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Arthur Touchot von Phillips entführt Sie in die Welt der Rolex Daytona

Seit Paul Newman ist die Rolex Daytona eine Ikone unter den Uhren. Vor der Daytona Ultimatum-Auktion von Phillips am nächsten Wochenende, besuchten wir mit einem hinreißenden Ferrari Daytona den Experten Arthur Touchot. Er erklärt, weshalb eine Volumenuhr zum Star einer Branche avancierte.

Man kann die Bedeutung des Weltrekords von 17,8 Millionen Dollar für Paul Newmans „Paul Newman” Rolex Daytona im letzten Oktober nicht hoch genug einschätzen. Es ist auch nur passend, dass Newman, der Mann, der wohl die Gemeinde der Uhrensammler erst begründet hat, dank seiner persönlichen Allure einen neuen Glanz auf diese Welt warf und damit eine Welle jüngere Sammler für Zeitmesser begeistern konnte - nicht zuletzt wegen der Seltenheit und dem Rang einiger klassischer Uhren.

Sieben Monate nach dem Sensationsverkauf präsentiert Phillips mit „Daytona Ultimatum” eine thematisch zusammengefasste Kollektion aus 32 der seltensten Rolex Cosmograph Daytonas, die in Zusammenarbeit mit Pucci Papaleo kuratiert wurden - ein weltweit anerkannter Daytona-Spezialist, der dieser Uhr auch viele Bücher gewidmet hat. „Viele dachten, es läge auf der Hand, so kurz nach dem Verkauf der  „Paul Newman” eine Daytona-Versteigerung abzuhalten”, erzählt Arthur Touchot, verantwortlich für Digital Strategy und Uhrenspezialist bei Phillips. „Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Druck hat sich erhöht, denn die Uhren, die wir ausgesucht haben, werden nun viel genauer unter die Lupe genommen.”

Wir wollen erst gar nicht versuchen, irgendeine Verbindung zwischen der Rolex Dayona und dem Ferrari Daytona herzustellen. Der Gesprächstermin war einfach eine wunderbare Gelegenheit, zwei Klassiker des Designs ins Spiel zu bringen. Anders als der von Pininfarina gezeichnete Ferrari, der 1968 als luxuriöse Grand Tourer Premiere feierte, entstammte die Rolex bescheideneren Anfängen - sie wurde als günstiger, nur in Stahl erhältlicher Sportchronograph für den Alltag gebaut.

Wenn überhaupt, findet Touchot, dann hat diese Rolex mehr mit dem Porsche 911 gemein. „Wie dieser Porsche wurde auch sie 1963 vorgestellt. Es gibt Hunderttausende Rolex Daytonas, und jeder begehrt sie. Aber für wahre Enthusiasten zählen nur einige wenige wirklich wichtige Exemplare, die man für die eigene Sammlung möchte.” Wie zu erwarten, findet man genau diese Solitäre im Katalog zur Daytona Ultimatum-Versteigerung. 

Die ursprüngliche Cosmograph Daytona Referenz 6239 - Touchot hat sich übrigens mit einem wunderbaren Exemplar aus dem Büro geschlichen, um den fantastischen Ferrari 365 GTB/4 „Daytona” in Gunmetal kennenzulernen - wurde 1963 lanciert, gefolgt von Referenz 6238, die heute als „Pre-Daytona” bekannt ist. „Jede Veränderung des Designs bei der ersten Cosmograph Daytona sollte die Lesbarkeit und Alltagstauglichkeit des Chronographen erhöhen”, erklärt Touchot, „Deswegen ist die Tachymeterskala auf der Lünette statt auf dem Zifferblatt und den kleinen Fenstern.” Jede Veränderung, die Rolex über die Jahre an der Daytona vorgenommen hat, diente in der Tat der verbesserten Lesbarkeit der Anzeigen, und deshalb gibt es so viele Variationen dieses Modells.

