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Bei den Lutziger-Brüdern liegt die Leidenschaft für Speed in der Familie

Koni Lutziger ist seit den 1960er Jahren eine prominente Figur in der Schweizer Autoklassiker- und Motorradszene. Nun führen seine Söhne Fabian und Marc Lutziger das Autohaus, die Werkstatt und die Sammlung der Familie – und erfinden das Erbe ihres Vaters behutsam neu. Wir haben sie besucht.

Koni Lutzigers Leidenschaft für schnelle Maschinen begann früh: Mit 16 Jahren kaufte er zwei Morgan 3-Wheelers, mit 18 baute er einen Packard mit Graber-Karosserie um und mit 21 war er Mitbegründer seines eigenen Motorradhandels mit Reparaturwerkstatt. Seine Fähigkeiten verhalfen dem Schweizer Rennfahrer Bruno Kneubühler 1971 und 1972 zu Grand-Prix-Erfolgen, bevor Koni sich ganz den Autos zuwandte und 1979 Lutziger Classic Cars gründete, wobei er vor allem Wert auf Authentizität, Originalität und Rennsportherkunft legte. Das Unternehmen wurde schnell bekannt und seit 2004 arbeitet Sohn Fabian an Koni Lutzigers Seite. Heute beherbergt ihr 1.600 m² großer Showroom in Bergdietikon vor den Toren Zürichs 30–50 seltene Autos und Motorräder, die alle auf Herkunft und Originalität geprüft werden. Es ist ein Tempel, der dem Purismus klassischer Autos huldigt. Nun haben Konis Söhne Fabian und Marc Lutziger das Geschäft ihres Vaters übernommen. Wir haben ihnen einen Besuch abgestattet, um zu verstehen, was sie antreibt.

Fabian, Marc, wie wir euren Vater Koni Lutziger kennen, stellen wir uns vor, dass ihr beide umgeben von Oldtimern, Rennwagen und Motorrädern in allen Reparaturzuständen aufgewachsen seid. Was sind denn eure ersten automobilen Erinnerungen?

Marc: Das erste Auto, an das ich mich erinnere, ist ein Lola T70. Er stand in einer Ecke unserer Garage und ich bewunderte ihn immer ganz ehrfürchtig – so musste ein Rennwagen aussehen! (lacht) Dann war da ein Ferrari Dino 246; ich fand die Linien damals schon wunderschön und auch heute noch schlicht eines der schönsten Designs. Unvergessen ist auch eine Ausfahrt mit meinem Vater in einem Jaguar D-Type in British Racing Green: Wir waren irgendwo ausserorts im Oberland unterwegs, als das Auto irgendeinen kleinen Defekt hatte. Wir mussten am Strassenrand stehen bleiben und mein Vater ein Telefon aufsuchen – zu der Zeit hatte ja noch niemand ein Mobiltelefon in der Tasche. Also blieb ich beim D-Type, um «aufzupassen», und habe als Dreikäsehoch mehreren Passanten und Bewunderern gesagt, dass sie das Auto nicht anfassen dürften – schliesslich hatten das mein Bruder und ich auch so gelernt. (lacht) Und dann war da natürlich noch unser Lucciola, ein batteriebetriebenes Kinderauto aus dem Jahr 1949, mit dem wir unsere ersten eigenen Fahrkünste unter Beweis stellen konnten.

