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Dieser Hamburger Land Rover-Liebhaber baute sich den Serie III seiner Träume

Oliver Jost wurde schon als Kind vom Landy-Virus infiziert. Nun hat er einen Land Rover Serie III Baujahr 1978 nach seinen eigenen Vorstellungen aufgebaut. Wir trafen ihn für ein Interview und eine abendliche Fahrt durch die Hamburger Hafencity.

Als wir Dich das letzte Mal gesehen haben, warst Du noch dabei, das Auto zusammenzubauen. Jetzt darfst Du es endlich fahren. Und ich muss sagen, dass die pastellgrüne Farbe in der späten Abendsonne wunderbar aussieht...

"Ja, eigentlich habe ich das Auto vor etwa drei Monaten fertiggestellt, aber erst letzte Woche konnte ich endlich die TÜV-Prüfung erledigen, damit ich meine historischen Kennzeichen anbringen kann. Das Auto hat zum Glück bestanden."

Es sieht tadellos aus, also wäre ich überrascht, wenn es nicht so gewesen wäre.

"Nun, zunächst war es nicht so offensichtlich. Ich war mit einer falschen Felgengröße unterwegs, und damit das Fahrzeug als historisch korrekt gilt und ich auch keinen Ärger mit der Versicherung bekomme, musste ich auf die Originalgröße umsteigen. Für das Fotoshooting habe ich heute noch einmal die falschen, größeren Räder montiert, aber es stimmt, dass der Tacho nicht korrekt anzeigt, wenn sie montiert sind, also nicht ideal. Aber abgesehen davon kann ich sagen, dass ich jetzt endlich mit meinem Projekt fertig bin."

Was hat es mit diesen alten Land Rover auf sich, dass die Leute sie selbst restaurieren wollen? Ich habe Freunde, die im Zuge einer Wette genau das Gleiche gemacht haben. Aber wie kamst Du auf die Idee?

"Ich habe meinen vorherigen Job gekündigt und beschlossen, ein Jahr lang mit einem T3 Volkswagen Bus auf einen Roadtrip zu gehen. Das war eine tolle Erfahrung, aber irgendwann musste ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Als ich den Job als Gewerbe-Immobilienmakler und Immobilienberater in Hamburg bekam, brauchte ich einfach ein neues Hobby, um mich bei Verstand zu halten. Zumal gerade die Pandemie ausgebrochen war."

Doch warum ein Land Rover? Und kein Lancia, MG oder BMW?

"Das erste Auto, das ich je fuhr, war der 1987er Defender 90 meines Vaters. Den hat er bis zum heutigen Tag behalten. Er ist Jäger, daher ist das Auto in einem dunklen Militärgrün lackiert und er benutzt es, um in die Wälder zu fahren. Es ist ein Arbeitstier, keine Garagenkönigin und alles andere als schön. Andererseits sind die Land Rover von damals ja ohnehin kein Designobjekt, zumindest nicht in dem Sinne, wie das Unternehmen heute Design versteht. Sie kommen dem Konzept einer zielgerichteten, selbstfahrenden, sehr... mechanischen Maschine, die sich langsam, aber sicher durch jedes Gelände frisst, so nahe wie nur möglich. In dieser Unerbittlichkeit liegt eine gewisse poetische Schönheit. Genau wie der Klang eines V12-Rennmotors von Maserati oder Ferrari."

Und dann gingst Du online, mit dem Beschluss, einen zu kaufen...

"...und das war gar nicht so einfach. Ich wollte diese spezielle pastellgrüne Farbe, und dazu den seltenen 2,6-Liter-Sechszylinder-Benzinmotor. Es dauerte eine Weile, bis ich das richtige Auto gefunden hatte, aber eines Tages stand es auf Ebay geparkt."

Warum eine Serie III und nicht etwas Älteres?

"Um ehrlich zu sein, gefällt mir das Aussehen der Serie 2A besser, aber die dritte Generation ist einfach etwas moderner konstruiert. Ich fahre einen 2012er Defender 110 Diesel als Daily Driver. Natürlich sind diese beiden Autos eine Welt auseinander, aber ich wollte mit meinem älteren Serie III keinen zu großen technischen Rückschritt eingehen. Außerdem war er, auch wenn er drei Vorbesitzer hatte, in einem sehr guten, wenn auch nicht ganz originalen, Zustand."

Was heißt das genau? 

"Der Vorbesitzer hat sich gut um das Auto gekümmert. Wenn er ihn nicht fuhr, stellte er ihn auf einer Hebebühne ab. Der Lack sah original aus, aber der gesamte Unterboden war weiß lackiert. Auf die Frage, warum, antwortete der Mann: „Ich habe einige Rostschutzmaßnahmen durchgeführt, und auf diese Weise kann ich Korrosion an den Fahrwerkselementen leicht erkennen"."

Wenn das Auto in einem so guten Zustand war, warum sollte man es dann überhaupt restaurieren?

"Zunächst einmal bin ich pedantisch. Und ja, ich bin eine Weile damit gefahren, aber dann habe ich mir den abblätternden Lack, die Dellen und die Kratzer angeschaut... und beschlossen, dass ich etwas dagegen tun sollte. Mein Ziel war es nicht, ihn komplett zu restaurieren, aber eins führte zum anderen und das Projekt geriet ziemlich schnell außer Kontrolle."

Es folgte eine „nut-and-bolt“-Restaurierung?  

"Ja. Ich habe eine Garage von einem Freund gemietet und beschlossen, alles selbst zu machen. Na ja, fast alles! Die Karosseriebleche wurden von einem Fachmann neu lackiert, da ich keine Spritzkabine habe und man eine ruhige Hand braucht, um es richtig zu machen. Den Motor hatte bereits der Vorbesitzer überholt. Aber ich habe die Karosserie vom Fahrgestell getrennt. Alle abgenutzten Fahrwerkselemente gereinigt, repariert oder ausgetauscht, dann auch den Rahmen sandgestrahlt und gereinigt. Mit meinen eigenen Hände habe ich auch den gesamten Motorraum aufgefrischt und neu lackiert. Weiter neue Dichtungen eingebaut, einen neuen Kabelbaum – ein Alptraum – und alle Originalteile neu verzinkt. Ich setzte auch neue Nieten ein usw. Dann habe ich den Wagen wieder zusammengebaut."

Gibt es außer den Dichtungen noch etwas, das weggeworfen werden musste?

"Ja. Die Türen, leider. Aber ich habe die Original-Fenster eingesetzt, so dass es niemandem auffallen wird."

Und was nun? Hat der Herr Papa schon eine Mitfahrgelegenheit bekommen?

"Nun ja. Ich habe noch einen anderen S3, einen 90er-Benziner, den ich restaurieren möchte, aber zuerst werde ich diesen hier genießen. Mein Vater konnte noch nicht einmal drin sitzen, aber ich plane eine Reise nach Schottland zu seinem bevorstehenden 70. Geburtstag. Ich bin mir sicher, dass es ein Abenteuer fürs Lebens sein wird, denn das Auto ist laut, schwer zu fahren und nur etwa 80 km/h schnell – ich meine, es ginge auch schneller, aber zuerst würden einem die Trommelfelle platzen! Aber bei diesen alten Land Rover ist es die Leidenschaft, die einen dazu bringt, sie zu fahren. Nicht die Benutzerfreundlichkeit oder die Geschwindigkeit."

Fotos: Bartek Kołaczkowski

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