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Neil Thompsons Studebaker kratzte auf dem Salzsee von Bonneville an der Schallmauer

Von der Rekordjägerlegende Neil Thompson aufgebaut, erreichte dieser auf einem Studebaker von 1953 basierende Rekordjäger Geschwindigkeiten von über 460 km/h. Nach vielen Jahren wiederentdeckt, wird er im August bei der Pebble Beach-Auktion von Gooding & Company versteigert.

Selbst im Jahr 2023 ist es kein Kinderspiel, in den 200-Meilen-Club der Rekordjäger vom Bonneville Salzsee im US-Bundesstaat Utah aufgenommen zu werden. 200 mph sind schließlich gut 320 km/h. Die Herausforderung ist eine gleich zweifache: Zum einen muss man ein Stück Straße oder flaches Gelände haben, das lang genug ist, um mit genügend Anlauf die Messstrecke mit 200 mph + X zu durcheilen und im Anschluss auch noch genug Auslaufzone für das sichere Abbremsen zu bieten. Zum anderen einen Wagen zu finden, der in solche Geschwindigkeitsbereiche vorstoßen kann. Als Folge kann nur eine vergleichbar kleine Gruppe von Petrolheads für sich beanspruchen, Mitglied in diesem elitären Club zu sein.

Der Erste, der es schaffte, war 1927 der legendäre Major Henry Segrave noch vor dem Krieg gefolgt von solchen Legenden wie Sir Malcolm Campbell, Capt. George Eyston, Rudolf Caracciola, John Cobb und Goldie Gardner . Und auch vor über einem halben Jahrhundert gab es immer wieder Rekordjäger, die mutig und verrückt genug waren, die 200-mph-Schallmauer anzugehen. Einer von ihnen war der 2012 verstorbene Neil Thompson, eine Legende unter den Landrekordjägern, der seine Clubmitgliedskarte 1966 erhielt. Dieses mechanische Monstrum war sein Untersatz der Wahl: der schnellste jemals auf Salz gefahrene Studebaker. Thompsons wilde Eigenkonstruktion kombinierte die Schnauze einer Chevy Corvette mit dem Unterbau und der nachgeahmten Karosserie eines 1953er-Studebakers. Auf diesem Flachmann mit Schießschartenfenstern erreichte der Amerikaner im Schnitt aus Hin- und Rückfahrt 272 mph (=437 km/h) und auf einem der beiden Runs sogar noch unfassbarere 290 mph (466 km/h). Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Neil an diesem Tag ganz schön dicke Eier gehabt haben muss...

Nachdem diese Ikone von Bonneville viele Jahre lang verschwunden war, ist sie nun wieder aufgetaucht. Und zwar in der gleichen blau-silbernen Lackierung, die sie schon vor so vielen Jahrzehnten auf dem Salzsee trug, wenn auch jetzt mit ziemlich auffälliger Patina. Mit vier unter beiden Türen austretenden Auspuffrohren, mehr Lüftungsschlitzen als in einer Käsereibe und einem Fallschirmfach am Heck ist dies mit Sicherheit eines der verrücktesten Fahrzeuge, die wir je im Classic Driver-Markt gesehen haben. Jetzt könnte dieser „Stude“ Ihnen gehören, denn am 18. August wird er bei der Pebble Beach-Auktion von Gooding & Company versteigert.  Ganz gleich, ob der nächste Besitzer sich entscheidet, diesen historischen Rekordwagen so zu erhalten, wie er ist, oder ob er ihn restaurieren will: Neil Thompsons Studebaker wird mit Sicherheit der Top Act jeder Sammlung sein, in die er aufgenommen wird.

 

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