Fabian: Bei mir sind es eigentlich fast die gleichen Autos wie bei Marc. Eine weitere bleibende Erinnerung, da muss ich etwa drei oder vier Jahre alt gewesen sein, gilt einem Ferrari Dino 246 GT. Ich habe mich immer über den seitlichen Lufteilass gewundert, also habe mich am Auto abgestützt und in den Lufteinlass geschaut und hineingefasst. Als ich meinen Vater fragte, für was das sei, antworte er: «Pass ja auf, in diesem Lufteinlass wohnt ein Heinzelmännchen und wenn du es störst, zieht es dich hinein!». Von diesem Moment an habe ich immer einen grossen Bogen um den 246 GT gemacht und mein Vater hatte sein Ziel elegant erreicht. Ich muss heute immer wieder an diese Geschichte denken und schmunzeln, wenn ich einen Ferrari 246 oder 308 sehe. Nicht vergessen werde ich auch unsere erste Ausfahrt zu dritt in einem Lamborghini Countach LP400 S Anfangs der 1980er Jahre. Unser Vater saß am Steuer, mein Bruder Marc durfte als Älterer auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und ich habe mich auf der Mittelkonsole platziert. Das war ein unvergessliches Erlebnis.

Euer Vater gründete 1966 zunächst einen Motorradhandel und eine Werkstatt, konzentrierte sich ab 1979 aber auf den Handel, die Restaurierung und das Tuning von Autos. Seither hat sich Lutziger Classic Cars zu einem Sammlerliebling in der Schweizer Oldtimer-Szene entwickelt. Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs?

Beide: Na, zu viel darüber können wir natürlich nicht verraten... (beide lachen) Ganz richtig ist die Geschichte allerdings so nicht: Unser Vater hatte sich 1979 rein auf den Handel konzentriert, nicht aber auf die Restauration oder das Tuning der Autos. Natürlich hat er diverse Autos restauriert oder restaurieren lassen, dies war dann aber eher eine Notwendigkeit oder einfach gute Gelegenheit. Mit dem Tuning von Autos hatte er nie etwas zu tun. Das Geheimnis unseres Vaters war immer sein unglaubliches Wissen über die Autos und deren Technik. Er kaufte sich, und macht das noch heute, wirklich jedes Auto-Fachmagazin und hat diese förmlich verinnerlicht. Er hatte schon immer die Gabe, dass wenn ihn etwas interessierte, er es einfach gespeichert und nicht mehr vergessen hat. Unser Vater gilt in seinen Kreisen auch heute immer noch als wandelndes Lexikon. Ein Schwerpunkt davon ist sein tiefes technisches Wissen, das er sich als Werkzeugmacher in jungen Jahren aneignete und ihn bis heute auch interessiert.

Fabian: Ich war schon viele Male sehr beeindruckt, als unser Vater bei Spezialisten, die an einem technischen Problem oder Fehler fast verzweifelten, sich die Sache kurz angeschaut hat, zwei oder drei Minuten in sich ging und dann die Lösung sachlich und korrekt präsentierte. Da staunte nicht nur ich, sondern auch die jeweiligen Spezialisten. Dieser Ruf eilte ihm in der Schweiz und auch im Ausland immer voraus. Wir wurden von vielen grossen und namhaften Sammlern als «Geheimtipp» weiterempfohlen und konnten durch unsere Seriosität stetig wachsen.

Fabian, du bist seit mehr als 20 Jahren im väterlichen Betrieb tätig. Was hast du von deinem Vater gelernt und was hast du mit ins Spiel eingebracht?

Fabian: Nun ja, ich bin seit 2004 im Betrieb und musste mich jeden Tag beweisen. Viele dachten oder denken auch heute noch, wie schön es denn sein muss, Sohn von Koni Lutziger bzw. in so einem Betrieb zu sein, aber so einfach ist unsere Geschichte nicht. Ich musste mich in unserem eigenen Geschäft von ganz unten nach oben hocharbeiten und mir wurde absolut nichts geschenkt. Diesem Umstand bin ich heute aber auch sehr dankbar, denn ich habe auf diesem Weg sehr viel gelernt. Ich durfte von Anfang an bei jeder Verhandlung am grossen Tisch Platz nehmen, lernen und daran stetig wachsen und mich weiterentwickeln. Ich habe von meinem Vater das Handelsgeschick und die ganz eigene Sichtweise auf Sammler- und Handelsware übernommen. Eines der wichtigsten Dinge, die er mich gelehrt hat, ist es, dass wenn ich jemanden mein Wort gebe, dieses auf keinen Fall gebrochen wird. Das ist einer der Grundsteine unserer Philosophie und tief in unserer persönlichen und auch Firmen-DNA verankert. Was ich ins Spiel gebracht habe? Wahrscheinlich einfach ich selbst zu sein, so habe ich unserer Firma sicherlich meinen eigenen Stempel aufgedrückt. Ich versuche uns immer nach vorne zu bringen, soweit dies auch zugelassen und angenommen wird, wobei ich nicht mehr Frage, sondern mache.

