Von allen Autos auf dem Markt ist der Porsche 911 wohl derjenige, der in der Restomodding-Szene die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und unverändert zieht. Zwar sind die aktuell kursierenden 911er-Restomods durchaus attraktiv, doch in praktisch keinem steckt jahrzehntelanges Motorsport-Know-how – bis jetzt. Denn das legendäre Schweizer Renn-, Tuning- und Restaurierungsunternehmen Sportec aus Höri (Kanton Zürich) hat gerade seine neueste Kreation vorgestellt: einen hochmodernen, vom Motorsport inspirierten 911er-Restomod mit dem Schwerpunkt auf Nebenstraßen-Vergnügen. Sein Name: Project Ferdinand.
Benannt nach dem legendären Gründer von Porsche ließ Sportec für das Project Ferdinand nichts unangetastet. Ausgehend von einer 964er-Karosserie wurden das gesamte Fahrzeug und jedes einzelne Bauteil von Grund auf neu aufgebaut und dieser herrliche Restomod dann mit dem bekannten leistungsorientierten Ansatz von Sportec veredelt. Auf diesen prächtigen Studiobildern sticht die Liebe zum Detail sofort ins Auge. Wir finden, dass Project Ferdinand in dieser Kombination aus Silbermetallic und dunkelblauen Rennstreifen absolut spektakulär aussieht.
Während allein schon die Karosserie atemberaubend ist, werden Sie beim Betreten der Kabine des Projects Ferdinand feststellen, wie viel Zeit und Energie Sportec in das bestmögliche Fahrerlebnis investiert hat. Alles, bis hin zu den Lenkstockhebeln, erhielt diesen speziellen Sportec-Touch, alle Bedienelemente sind aus offensichtlich sehr hochwertigen und leichten Materialien gefertigt. Beeindruckend ist, dass die Schweizer trotz eines modernen Multimediasystems und eines individuell auf das Interieur abgestimmten High-end-Soundsystems den klassischen Look, den wir alle am 911 lieben, meisterhaft bewahrt hat.
Kehren wir noch einmal kurz zum Exterieur zurück, okay? Breiter, niedriger und leichter als der Genspender, hat sich Sportec viel Mühe gegeben, um auch die Performance- und Motorsport-DNA des Hauses in Ferdinand einfließen zu lassen. Das beginnt mit den im Vergleich zu einem Standard-964 vergrößerten Spurweiten, was Project Ferdinand eine deutlich verbesserte Straßenlage und präzise Kontrollierbarkeit beschert. Dank der formschlüssigen Rad-Reifen-Kombination ist es Sportec gelungen, ein Auto mit mehr Grip und höheren Kurvengeschwindigkeiten zu schaffen, das sich perfekt für alle Strecken eignet: von Bergpässen bis hin zu flüssigen Landstraßen.
Sportec-Geschäftsführer Gregor Burkard erzählte uns im Interview stolz: „Wir haben Ferdinands hochdrehenden 3,8-Liter-Boxermotor bereits getunt und auf unserem Prüfstand mit 325 PS und 399 Nm Drehmoment gemessen – und damit unser Leistungsziel von 320 PS übertroffen. Fertig bearbeitet, mit vergrößertem Hubraum und Sportnockenwellen, träumen wir schon jetzt davon, Ferdinand auf einer schönen Bergstraße singen zu hören.“ Während Sportecs kommender SUB1000 911 Restomod ein absoluter Rennstreckenfanatiker zu sein scheint, soll es laut Burkard der eher auf den Straßenbetrieb ausgerichtete Ansatz des Ferdinand Kunden ermöglichen, das Auto nach Herzenslust zu personalisieren, ohne sich um das Leergewicht zu sorgen.
