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Warum sind Sammler aktuell verrückt nach patinierten Uhren?

Wir alle wissen, welch atemlose Begeisterung ein spektakulärer Scheunenfund auslösen kann. Aber sind Vintage-Uhren mit ähnlich reizvoller Originalität und Alterung so begehrenswert wie die Autos? Wir fragten James Marks, Uhrenspezialist bei Phillips International, wie er das beurteilt.

„Wenn man eine sogenannte Scheunenfund-Uhr entdeckt, dann verschwindet fast völlig der wirtschaftlicher Faktor”, sagt James Marks von Phillips, der zur Zeit mitten in den Vorbereitungen für die Geneva Watch Auction: Nine vom 11. - 12. Mai steckt. „Es dreht sich dann eher um die romantische Allure der Geschichte, welche dieses besondere Stück umgibt. Es teilte das Leben des Besitzers und begleitete ihn durch alle Höhen und Tiefen, die ihm begegnet sind. Dieser Umstand macht die Uhr einzigartig und sammelnswert und verleiht ihr zusätzlichen wert - schließlich könnten Sie erst der zweite Mensch sein, der sie am Handgelenk trägt.”

Das Thema dieser originalen und teils sehr patinierten Uhren ergab sich, als wir eine auffällig große Zahl von ihnen im Genfer Auktionskatalog von Phillips´ entdeckten. Beispiele für dieses Phänomen sind die Jaeger-LeCoultre Memovox Deep Sea (geschätzt: 45.000 - 65.000 CHF), die Omega Speedmaster Ref. 2915-2 von 1959 (geschätzt: 40.000 - 80.000 CHF) oder die Rolex Submariner Ref. 6536 aus dem Jahr 1956 (geschätzt: 30.000 - 50.000 CHF). Gerade der Zustand der Rolex ist außergewöhnlich fesselnd, denn die hell lumineszierenden Elemente haben über die Zeit einen tiefen Ockerton angenommen, dafür weisen die winzigen Zähne der Krone keinerlei Blessuren auf. Die Uhr besitzt sogar noch den ursprünglichen Garantieschein und das Poliertuch, die damals von dem Händler in Hongkong beigelegt wurden.

Natürlich trägt die Originalität dieser Uhren vor allem zu ihrem Wert bei. Aber Marks betont auch, dass die für Sammler so typische kompromisslose Suche nach Perfektion nicht im Vordergrund stehen sollte. „Für viele ist selbstverständlich, dass Autos gepflegt und Teile ersetzt werden müssen, doch bei Uhren spielt die Frage nach dem ursprünglichen Zustand die Hauptrolle”, erklärt er. „Es macht aber wirklich keinen Sinn anzunehmen, dass bei einer Uhr, die regelmäßig gewartet und über Jahrzehnte getragen wurde, nicht das eine oder andere ausgetauscht worden ist.”

Die wesentliche Aufgabe besteht hier wie in der Autowelt darin, diese besonderen Uhren überhaupt zu finden - eine Entwicklung, die viel mit dem Internet und sozialen Medien zu tun hat. „Es gibt immer großen Respekt für eine ursprüngliche, unpolierte Uhr, die gerade frisch auf dem Markt aufgetaucht ist, gleichwohl wird es immer schwieriger sie auch wegen des erhöhten Interesses in den Social Media zu finden. Das ist an sich nicht verkehrt, bedeutet aber zugleich, dass jeder weiß, was der andere in seiner Schublade hütet.” Wenn es einer Uhr doch gelingen sollte, diesem Netz sowie der medialen Hysterie zu entkommen, dann darf man wetten, dass dieses Stück das Interesse der ernsten und spendablen Sammler weckt.

Hier finden Sie unsere Favoriten unter den „Scheunenfunden” bei der Genfer Uhrenauktion von Phillips´oder Sie studieren den kompletten Katalog im Classic Driver Markt

Wundervolle Zeitzeugen von Phillips´ in Genf