Marc, du bist jetzt auch in das Geschäft involviert. Was sind Ihre Rollen innerhalb des Unternehmens?

Marc: Hmm, es ist kein Geheimnis – ich bin noch vor Fabian in den Betrieb meines Vaters eingestiegen und wir wollten «Grosses» vollbringen. Zu dieser Zeit haben wir eine neue Werkstatt und Verkaufsräumlichkeiten eingerichtet und bezogen. Allerdings ist die Euphorie schnell verflogen, als wir unsere Interessen und vielleicht auch Ziele nicht auf einen Nenner brachten – «typisch» Vater-Sohn vielleicht, aber eigentlich war ich wohl einfach noch zu jung und schlicht zu grün hinter den Ohren, um die Situation handhaben zu können. Und Koni war... na ja, was soll ich sagen... Koni eben – perfekt und unfehlbar wie immer. (lacht) Fabian ist dann an «meine» Stelle getreten und hat das, ich sage das mit grossem Respekt, phänomenal gemeistert. Ich bin meinen eigenen Weg gegangen und habe mich schliesslich im Finanz- und Rechnungswesen gefunden, welches ich in einem KMU während knapp 18 Jahren geleitet habe. Einfach weg war ich aber nie: Wenn ich nicht auf Rennstrecken anzutreffen war, habe ich z.B. an Ausstellungen mitgeholfen und meinen Vater und Bruder dort unterstützt. Nun bin ich seit gut drei Jahren zurück und habe keinen Tropfen Benzin im Blut eingebüsst. Ich bewege mich aber meist eher im Hintergrund und bin unter anderem verantwortlich für die Finanzen und das Backoffice.

Im Laufe der Jahre hat Ihr Vater eine fantastische Sammlung klassischer Maschinen auf zwei und vier Rädern geschaffen. Wie viele Autos und Motorräder gehören heute zur Sammlung und welche sind die wichtigsten Stücke?

Beide: Etwa 40 Autos und rund 30 Motorräder gehören heute zu unserer eigenen umfangreichen Sammlung. Wir haben eine grosse Porsche 911-Sammlung, die wir über die letzten 30 Jahre zusammengetragen haben. Viele der Elfer sind in einzigartigem Originalzustand und mit wenigen Kilometern auf dem Tacho – sie sind weitestgehend unberührt.

Fabian: Es ist noch schwieriger, als ich dachte, wenn man nach den wichtigsten Autos gefragt wird – denn es steckt immer viel Persönliches in den jeweiligen Autos oder überhaupt in einer Sammlung. Ich versuche trotzdem mal einige zu nennen: unsere drei Lamborghinis – ein Miura P400 S, ein Countach LP400 Periscopio und ein 350 GT – sowie ein BMW M1, ein Ferrari Dino 246 GT L Prototyp, der ehemals Sergio Scalietti gehörte, ein Ferrari 348 TB Challenge Weltmeisterschafts-Auto von 1995, ein Ferrari Daytona 365 GTB/4 Competizione Prototype, ein Bugatti EB 110 GT. Unsere Sammlung wurde über die Jahre sehr sorgfältig aufgebaut und die Liste ist lang.

Angesichts solch außergewöhnlicher Autos und Motorräder: Wie entscheidet ihr, welche ihr behaltet und welche ihr verkauft?

