Direkt zum Inhalt

Magazin

Der Costa del Sol Concours d’Elegance ist ein erlesenes Event zum Sonnenuntergang

Da die Temperaturen an der spanischen Küste im Juli fast 40 Grad erreichen, beginnt der Concours d'Elegance an der Costa del Sol erst, wenn sich die Sonne bereits dem Horizont genähert hat. Aus diesem Grund zieht sich die Bewertung der 150 teilnehmenden Autos über drei Tage hin.

Für jedes Mitglied des Classic Driver-Teams läuft jeder Concours d'Elegance nach dem gleichen Prozedere ab. Aufstehen um 5 oder 6 Uhr morgens. Am Veranstaltungsort sein, ehe sich die Menschenmassen ballen. Gelegenheiten zum Fotografieren und Filmen nutzen –  im romantischen Licht des frühen Morgens. Dann weitere 18 Stunden aufbleiben, um live von der Veranstaltung zu berichten, die Videos zu Filmrollen schneiden, die Bilder unterwegs korrigieren und das Ganze anschließend in den sozialen Medien online stellen, damit die Autowelt es sehen kann. Noch ein spätes Abendessen und ein paar Stunden schlafen gehen. Wiederholung am nächsten Tag.

Genau aus diesem Grund war dieses Teammitglied besonders glücklich darüber, dass er anlässlich seines Ausflugs an die „Costa" den größten Teil der drei Tage der Erstauflage des Costa del Sol Concours d'Elegance für Hypercars, Supercars und historische Fahrzeuge am Pool „chillen“ durfte. Denn die sengende spanische Juli-Sonne hätte es nicht erlaubt, zwischen den Autos herumzulaufen oder sie vor den Juroren zu präsentieren, ohne ernsthaft einen Hitzschlag zu riskieren.

 

 

Jetzt ist ein Wort der Erklärung angebracht –  vor allem für diejenigen, die schon einmal an einer früheren Version dieser Veranstaltung teilgenommen haben. In den vergangenen Jahren hat Magna Supercars, ein Club mit Garagenplätzen für hochwertige Automobile in Marbella –  einem der beliebtesten Urlaubsziele der Jetsetter –  beschlossen, eine kleine Eintages- Veranstaltung für eine ausgewählte Gruppe von Freunden und Kunden zu organisieren. Ein bisschen Spaß, mit einer informellen Bewertung des schönsten und interessantesten Autos. Wie bei solchen Initiativen üblich, eskalierte alles ziemlich schnell. Die Bewertung wurde ernsthafter, historische Fahrzeuge kamen hinzu und vor etwa sechs Wochen wurde die Veranstaltung auf ein dreitägiges Format ausgeweitet, um alle Autos, die teilnehmen wollten, unterbringen zu können. 

 

Die Klassen für die Fahrzeugbewertung wurden in aller Eile, aber mit viel Sachverstand zusammengestellt, ebenso wie der Plan, die Veranstaltung an drei Tagen an drei verschiedenen Orten abzuhalten. Das atemberaubende Anantara Marbella Villa Padierna Palace Hotel in Benahavis sollte am ersten Tag die Kulisse für die Bewertung der Hypercars bilden. Der Magna Marbella Golfplatz, Location des ursprünglichen und nun von Magna Marbella Concours in Costa del Sol Concours umbenannten Events –  sollte am zweiten Tag Gastgeber für die über 150 Fahrzeuge des Hauptwettbewerbs sein. Die Preisverleihung schließlich fand am ersten und dritten Abend in Puerto Banús statt, wo in der Regel viele der Superjachten der Welt vor Anker liegen.

 

Zum ersten Mal wandten sich die Organisatoren an eine kleine Elite von Pressevertretern und wir fühlten uns ebenso geehrt wie neugierig – und nahmen die Einladung an. Auch wenn der Classic Driver Markt voller zum Verkauf stehenden Supercars und Hypercars ist, widmen wir dieser Fahrzeugkategorie in der Regel nicht so viel Platz in der Redaktion. Denn es gibt andere Medien, die jeden aktuellen neuen Ferrari, Lambo oder Koenigsegg viel besser im Powerslide über eine Teststrecke treiben können, während sie von der Fahrwerksabstimmung und dem Lenkgefühl schwärmen. 