„Double Swiss”, „Big Red”, „Panda”, „T Swiss T” und „Underline” - wohl kaum ein anderer moderner Zeitmesser besitzt so viele Nuancen wie die Rolex Daytona. Für Touchot ist das auch der Grund, weshalb diese Uhr Sammler fasziniert. Schließlich waren es die Sammler, die diese Spitznamen erfanden, um spezifische seltene Referenzen mit den unterschiedlichen Merkmalen am Gehäuse und den Zifferblättern kennzeichnen zu können. Im Lauf der Zeit hat diese Praxis dazu geführt, dass die einzelnen Variationen enorm an Wert gestiegen sind.

Ein Beispiel dafür ist Los 17, Referenz 6263 „Ricciardi Panda” (geschätzt: 400.000 - 600.000 CHF). „Etwa 1967 bestellte Rolex beim Zifferblatthersteller Singer etwas, das man seinerzeit ein „exotisches” Zifferblatt nannte. Rolex hat sie bei diesen Referenzen verbaut, aber bald entdecken müssen, dass wenige Kunden sie wollten. Rasch wurde Singer gebeten, diese Produktion einzustellen - so kommt es, dass wir diese extrem seltene Daytona haben.” Ironie der Geschichte: Eine der heute seltensten und wertvollsten Daytonas verdankt ihren Wert dem Desinteresse der Kunden.

Die „John Player Special” liegt Touchot besonders am Herzen, eine besonders rare Referenz 6241 aus 18-karätigem Gelbgold (500.000 - 1 Million CHF). „Sie besitzt überhaupt keinen Bezug zu John Player oder dem Formel 1-Team, außer durch ihr aufwändiges Farbschema in schwarz und gold. Weil nur rund 300 Stück gefertigt wurde, zählt sie nicht nur zu den seltensten Uhren der Daytona-Familie, ihr Design spricht mich persönlich ganz stark an.”

Obwohl sie wie jede andere „normale” Referenz 116520 aus den 2000er Jahren aussieht, macht die Gravur auf der Gehäuserückseite von Los 24 - „Winner 2009 24 Heures du Mans” - sie zu unserem unbestrittenen Liebling im Auktionskatalog. David Brabham erhielt diese Rolex nach seinem Gesamtsieg 2009 in Le Mans auf Peugeot, zugleich ist es die einzige Uhr dieser Sammlung, die nicht im Handel erhältlich war. Der Glückliche, der sie ersteigert, hat für künftigen Gesprächsstoff ausgesorgt. 

Doch der unbestrittene Star der Auktion ist die „Unicorn”, von der man in Kennerkreisen vernutet, dass sie die einzige, je angefertigte Rolex Daytona in Weißgold  darstellt. Sie stammt aus der Sammlung des berühmten Rolexsammlers und Autos John Goldberger, der behauptet hatte, sich gerade von dieser Uhr nie zu trennen. „Als wir diese Versteigerung ankündigten, war die „Unicorn” noch nicht dabei”, erinnert sich Touchot. „Dann rief John plötzlich bei Aurel Bacs an und teilte ihm mit, dass diese Uhr für Charity verkauft werden würde. Aurel war fassungslos, rief gleich bei mir, immer noch ungläubig und enthusiastisch, an.” Die Uhr dürfte vermutlich für über 3 Millionen Schweizer Franken unter den Hammer kommen, wenn sie am kommenden Wochenende im Hotel La Réserve in Genf aufgerufen wird - eine würdige Nachfolge der „Paul Newman”.

Mit Einstiegspreisen von 50.000 Franken mag man sich fragen, weshalb diese Rolexuhren so wertvoll sein sollen. Vor allem im Vergleich zu den Stücken der „Heuer Parade”-Auktion, eine andere spezielle Markenversteigerung von klassischen Heueruhren, die Phillips erst kürzlich abhielt. Touchot glaubt, dass in der Schönheit des Daytona-Designs begründet ist, eine Ästhetik, die über Uhrendesign selbst hinausweist. 

