Vielleicht liegt es daran, dass er durch die vielen Sportwagen, die er im Lauf seiner 20 Jahre bei Classic Driver fahren konnte, verwöhnt ist. Aber unser Chefredakteur Jan Baedeker pflegt ein großes Faible für die ungeliebten und oft übersehenen Autos. Hassen oder lieben? Das ist diesmal die Frage
Stoppelfeld-Racer
Was präsentiert sich in Viper Green und ist aber 700 Kilo leichter als ein GT3? Während sich die meisten modernen Sportwagen mit jeder Generation ein Kilopolster zulegen, ist der Ariel Nomad einer der letzten Protagonisten einer alten Weisheit: Fahrfreude wird durch ein ideales Leistungsgewicht erzeugt und nicht durch massives Kubik-Potenzial und vierstellige PS-Manie. Lackiert in der extrovertiertesten Porsche-Farbe und mit nur 1.200 Meilen auf der Uhr ist
dieses straßenzugelassene Buggy Ihre Chance, etwas zu fahren, das so nah wie möglich an ein lebensgroßes RC-Auto heranreicht.
Wie die alten Römer
Die Via Appia verband Rom mit Brindisi und war eine der wichtigsten Verkehrsadern des römischen Imperiums. Selbst heute sollte diese „Königin der Langstrecke“, wie sie der römische Dichter und frühe Reise-Influencer Publius Papinius Statius zärtlich taufte, auf der Bucket List eines jeden Grand Tourers stehen. Und da diese Königin mit der Zeit ging und längst nicht mehr mit Pflastersteinen aufwartet, können wir uns auch keine Auto mit mehr Charisma als
diesen treffend getauften leuchtend gelben Lancia Appia Sport Zagato von 1962 wünschen, um diese Traumstraße zu erleben. Anders als die Römer schaffte es dieses von Ercole Spada entworfene Fastback-Coupé in seinen jungen Jahren bis nach Schweden. Jetzt erwartet es seinen nächsten Eigner im Showroom von Mecanicus in Lutetia, pardon, Paris.
Lust auf eine neue Windfrisur?
Boshafte Zeitgenossen nannten ihn einst den „Porsche der Friseure“: Der ursprüngliche Boxster stieß bei den Traditionalisten und selbst ernannten Bewahrern der Marke auf wenig Akzeptanz. Doch es war der Porsche 986, der den angeschlagenen Hersteller um die Jahrtausendwende vor größerem Ungemach bewahrte. Man muss diese Entwicklung einmal Revue passieren lassen – die GT3 sowie der Taycan wären ohne diesen bescheidenen Einstiegs-Sportwagen mit den Spiegeleier-Scheinwerfern kaum möglich geworden. Davon abgesehen, es ist ein Vergnügen, diesen zu Unrecht ungeliebten Porsche zu fahren, vor allem wenn es sich um den 3,2-Liter-Boxster S handelt wie dieses Low mileage-Exemplar, das aktuell von LBI Limited angeboten wird. Auf jeden Fall können wir es kaum erwarten, demnächst bei der „Flitzerland II“-Tour des Flitzer-Clubs die Schweizer Alpen in einem Porsche Boxster zu erobern.
Für uns darf es ein Capri sein
Trotz seines coolen Designauftritts und einer beachtlichen Rennsport- und Rallye-Historie verharrte der Ford Capri im Schatten der legendären Siebziger Jahre-Sportwagen von Porsche und BMW, die viel Aufmerksamkeit auf Instagram und auf Zeitschriftentiteln generieren. Wir fanden, dass es an der Zeit ist, umzudenken. Deswegen haben wir einen Ford Capri RS für die drei Hero Cars
unseres neuen Rennmeister-Projekts auserkoren. Wenn Ihnen eine orangefarbene Livree und ein Rallye Monte Carlo-Erbe nicht genügen wollen, dann werfen Sie doch einen Blick auf
diesen weißen Ford Capri Mk1 1600 von 1970 mit zwei Vorbesitzern, der auf Rädern im RS-Stil rollt und einen Fahrspaß verspricht, der Sie garantiert günstiger kommt, als am Steuer eines zeitgleichen Porsche 911 oder BMW CSL.
Extravaganter Eigensinn
Wenn Sie unabhängige Sportwagenmarken mit extrem niedrigen Produktionszahlen faszinieren, die in den achtziger und neunziger Jahren gefertigt wurden, dann halten Sie jetzt den Atem an. Dieses Venturi Transcup 260 Cabriolet von 1990 ist eines von nur 65 Cabrios, die der exklusive französische Hersteller baute, zudem ist es die noch seltenere Version mit 260 PS Leistung. Mit nur zwei Vorbesitzern und 15.000 Kilometer auf dem Tacho, außerdem ein auf die Außenfarbe abgestimmtes kühnes blaues Interieur verleiht
dieser offene Venturi jeder exzentrischen Autosammlung eine weitere unerwartete Note.