Denn Sportec möchte ausdrücklich, dass zukünftige Ferdinand-Besitzer ihr Auto immer dann nutzen können, wenn sie den Drang verspüren, über eine gute Straße zu fliegen. Deshalb erhielt dieser neue 911 Restomod auch die neueste Scheinwerfertechnologie, um auch bei Nacht exzellente Sicht zu gewährleisten. Die Lufteinlässe an der Stoßstange mit integriertem Tagfahrlicht sind eine Sonderanfertigung und sorgen auch bei hoher Belastung für eine ausreichende Belüftung des Kondensators und des Ölzusatzkühlers. Ein weiteres schönes Detail findet sich in der Mitte der Motorhaube: ein gefräster Sportec-Tankdeckel, der selbst den schnellsten Tankstopp zu einem besonderen Erlebnis macht.
Sportec betont, dass trotz des hauseigenen Motorsport-Backgrounds Ferdinand als ein Sportwagen gedacht ist, den man auf öffentlichen Straßen genießen kann. Deshalb wurden große Anstrengungen unternommen, um ein unübertroffenes Fahrwerk zu entwickeln. Dazu floss Wissen über den Bau von Rennwagen in ein Set-up ein, das eine höhere Kurvenstabilität und ein besonders spontanes Einlenkverhalten ermöglicht, was wiederum zu höheren Geschwindigkeiten führt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man sich jeder Kurve viel schneller nähert als in einem normalen 964. Weshalb auch die Bremsen an die Sportec-eigene Bremstechnologie angepasst wurden. Dank des geringeren Gewichts des Ferdinand und der verbesserten Bremskolben und -sättel soll sich der Bremsweg drastisch verkürzt haben, heißt es.
Insgesamt scheint das Projekt Ferdinand ein Leistungs- und Qualitätsniveau zu erreichen, das man von Porsches eigener Motorsportabteilung erwarten würde. Aber es steckt mehr dahinter als nur der Bau eines fantastischen Restomods. Gregor Burkard erklärt: „Die Arbeit an klassischen Porsche ist nichts Neues für uns. Wir arbeiten seit über 25 Jahren an den luftgekühlten Modellen. Jetzt bauen wir diese Abteilung weiter aus. Wir stellen fest, dass die Koryphäen der Branche langsam aber sicher in den Ruhestand gehen. Bei Sportec sorgen wir seit langem für einen Wissenstransfer von unseren eigenen älteren und erfahrenen Fachleuten an die jüngere Generation. Ferdinand ist ein Ergebnis dieses Transfers. Das Projekt wurde von Raphael Jaggi – einem Mitglied der jüngeren Generation – konzipiert und geleitet. Für uns ist es wichtig, dass die eigentliche Handwerkskunst nicht verloren geht. Es ist bedauerlich genug, dass in anderen Fällen Wissen verloren geht und die alten Fahrzeuge nicht mehr richtig gewartet oder restauriert werden können. Dieses angewandte Know-how dient der Bewahrung der Automobilgeschichte, der Kultur und der Erinnerung an vergangene und unbeschwerte Automobilzeiten. Unser Ziel ist es, diese Juwelen zu erhalten. Entweder modifiziert und verbessert – oder im kompletten Originalzustand. Ich sehe es als unsere Pflicht an, diesen Teil der Automobilgeschichte weiter zu pflegen und mit neuen Ideen und neuester Technik zu bereichern. Aufgrund des Potenzials sehe ich in Zukunft deutlich mehr junge und ambitionierte Fachkräfte, die sich bei Sportec um die klassischen Modelle unserer Kunden kümmern, neue Modelle nach dem Vorbild unseres Ferdinand auf den Markt bringen und Automobilgeschichte bewahren.“
Damit wird deutlich: Für Sportec geht es beim Projekt Ferdinand um mehr als nur den Bau eines umwerfend gut aussehenden 911er-Umbaus. Es ist eine Gelegenheit, die nächste Generation zu unterrichten und sicherzustellen, dass die Fähigkeiten, die für den Bau solch spektakulärer Autos erforderlich sind, nicht im Laufe der Zeit verloren gehen. Die Tatsache, dass das Projekt zu einem der schönsten 911er geführt hat, die wir je gesehen haben, ist nur ein schöner Bonus.