„Gerade wenn wir von Design sprechen, dann üben die 50 Jahre alten Daytonas immer noch einen großen Reiz auf heutige Sammler aus”, stellt er fest. „Die Gestaltung war von Anfang so überzeugend, dass Rolex wenig an ihr verändern musste - heutige Uhren weisen natürlich ein paar Unterschiede wie eigene Uhrwerke und keramische Lünetten auf, aber letztlich entstammen alle ästhetischen Komponenten der Referenz 6239.” Ähnlich wie bei den Heuer-Modellen und anderen alten Zeitmessern, basiert die Wertentwicklung auf Seltenheit und Zustand. Manche Lose im Daytona Ultimatum-Katalog wirken, als hätten sie nie Bekanntschaft mit einem Armgelenk gemacht.

Die Herausforderung für Touchot und die anderen Experten ist, Newcomer in der Welt der Uhren auf die Komplexität und den Detailreichtum dieser Stücke aufmerksam zu machen. „Wenn ich Ihnen ein einzigartiges Kunstwerk von einem bestimmten Künstler präsentiere, dann werden Sie dessen persönlichen Wert für Sie sofort erfassen. Aber wenn es sich um zwei Rolex Daytonas mit der Referenz 6239 handelt, eine mit einem Underline, eine ohne, müsste ich Ihnen den Unterschied erklären, auch weshalb das signifikant ist und warum eine teurer als die andere ist.”

Man muss auch bedenken, dass Rolex anders als Hersteller wie Breguet oder Patek Philippe nicht so sorgfältig Buch über die Tausende von gebauten Uhren führte. Keiner konnte auch vorhersehen, dass diese Sportuhren eines Tages Hunderttausende, gar Millionen Dollar kosten würden.

Für Touchot ist es ein andauernder Lernprozess. Aus diesem Grund werden erstmals alle Lose der Daytona Ultimatum-Auktion als Ausstellung zu den weltweiten Phillips-Niederlassungen reisen, um diese Ikone den Menschen näherzubringen und um möglicherweise die eine oder andere neue Information zu erfahren. Denn seit dem spektakulären Verkauf der „Paul Newman” haben sich immer mehr Menschen bei Phillips gemeldet, die diese Uhr als Erbstück besitzen oder gefunden haben, ohne etwas über ihren Rang zu wissen. Jede persönliche Geschichte rund um die Daytona gibt ihrerseits Einblicke in das Werk von Rolex während verschiedener Epochen. Für Touchot ist dieses Phänomen allenfalls die Spitze des Eisbergs. Er vermutet, dass es eine ganze Reihe bisher unentdeckter Daytonas auf der Welt gibt.

Letztlich hat der Verkauf von Paul Newmans Uhr dazu geführt, dass die Rolex Daytona von einem begehrenswerten Sammlerstück zu einer Art kulturellen Sensation avanciert ist. Und wie Touchot selbstbewusst anmerkt, längst einen eigenen Markt darstellt. „Die Daytona wuchs ständig an Wert, seit Bilder von Newman mit seiner Uhr in den siebziger Jahren in den Zeitschriften auftauchten”, resümiert er. „Seit diese Uhr im letzten Jahr unter den Hammer kam, entwickelte sich ein eigener Daytona-Handel. Die Vielfalt bei dieser Uhr ist so reichhaltig, dass man sich darauf beschränken könnte, nur Daytonas zu sammeln und fände trotzdem immer wieder einen Grund, eine neue dazu zu kaufen. So wie jeder in den siebziger und achtziger Jahren unbedingt eine Rolex Bubbleback haben musste, so wurde die Daytona zur ultimativen klassischen Armbanduhr unserer Generation.”

Fotos: Robert Cooper für Classic Driver © 2018

Sie finden den kompletten Katalog der Phillips Daytona Ultimatum-Auktion am 12. Mai im Hotel La Réserve in Genf im Classic Driver Markt.

Zugleich finden Sie den Ferrari 365 GTB/4 „Daytona” in Gunmetal Grey zum Verkauf im Classic Driver Markt, zusammen mit dem beeindruckenden Bestand von DD Classics.