Fabian: Es ist ein bisschen wie Quartett spielen – man versucht sich immer zu verbessern. Das bedeutet auch, dass man ab und zu ein Juwel gehen lassen muss, um voranzukommen. Es ist immer eine Herzens- und Vernunftfrage. Eventuell ein bisschen wie mit der Ex-Freundin – ein guter Entscheid weiterzuziehen, aber ein bisschen Wehmut bleibt. (lacht laut) Die Motorräder sind aber die Angelegenheit unseres Vaters. Das hat er sich allein aufgebaut und ist sein eigenes Reich. Dazu muss ich auch offen sagen, dass mich dieses Thema aus persönlichen Gründen seit meiner Jugend nicht mehr wirklich interessierte und ich das darum auch nicht weiterverfolg habe. Es sind aber viele Werksrennmaschinen und Prototypen in der Sammlung unseres Vaters.

Was war die Philosophie eures Vaters, sowohl als Sammler als auch als Händler? Folgt ihr immer noch seinem Beispiel – oder habt ihr dem Geschäft einen eigenen Dreh gegeben?

Fabian: Unser Vater ist und war immer ein absoluter Technik-Fan. Er war nie «einfach» Markenbezogen, sondern ihn faszinierte hauptsächlich die Technik, wie etwas funktionierte, und natürlich auch die Formen. Er war der Zeit im Sammeln und Handeln immer weit voraus und konnte so sehr gut und ausgewählt in die Zukunft investieren.

Marc: Sicher versuchen wir seinem Beispiel zu folgen, bringen aber, schon rein Generationentechnisch, auch einen anderen und frech gesagt, frischeren Wind ein.

Bei unserem letzten Gespräch im Jahr 2016 betonte Koni sein Faible für Originalität. Und er sagte, dass er keine Autos mag, die man an jeder Straßenecke sieht. Wie bewahrt ihr dieses Ethos auf dem sich schnell verändernden Markt von heute? Und nach welchen Kriterien geht ihr bei der Suche nach neuen Autos vor?

Fabian: Ja, das ist richtig, dies ist nach wie vor eine grundlegende Philosophie unseres Tuns – für unsere Sammlung, aber auch im Handel. Wir sind stetig auf der Suche nach speziellen, möglichst originalen Autos, die man eben nicht an jeder Ecke findet. Im Handel ist es schon so, dass man möglichst rasch reagieren und sich dem schnell verändernden Markt anpassen muss.

Gibt es Marken oder Arten von Autos, zu denen ihr euch hingezogen fühlt?

Marc: Ja und nein. Wie gesagt, mögen wir das Besondere, vielleicht sogar Einmalige, aber was ist besonders und einmalig? Eine Form, ein Design, eine Marke? Es kann zum Beispiel ein einmalig originaler oder auch einmalig restaurierter Zustand sein. Es kann so vieles sein, ist aber sicher situativ und individuell. Hauptsache man trifft es kein zweites Mal so an.

Euer Bestand an Autos ist sehr vielseitig: Es gibt die großen Ikonen des Autodesigns, einen Lamborghini Miura, einen Maserati Ghibli, einen BMW 507. Es gibt Grand-Prix-Rennwagen aus der Vorkriegszeit von Alfa Romeo, Aston Martin und Lagonda. Ihr bietet aber auch modernere Autos wie einen Bugatti EB110 oder einen Honda NSX an. Was haben all diese Autos gemeinsam?

Marc: Sie liegen alle auf einem Zeitstrahl – nicht beim gleichen Punkt, aber sie widerspiegeln die Fahrzeuggeschichte, sie sind die grossartigsten Designs und technisch anspruchsvollsten Wunderwerke des Automobilbau. Und sie gelten heute bereits fast alle als Veteranen und Oldtimer. Hier merkt man, ich spreche auch von den moderneren Autos, mit denen Fabian und ich unsere eigenen und natürlich auch noch jüngeren Generationen ins Spiel bringen. (lacht)

Eine Marke, die immer wieder in eurem Showroom auftaucht, ist die Schweizer Sportwagenmarke Monteverdi. Was macht diese Autos so besonders – und welche Autos habt ihr aktuell zum Verkauf?

