnell und komfortabel sind. Daher einen 992 Turbo and einen neuen „Dakar“ – das wäre großartig. Aber ich vermute, sie sind so schnell, dass ich auf unseren Road trips nicht mehr viel von den schönen Straßen und Landschaften sehen würde (lacht).
Fotos: Stefan Bogner