 

Glücklicherweise erwähnte Chefjuror Ian Kuah auch eine riesige Ansammlung von Hispano-Suiza-Modellen, darunter ein bestimmter H6, der früher König Alfonso XIII. von Spanien gehörte –  dem Mann, der übrigens auch die Firma und den Bau dieses speziellen Autos mit seinem aus der Luftfahrt abgeleiteten, 135 PS starken Motor finanzierte. Eine gewaltige Leistung, wenn man bedenkt, dass der vergleichbare Rolls-Royce zu jener Zeit nur etwa 70 und der nächstbeste Konkurrent, Isotta Fraschini, 80 PS hatte.

Was folgte, waren –  zum ersten Mal überhaupt –  drei sehr entspannte Tage. Ganz im Sinne der berühmten spanischen „mañana“-Einstellung – essen, schwimmen, bräunen und dann am späten Abend, als die sengende Sonne ihren Griff um die Realität lockerte, eine der vielseitigsten Autoausstellungen bewundern, die man sich vorstellen kann.

Zu bestaunen waren unzählige moderne Ferrari, McLaren, Lamborghini, Brabus-Mercedes und Gemballa-Porsche, mehr als nur ein paar Bugatti, ein paar Königsegg, ein Pagani, mehrere Exemplare des spanischen Unternehmens Spania GTA (ein 925 PS starkes Auto, das vollständig aus Kohlefaser und Graphen hergestellt ist) und der neue elektrische Sportwagen von Hispano-Suiza.

 

Wir heißen nicht umsonst Classic Driver, und so waren unsere Favoriten natürlich die Fahrzeuge, die mindestens mehr als 20 Jahre alt waren. Der Hispano des Königs von 1919, der schließlich den ersten Platz belegte, glänzte neben dem Gewinner der „Barchetta"-Klasse –  einem Aston Martin V12 Speedster –  am hellsten. Aber es gab auch andere Augenweiden zu bestaunen, wie einen nie restaurierten Packard Twelve, der sowohl innen als auch außen in tadellosem Zustand war. Ein fantastischer Porsche 550 Speedster. Ein ramponierter Hispano-Suiza T-15 Alfonso XIII. SWB Rennwagen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Ein Porsche 904 GTS mit ernsthaftem Rennstammbaum und regelmäßiger Teilnahme an Le Mans Classic. Ein atemberaubendes Bugatti T57 Cabriolet, ein Derby Bentley 3,5 Liter Cabriolet und ein ASA 1000 Spyder, klein aber sehr selten, da nur etwa 100 Exemplare gebaut wurden.

Wir haben auch ein paar Entdeckungen gemacht –  zum Beispiel, wie sehr uns der SZ „Mostro“ Alfa-Romeo gefällt, oder wie gut der Ferrari 575 Superamerica im Blech aussieht, besonders wenn er in dunklem Marineblau lackiert ist. Wie fantastisch der Mercedes-Benz SLR Stirling Moss gealtert ist. Und dass uns ein Testarossa in einer ungewöhnlichen Farbe - wie Grigio Titanium – sehr gut gefällt. Ein paar Rolls-Royce Corniche aus den 80er und 90er Jahren schrien einfach „Marbella ist das Miami Europas“. Uns gefiel auch, dass das leichte Chaos dazu führte, dass ein Panhard Dyna im Originalzustand neben einem Hamann Ferrari, einem Jaguar XK 140 und einem Citroën Mehari geparkt werden konnte.

Vor allem aber haben wir die freundliche Atmosphäre genossen und die Hartnäckigkeit bewundert, mit der diese Veranstaltung in aller Eile auf die Beine gestellt wurde. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es keinen großen Firmensponsor gab und sie von einem kleinen Team heldenhafter Magna Supercars-Mitarbeiter durchgeführt wurde. Wir sind sicher, dass wir im nächsten Jahr wieder dabei sein werden, und wir wissen aus sicherer Quelle, dass der Concours d'Elegance an der Costa del Sol 2023 eine völlig neue, verbesserte Dimension erhalten wird –  was ihn sicherlich auf die Landkarte der Veranstaltungen setzen wird, die ein echter Classic Driver nicht verpassen darf.