Marc: Monteverdi ist schlicht DIE Schweizer Automobilbau-Geschichte. Es würde hier den Rahmen sprengen, wenn ich jetzt ausführlich davon erzählen würde, aber die Historie ist einfach zugänglich und überall nachlesbar. Wir bieten aktuell zwei Monteverdis an: Einen High Speed 375 L, ein Einzelstück mit Frua-Karosserie, es stand als Prototyp am Salon Genf und hat eine einzigartige Besitzerhistorie. Dann noch einen High Speed 375 S, ebenfalls mit Frua-Karosserie, von denen nur 10 Exemplare gebaut wurden und heute noch vier bekannt sind. Davon steht einer im Museum des Verkehrshauses in Luzern und zwei sind bei einem privaten Sammler in Restauration. Somit ist unserer der einzige auf dem Markt.

Um uns in der Mittagspause die Beine zu vertreten, haben wir einen wunderschönen Bentley S3 Continental ausgesucht. Abgesehen von der atemberaubenden Optik, was macht dieses Auto so besonders?

Marc: Es handelt sich hierbei um einen von nur drei gebauten Linkslenkern in Aluminium, gesamthaft wurden nur 11 Exemplare gebaut. Dieser Bentley S3 Continental war ausserdem zweimal in Folge Pebble Beach Class Winner, das war 1969 und 1970. Das nenne ich etwas Einmaliges.

Gibt es Autos, deren Verkauf ihr bereut habt – oder solche, die ihr nie verkaufen würdet?

Fabian: Ja, auf alle Fälle, die gibt es immer wieder. Wir haben uns erst letztes Jahr von einem unserer Schätzchen getrennt. Es war ein 1974 Porsche 911 Carrera RS 3.0, den wir seit den 80er Jahren besessen haben. Es ist mit grosser Sicherheit eines der originalsten Fahrzeuge weltweit. Marc und ich sind also auch mit diesem 911 Carrera RS 3.0 aufgewachsen und deshalb etwas wehmütig. Solche Entscheide sind schwierig und gehen meist tiefer als man selbst denkt. Früher hätte ich gesagt, das verkaufe ich nie, heute sieht die Sache ein bisschen anders aus und man wird realistischer. Auch wir können am Tag X nichts mitnehmen, weshalb wir immer neu entscheiden, was auf Zeit Sinn ergibt und was eher nicht. Wir können schlicht nicht alles selbst behalten.

Wenn ihr ein Auto in die Lutziger-Sammlung aufnehmen könntet, unabhängig von Preis oder Verfügbarkeit, welches wäre es und warum?

Fabian: Ein Ferrari 250 LM wäre ganz klar meine Wahl. Das ist für mich einer der bedeutendsten Rennwagen der 1960er Jahre (Marc nickt und pflichtet bei). Mit seiner geringen Stückzahl von nur 32 gebauten Autos ist er super rar und als erster Ferrari Mittelmotorsportwagen mit V12 und dem Monocoque-Aufbau ein technisches Highlight der Zeit. Er ist einfach ein ganz besonderer Sportwagen, den ich gerne besitzen würde. Auch sein Potential als Investment dürfte noch ziemlich Spielraum nach oben haben, wo es bei anderen Sammlerstücken bereits ausgeschöpft sein dürfte. Das hat aber sicherlich auch mit meinem Vater zu tun, der mir das nun schon seit über 20 Jahren immer wieder aufs Neue predigt und dabei meist recht behielt. Er hatte das zum Beispiel auch schon beim Bugatti EB 110 GT und SS weit vorausgesagt, und zwar als die Autos noch um 200'000 Franken lagen! Diesen Traum durften wir uns erfüllen, mussten aber um ein Vielfaches tiefer in die Tasche greifen – da wäre eine Zeitmaschine wie Dr. Emmett L. Brown und Marty McFlys DeLorean DMC-12 mit einem Fluxkompensator sehr hilfreich gewesen. (lacht)

Ihr betreibt eine kleine hauseigene Werkstatt – wie entscheidet ihr euch zwischen der Eigenkonservierung oder der Empfehlung von Fachrestauratoren?

