Wie kann man Freunden mit hochkomplizierten High-Tech-Fahrrädern noch imponieren? Man zeigt ihnen einfach das Thonet Concept Bike von Andy Martin aus traditionellem Bugholz und einem Hauch von Carbon, das da lässig an der Wand lehnt. Der junge australische Designer und Architekt, dessen Studio heute in London ist und der früher für Designer Marc Newson gearbeitet hat, wurde schon 2010 von der berühmten Bugholz-Manufaktur gebeten, ein Concept Bike zu entwickeln, das nach demselben Dampfformungsprozess gebaut werden konnte, wie der berühmte Consumsessel Nr. 14, den Michael Thonet 1859 entwarf und der bis heute 50 Millionen mal gefertigt wurde.
„Die Herausforderung bestand darin“, erzählte Martin, „diesen eher handwerklichen Prozess des Formens unter Dampf mit Techniken und Technologien des 21. Jahrhunderts überzeugend zu kombinieren.“ Die Verfugungen und geschwungenen Formen wurden mit einer computer-basierten CNC-Maschine erreicht. Die Verbindungsstücke und Federstäbe, die dem hölzernen Fahrradrahmen Stärke und Festigkeit verleihen sollen, musste Andy Martin ebenfalls selbst herstellen. Dabei sollte das Concept Bike – so der Wunsch von Thonet – schlicht und ehrlich aussehen.
Wie historische Fahrräder auch, so besitzt das Design-Bugholzrad einen starren Antrieb ohne Freilauf – immerhin blickt Thonet selbst auf 190 Jahre Tradition zurück. Das Rad hat übrigens auch keine Bremsen, dafür aber diverse Gangübersetzungen. Der gefederte Sitz ist, wie auch der gesamte Rahmen, aus Rotbuchenholz gefertigt. Nur die Laufräder kommen aus der Zukunft: Sie sind aus der Hochleistungs-Karbonfaser HED H3 hergestellt.
Das Thonet Bike ist wohl eines der wenigen Konzepte, die man nicht nur bestaunen, sondern tatsächlich auch in limitierter Auflage kaufen kann. Es hat allerdings seinen Preis: Für umgerechnet 53.000 Euro bekommt man die gelungene Mélange aus Tradition und Moderne.
Fotos: Andy Martin Studio