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The Collectors' Index sagt: Behalten Sie diesen Ferrari im Auge!

Nach den starken Auktionsverkäufen in Monterey im August präsentieren die Investmentexperten von The Collectors' Index die Ergebnisse ihrer Datenanalyse. Bei Classic Driver verraten sie, wohin sich der Ferrari-Markt bewegt und welches überraschende Modell man nicht mehr aus den Augen lassen sollte.

Der Sammlermarkt hat sich zwar im Vergleich zu den Vorjahren abgekühlt, aber er gefriert nicht. Wenn überhaupt, dann normalisiert sich die Situation, denn Käufer sind nach wie vor bestens informiert, was mehr gute Abschlüssen zur Folge hat. Für die Verkäufer hingegen ist die Lage nicht ganz so entspannt. Die besten Exemplare der Topliga erzielen noch immer Rekordwerte wie beispielsweise bei der RM Sotheby's-Versteigerung in Monterey, wo die höchsten je bei einer Auktion erreichten Preise für britische, amerikanische und Vorkriegsautos gezahlt wurden. Selbst Ferrari als goldenes Kalb der Sammlerszene bekommt die Korrekturen zu spüren. Insgesamt wurden von den „Big Three” unter den Auktionshäusern während der Monterey Car Week 52 Modelle aus Maranello angeboten. Von diesen fiel bei 25 Autos der Hammer noch unterhalb des unteren Schätzwerts, während fünf Exemplare überhaupt keinen Interessenten fanden – ein unzureichendes Ergebnis für die erfolgsverwöhnte Marke. Unter den fünf Ferrari, die ihren höheren Schätzwert übertrafen, waren zwei 512 BB, die damit auch belegten, wie stark das Interesse an Keilformen der 1980er Jahre angewachsen ist. Über den Erwartungen lag auch ein Ferrari 750 Monza, der einst von Phil Hill gefahren wurde und eine neue Bestmarke für das Modell erzielte – womit wieder bewiesen wurde, dass eine außergewöhnliche Historie und Provenienz Höchstpreise garantieren können. Für eine Überraschung unter den Monterey-Offerten sorgten aber vor allem der Ferrari 330 GT 2+2 von 1967, der einen nie gesehenen Spitzenpreis von 737.000 Dollar inklusive Käuferprämie einfuhr. 

So blicken wir nun zurück auf die Geschichte dieses kaum beachteten Ferrari: Auf dem unerwarteten Erfolg des Ferrari 250 GTE aufzubauen, war für die Ingenieure in Maranello durchaus eine Herausforderung. Nach einer Serie von 50 Exemplaren des Ferrari 330 America, die auf einem 250 GTE-Chassis ruhten und mit dem neuen, größeren V12 von Colombo ausgestattet war, debütierte der Ferrari 330 GT 2+2 als wahrer Nachfolger des GTE. Rund 1.080 Exemplare wurden gebaut, wobei 500 Stück der Serie 1 zwischen 1964 und 1965 entstanden. Ferrari baute 1965 auch eine Art Interimsmodell, um die Entwicklung hin zur Serie 2 zu überbrücken. Auch viele Jahre nach seiner Premiere galt der 330 GT 2+2 unter Sammlern als wenig attraktiv, weil er nicht so sexy und sportlich war, wie seine Stallgefährten. Dem Coupé erging es ähnlich wie dem GTE: Es bildete die Grundlage für Repliken der begehrten Ferrari 250 GTO, „SWB” und Testa Rossa-Modelle. Heute ist die Reihe allerdings in den Fokus von Sammlern gerückt, die sie nicht wie früher als Einstiegs-Ferrari einordnen, sondern eher als überzeugende Grand Tourer. Natürlich sorgen das optimierte Design und die hervorragenden Fahreigenschaften der Serie 2-Modelle ebenfalls für wachsende Begeisterung.

Als die Nachfrage in den Jahren zwischen 2007 und 2009 stetig zurückging, hielten viele Eigner eines Ferrari 330 GTE 2+2 an ihrem Coupé fest. Vermutlich hatten sie ihr Exemplar gekauft, als die Preise im Keller waren. Mit dem erwachenden Interesse an Ferraris der 1960er Jahre entschlossen sich jedoch immer mehr Besitzer zu einem Verkauf. Ein lukratives Geschäft, denn in den letzten fünf Jahren schoss die Kurve der Wertentwicklung nach oben – allein 2015 und 2016 stieg der durchschnittliche Auktionserlös um 79 Prozent.

Im bisherigen Verlauf des Auktionsjahres 2016 ist die Zahl der unverkauften Ferrari 330 GT 2+2 noch höher, als die der veräußerten. Wenn Werte rasant ansteigen, werden Käufer skeptisch und fragen sich, ob die Nachfrage anhaltend ist. Folglich neigen Verkäufer zu ambitionierten Schätzungen. Von den Exemplaren, die in diesem Jahr verkauft wurden, lagen zumindest 52 Prozent über der höheren Schätzung – ein ordentlicher Erfolg. Am 20. August 2016 versteigerte RM Sotheby's mit Los 217 schließlich einen Ferrari 330 GT 2+2 von 1967 zu einem Rekordpreis von 737.000 Dollar. Dieses Resultat war unerwartet und, obwohl es als sehr gutes Exemplar eingestuft wurde, ist die Geschichte des Coupés weder einzigartig, noch war es in Topzustand. Die Zukunft des Ferrari 330 GT 2+2 sieht unserer Einschätzung nach strahlend aus, zumal, wenn man die generelle Marktlage und unsere Daten einrechnet. Dieses Modell übertrifft weiter seine Schätzwerte, außerdem steigen die durchschnittlichen Preise. Natürlich wird es nach dem Auktionsrekord Diskussionen geben, aber deswegen werden sich die Preise noch lange nicht nach unten bewegen.

Fotos: RM Sotheby's / Graphs: The Collectors Index

The Collectors' Index ist eine neue Analyseplattform für den Auktionsmarkt und besitzt eine der größten und anspruchvollsten Datenbanken für Armbanduhren, Weine und klassische Fahrzeuge. Ein Team aus Investmentexperten studiert sehr genau Sammlerwerte und bietet einzigartige Analyseverfahren und Ratschläge. Mehr Informationen finden Sie hier.