Beide: Unsere hauseigene Werkstatt ist nur für uns gedacht. Wir nutzen sie für unsere eigenen Sammlerstücke oder für die Aufbereitung im Handel. Wir gehen bei den Arbeiten aber sehr weit: Vergaser- oder gar Motorrevisionen und technische Instandstellungen aller Art können in unserer Werkstatt erledigt werden. Wir machen aber keine Arbeiten im Kundenauftrag, haben auch gar keine Kapazität dafür. Ebenso keine ganzheitlichen Restaurationen, welche für einen Kleinbetrieb wie unseren schlicht zu aufwändig und zeitintensiv sind. Fallen solche grösseren Arbeiten an, geben wir diese an Fachspezialisten weiter.

Das Geschäft mit Sammlerautos hat sich in den letzten Jahren stark verändert, die Preise sind deutlich gestiegen, eine neue Generation von Käufern ist ins Spiel gekommen, Autos aus der Jahrtausendwende rücken in den Fokus. Was erwartet ihr von der Zukunft?

Fabian: Der Markt verändert sich stetig und was wir in den letzten Jahren vermehrt erlebt haben, dürfte sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Es kommen vermehrt grosse Sammlungen auf den Markt, da diese entweder aus einer Erbschaft oder frühzeitiger Auflösung entstammen. Es kommt auf dem Sammlermarkt auch eine neue Generation ins Spiel. Es sind die um einiges Jüngeren, die anfangen, sich eine Sammlung aufzubauen. Ich denke unser Vater Koni, mein Bruder Marc und ich sind hierfür ein sehr gutes Beispiel: wovon Koni in seiner Jugend geträumt hat und für ihn erstrebenswert war, gilt für uns nur noch bedingt. Es gibt viele Autos, bei denen sich unser Geschmack trifft, aber halt auch etliche, wo wir schon sagen, dass sie uns zu alt sind. Denn in unseren Kinderzimmern hingen in den 1980er und 1990er Jahren neben dem Baywatch-Star Pamela Anderson auch ein Poster eines Lamborghini Countach und Ferrari F40, und keine Vor- oder Nachkriegsautos – obwohl wir auch mit eben diesen aufgewachsen sind und uns diese natürlich sehr gefallen.

Wie seht ihr mit Blick auf die Zukunft neue Technologien wie Elektrofahrzeuge, den digitalen Vertrieb oder neue Konservierungstechniken, die euer Geschäftsmodell beeinflussen könnten?

Beide: Diese Frage können wir so nicht beantworten, da uns diese Technologien einfach nicht wirklich interessieren und wir daher kaum in diesem Markt mitmischen werden. Dafür fehlt uns jegliches Interesse und die Emotionen. Das können die tun, die auch Freude daran haben. Uns ist der persönliche Kontakt mit unseren Kunden sehr wichtig.

Fabian: Ich würde sogar behaupten, dass ich die Leidenschaft auf 50/50 aufteilen kann: Das bedeutet, bei mir sind es zum einen die Autos, die mich faszinieren, aber eben auch die Menschen, die immer hinter einem Auto stehen. Das macht für mich die Geschichte erst komplett.

Fotos: Andrea Klainguti for Classic Driver © 2025

Alle Sammlerautos, die momentan bei Lutziger Classic Cars zum Verkauf angeboten werden, finden Sie im Classic Driver Markt.