Zum diesjährigen Pebble Beach Concours d’Elegance traten 229 Modelle an – 55 internationale Fahrzeuge aus 22 Ländern und 174 US-Preziosen aus 31 Bundesstaaten. Den Titel „Best of Show“ errang schließlich der von Penny und Lee Anderson Sr. aus Naples, Florida, gezeigte Hispano-Suiza H6C Nieuport-Astra Torpedo von 1924.
Der vom Militärflieger (Weltkrieg 1), Olympiateilnehmer (St. Moritz, 1928), Erfinder (Dubonnet-Federung) und Aperitif-Erben André Dubonnet (1897-1980) in Auftrag gegebene Hispano-Suiza H6C „Tulipwood“ Torpedo baute auf einem seltenen „Surbaissé“-Sport-Chassis auf und wurde von einem 8,0-Liter-Reihensechszylinder angetrieben. Auf der Suche nach einer besonders leichten und zugleich aerodynamischen Karosserie wandte sich Dubonnet an den Flugzeugbauer Nieuport-Astra, wo Henri Chasseriaux eine Haut aus dünnen Mahagonistreifen (irreführend „Tulipwood“ genannt) entwarf und sie mit 8500 Nieten auf dem leichten Rahmen montierte. Mit einem Gewicht von kaum 72 kg verhalf die Karosserie diesem Riesen von Auto zu bemerkenswerter Agilität. Das bewies Dubonnet eindrucksvoll bei der Targa Florio 1924, wo er mit dem Hispano den sechsten Rang belegte und sich trotz Reifenpannen in der über eine Zusatzrunde führenden Coppa Florio sogar noch auf Rang fünf verbesserte. Auf den schmalen und staubigen Straßen im Gebirge Siziliens machte er das größte Auto im Feld zu einem ernsthaften Wettbewerber.
Nach seinem Renndebüt wurde der Torpedo durch die Montage von Kotflügeln, Scheinwerfern und Türen straßentauglich gemacht und gelangte in die Hände weiterer prominenter Besitzer. Darunter Roland Coty, Sohn des Gründers des Parfüm-Produzenten Coty, der schottische Marmeladenerbe Alexander Keiller und der spätere Standard-Oil-Erbe Gerald Albertini. Das Auto überstand den Krieg gut eingelagert mit nur geringfügigen Schäden, blieb jahrzehntelang in Privatsammlungen und wurde darüber zur Ikone der Marke Hispano-Suiza und des aerodynamischen Karosseriebaus. 2022 war es mit einem Erlös von 9,245 Millionen Dollar der Star der Monterey-Auktion von RM Sotheby’s – und sicherte sich seinen Platz als einer der bedeutendsten und spektakulärsten Hispano-Suiza aller Zeiten.
„Dieser Hispano-Suiza erfüllt alle Erwartungen“, sagte die Concours-Vorsitzende Sandra Button. „Das Fahrwerk ist technisch hochentwickelt. Die Karosserie ist sorgfältig handgefertigt, leicht und formschön. Der Wagen wurde von Aperitif-Spross André Dubonnet in Auftrag gegeben, der damit sowohl bei der Targa Florio als auch bei der Coppa Florio antrat.“
Mit der Wahl des „Tulipwood Torpedo“ setzte die Jury des Pebble Beach Concours d’Elegance ihre Tradition fort, Vorkriegsfahrzeuge für die „Best of Show“-Trophäe auszuwählen. Mercedes-Benz und Bugatti waren bisher die erfolgreichsten Marken mit jeweils zehn Top-Trophäen. Für Hispano-Suiza war es der dritte Sieg und der erste seit 1989.
Fotos: Rémi Dargegen