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Die Höhepunkte des 73. Goodwood Members' Meeting

Motorsportlegenden im Überfluss, zahlreiche Rennläufe und Highspeed-Demos, ein spektakulärer, extravaganter Goowood-Abend und – icht zu vergessen – 500.000 blühende Narzissen waren nur einige Höhepunkte des 73. Members’ Meeting. Classic Driver war dabei.

Lord March hatte wieder die Nase vorn

Wie konnten wir nur in Frage stellen, dass Lord March und sein Team das Members’ Meeting des letzten Jahres noch einem toppen würden? Wir jedenfalls waren angetan von den zahlreichen Attraktionen und der besonderen Atmosphäre, die an das erste Members' Meeting erinnerte, das zwischen 1948 und 1966 jährlich stattgefunden hatte. Denn im Vergleich zum überfüllten Festival of Speed oder dem Goodwood Revival ist es beim Members‘ Meeting dank limitiertem Ticketkontingent deutlich entspannter und persönlicher.

Graue Wolken, roter Nebel

Zwar waren die Temperaturen eisig, die Rennen aber das genaue Gegenteil. In neun Starterfeldern präsentierten sich insgesamt sechs Jahrzehnte Automobilgeschichte, angefangen bei den Formel-Libre-Rennwagen bis 1935 bis hin zu den Gruppe-1-Tourenwagen der 1970er und 1980er Jahre. Obwohl sie aufgrund eines Unfalls im vorangegangenen Salvadori Cup abgekürzt werden musste, bot die Graham Hill Trophy am Samstagabend im höchsten Maße Entertainment. James Cottingham von DK Engineering und Joe Twyman verpassten nur knapp den Sieg hinter Emanuele Pirro und Shaun Lynn in ihrer glühend-roten Cobra.

Porsche-Poesie

Stimmung kam auch bei der Aldington Trophy für Porsche 911 und 901 bis 1967. Während BTTC-Stern Andrew Jordan mit einem komfortablen Vorsprung das Rennen anführte, war der Kampf um Platz zwei zwischen Mark Bates und Phil Hindley, die ihre 911er oft quer in die Kurve legten, ein Augenschmaus. Noch beeindruckender war höchstens die Art, wie sämtliche Fahrer – einschließlich Richard Atwood – in den ultra-technischen Goodwood-Kuven auf dem Gas blieben und dabei mit Präzision und Anmut durch die Kurven schlitterten. Es war wie Poesie in Bewegung.

David gegen Goliath

Der vielleicht bedrückendste Anblick des Wochenendes bot sich in der unterhaltsamen Gerry Marshall Trophy für Tourenwagen aller Couleur. Zuschauerliebling Nick Swift in seinem Mini und David Clark in seinem Respekt einflößenden Chevrolet Camaro fuhren Seite an Seite, Runde für Runde. Zwar hatte der Camaro am Ende die Nase vorn, doch die Herzen der Zuschauer eroberte zweifelsohne der tapfere Brite. Vor allem dank Swifts unterhaltsamer Körpersprache, die via Onbord-Kamera auf sämtliche Bildschirme an der Strecke übertragen wurde. Jedes Mal, wenn er Clark überholte, ballte er die Faust und winkte seinem Konkurrenten zum Abschied – ganz zur Freude der Zuschauer.

Sehr schnelle Highspeed-Demos

Auch in diesem Jahr waren wieder High-Speed-Maschinen zu sehen, von denen wir dachten, dass wir sie eigentlich nicht auf der historischen Rennstrecke antreffen würden. Und das Ganze diesmal ohne Safety-Car, in alter Track-Day-Manier. Besonders schnell waren die monströsen Gruppe-C-Renner unterwegs. Aber mindestens genauso beeindruckend war die Ansammlung von 16 (!!!) McLaren F1 GTR, die zur Feier des legendären Triumphs in Le Mans vor 20 Jahren angerückt waren. Außerdem wurden die Zuschauer Zeugen, wie zum ersten Mal ein modernes F1-Auto auf dem Track fuhr. In einem Handicap-Rennen steuerte Anthony Davidson den Mercedes-AMG-Formel-1-Rennwagen von 2013, Karl Wendlinger einen nagelneuen AMG GT und Jochen Mass die berühmte “Rote Sau”. Zwar fuhr Davidson unglaubliche 180 Meilen auf der Lavant-Grade, aber dennoch glauben wir, dass er mindesten genau so viel Spaß in einem großen Lister gehabt hätte.

Plateauschuhe und rosarote Brillen

Die Zuschauer wurden von der Nostalgie ergriffen, als circa 30 High-Airbox-F1-Renner aus den 1970er Jahren auf die Strecke rollten. Tyrrell, Ferrari, Lotus im JPS-Livree und heulende Matura boten eine gelungene Hommage an die „Goldenen Zeiten“ der Formel 1. Jean-Pierre Jarier fühlte sich nach einigen Runden in seinem 1975er Shadow DN5 sichtlich wohl, Freddy Hunt hingegen entspannte sich – nach langer Party am Vorabend – im Cockpit seines Hesketh 308, der einst von seinem Vater gesteuert wurde.

Zeit für ein Resümee

Unser krönender Abschluss des Wochenendes war ein Spaziergang durch die verschlafenen Paddocks am Sonntagabend. Dabei wurde uns klar, was für eine gelungene Veranstaltung das 73. Members‘ Meeting doch war. Die Messlatte für alle kommenden Treffen wurde noch einbmal höher gelegt. Wir sind gespannt, womit uns Lord March im nächsten Jahr überraschen wird.

Fotos: © Tim Brown for Classic Driver