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Mit dem Ferrari F40 LM legt RM Sotheby's in Paris einen fulminanten Saisonstart hin

Mittwochabend kehrte RM Sotheby´s an die Seine zum europäischen Auktionsauftakt zurück mit einer eigenwilligen Mischung aus Blue-Chip-Exemplaren, seltenen und gut erhaltenen jungen Klassikern und einem sehr speziellen Ferrari F40. Haben Sie noch Fragen - wir haben die Antworten!

Was war Ihr Eindruck von der Auktion?

Beim Saisonauftakt von RM in den temporären aber nicht weniger beeindruckenden Räumlichkeiten an der Place de Vauban herrschte wie immer drangvolle Enge, die ein Spiegelbild der vollen Hallen der Rétromobile war. Vielleicht sind die Menschen aber einfach nur froh, dass das winterliche Ausharren ein Ende hat. Der bewährte Auktionator Maarten ten Holder und sein Kollege, der englischsprachige Autokenner Paul Darvill, agierten sehr erfolgreich am Pult, denn im Laufe der viereinhalb Stunden fanden sie neue Besitzer für 59 der insgesamt 84 angebotenen Automobile. Immerhin eine solide Abverkaufsquote von 70 Prozent, wobei bei knapp über 40 Prozent der Fahrzeug der Hammer genau zum unteren Schätzwert oder darüber fiel.

Welche Autos erzielten die höchsten Preise?

Unbestrittener Star unter den Losen war der Ferrari F40 LM in Pilot-Farben, der zweimal an den 24 Stunden von Le Mans teilgenommen hatte. Das geflügelte blaue Juwel kam einen Hauch unter dem niedrigeren Schätzwert für 4,3 Millionen Euro unter den Hammer - 4,84 Millionen Euro inklusive der Käuferauflagen.

Aber das Gesprächsthema des Abends waren die 1,8 Millionen Euro (insgesamt 2,03 Millionen Euro), die für den extrem wenig gefahrenen Bugatti EB110 Super Sport erzielt wurden. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn nicht nur Bugattis 110. Jubiläum wird 2019 gefeiert, es steht auch der 30. Geburtstag des von Campogalliano gebauten EB110 an. Wie schnell die Nachfrage nach diesem Modell am Markt steigt, erkennt man daran, dass weder die beiden Veyron noch der ebenfalls aufgerufene Chiron annähernd an ihre Reserve reichten. Ist es nur mehr eine Frage der Zeit, ehe der EB110 zum wertvollsten Exponenten innerhalb von Bugattis modernem Triumvirat auftsteigt?

Was waren die größten Überraschungen des Abends?

Abgesehen von dem Van Citroën H für 45.000 Euro? Zwei Autos aus RMs Goliath-Sammlung von „Youngtimern”, die mehrheitlich auch bei der Amelia Island-Versteigerung und in Essen angeboten werden, übertrafen alle Erwartungen. Das war einmal der Mercedes-Benz 560 SEC AMG 6.0 „Wide Body” von 1989 und der Porsche 928 GTS - zwei makellose Low mileage-Exemplare. Der Mercedes-Benz kam für 260.000 Euro unter den Hammer (297.500 Euro mit Käuferaufschlag), währen der Transaxle-Porsche in Polar Silver insgesamt beachtliche 138.000 Euro erzielte. RM sollte sich durchaus Gedanken über die Sitzplatzsituation bei der Techno Classica in Essen machen, denn der Hunger nach diesen Besten unter den modernen Klassikern erscheint inzwischen unersättlich. Nicht vergessen wollen wir den Ferrari F12 TdF mit einem wunderbar patinierten Lederinterieur, den sich ein Enthusiast für 1,197 Millionen Euro sicherte.

Welche bedeutenden Autos gingen bei der Auktion leer aus?

Es herrschte nicht nur eitel Freude bei RM Sotheby´s. Zu den Unverkäuflichen zählte ein OSCA MT4-2AD von 1955, ein Ferrari 275 GTB/6C in Leichtbau von 1966, sowohl der Ferrari F50 und der Enzo und auch der bereits erwähnte Chiron. Wir waren überrascht, dass auch der Ferrari SP30 von 2011 keinen Interessenten fand, obwohl sich ten Holder alle Mühe gab, ein hohes Gebot von 1,95 Millionen Euro auszureizen. Real sieht dieses Fahrzeug übrigens viel überzeugender aus, als auf den Fotos. Man wird aber kaum Gelegenheit haben, ihn tatsächlich einmal auf der Straße erleben zu können. 

Welcher Bieter hat das beste Geschäft gemacht?

Das lässt sich an Hand der Angebote der Auktion nur schwer ausmachen. Der Schätzwert zwischen 200.00 - 240.000 Euro war zwar sehr ambitioniert, aber mit 138.000 Euro war der seltene BMW Alpina B7 Turbo S von 1982 schlussendlich eine gelungene Gelegenheit. 

Was nehmen wir mit aus dieser ersten der drei Rétromobile-Auktionen?

Nun, das was wir eigentlich schon wissen, nämlich, dass die allerbesten Exemplare für allerbesten Preise unter den Hammer kommen. Außerdem wurde wieder deutlich, sehr wenig gefahrene, sehr seltene und noch sehr originale „Youngtimer” kaum Schätzungen zulassen. Auktionshäuser werden sich etwas einfallen lassen müssen, wenn sie Lose erfolgreich unter den Hammer bringen wollen, die noch vor fünf Jahren für Furore sorgten. Wir sind sehr gespannt, wie sich der Rest der Youngtimer Collection in Essen schlägt. Am Ende erlebt RM Sotheby´s ein Duemile Ruote 2.0?

Fotos: Rémi Dargegen für RM Sotheby’s © 2019

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