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Diese Hot Hatches von Peugeot bieten Fahrspaß pur im Westentaschen-Format

Wir haben alle schon von dem Begriff „Smiles per mile“ gehör. Aber bei diesen beiden schrulligen Peugeot 104, die am 25. Juni bei Aguttes Summer Sale versteigert werden, geht es um „Lächeln pro Meter“. Die Hot Hatches mögen klein sein, aber sie zaubern garantiert ein breites Grinsen aufs Gesicht!

Wenn wir an die kompakten, aber sportlichen Schräghecklimousinen früherer Zeiten denken, fällt uns automatisch der Golf 1 GTI ein. Er löste bei seinem Erscheinen 1976 nicht weniger als eine kleine Revolution im Kompaktwagen-Segment aus. Doch was wäre, wenn wir Ihnen sagen würden, dass Peugeot schon zuvor in diese Richtung gedacht hat? Denn auf Basis des neuen Einstiegsmodell der Löwenmarke, dem 104, entstanden als Vorläufer des 205 GTI scharfe Sportversionen, von denen wir Ihnen heute zwei genauer vorstellen wollen.

Bevor wir uns ihnen zuwenden, schauen wir erst noch einmal auf die Ursprünge des 104 zurück. In den 1950er- und 1960er-Jahren gab es neben dem Käfer und den kleinen Fiat 500 und 600 als weiterte Alternativen für breite Käuferschichten den Mini und den Renault 4, Peugeot hatte seit 1965 den 204 als Modell für die untere Mittelklasse im Programm und entschied sich Anfang der 1970er-Jahre für ein neues erschwinglicheres Einstiegsmodell, unter anderem als innerfranzösischer Konkurrent zum nahezu parallel erscheinenden Renault 5. 

Seine Weltpremiere feierte der von Paolo Martin gestylte 104 auf dem Pariser Salon von 1972. Als kompaktes viertüriges Fastback, das eine Heckklappe (die dann tatsächlich erst 1976 kam) nur andeutete. Um Bauhöhe zu sparen, wurde der Motor um 72 Grad nach hinten geneigt eingebaut, so fand auch noch das Reserverad Platz im Motorraum. Der Vierzylinder holte aus 954 cm3 bescheidene 45 PS und folgte mit der Anordnung des Getriebes in der Ölwanne einem von BMC schon beim Mini umgesetzten Konzept. Insgesamt zehrte der Motor nur 80 Zentimeter der gesamten Wagenlänge des 104 auf – maximal kompakt!

Mit dem Erscheinen der Coupé-Version im Jahr 1973 kam bei Peugeot die Idee auf, den 104 optisch und leistungsmäßig aufzupeppen, um seine Attraktivität zu erhöhen. Es dauerte nur zwei Jahre, ehe die Franzosen zwei sportivere Spielarten des Coupés lancierten: den ZL, einen luxuriösen Stadtflitzer, und den ZS, der junge, aufstrebende Renn- und Rallyefahrer ansprechen sollte. Der ZS war mit 66 PS zwar noch immer kein Kraftprotz, aber wenn man bedenkt, dass er nur 775 kg wog, war das genug Leistung, um dem 104 den dringend benötigten Schub zu geben.

Es sprach sich schnell herum, dass diese leichten und dennoch unglaublich robusten Peugeot sehr konkurrenzfähige Renn- und Rallyefahrzeuge abgaben. Das Werk selbst setzte den ZS 1977 unter anderem bei den 24 Stunden von Chamonix, der Tour de France Auto, der Akropolis-Rallye und mehreren Rallycross-Events ein, wo er die Erwartungen übertraf. In den Folgejahren glänzte der Peugeot 104 ZS weiterhin in vielen Rennkategorien und nach dem Vorbild von Porsche oder Ferrari wurde der 104 im Jahr 1980 sogar mit einem Markenpokal, der Challenge Peugeot-Esso, geehrt.

Der hier gezeigte ZS aus dem Jahr 1979 zeigt deutlich, wie rassig ein 104 aussehen konnte. Es ist wahrscheinlich eines der wenigen Exemplare, die die wilde Motorsport-Szene der 1970er- und 1980er-Jahre überlebt hat. Ausgestattet mit dem optionalen Rallye-Kit (breitere Kotflügel, verlängerte Frontstoßstange mit Spoiler und spezielle Heckstoßstange) sowie AMIL-Leichtmetallfelgen scheint er mehr denn je bereit zu sein, Gummi zu verbrennen. Unter der Motorhaube steckt der 1.124-cm³-Motor (XW3S) von Peugeot, der dank eines Rallyemotor-Kits mit Solex-Doppelvergasern und anderen Goodies auf 80 PS erstarkte. Auch das ist nicht gerade umwerfend, aber wir können uns trotzdem gut vorstellen, wie viel Spaß dieser leichtgewichtige Micro-Racer auf freier Strecke machen muss. 

Der Kraftzwerg trägt noch immer seine ursprüngliche und für die 70er-Jahre so stilbildende Farbe Mandarine über einem ebenfalls durchgehend orangenen Stoffinterieur. Derweil wanderte hier das Reserverad in den Kofferraum. Wie nicht anders zu erwarten, ist der Innenraum minimalistisch ausgestattet, bietet aber alles, was man braucht: handbetätigte Fensterheber, einen Zigarettenanzünder... und das war's auch schon. Der Eintrag „104 Rallye“ im Fahrzeugschein dieses Modells bestätigt seine Seltenheit, und obwohl Tausende von Exemplaren hergestellt wurden, gibt es heute nur noch sehr wenige, und noch weniger sind so vollständig und gut gepflegt wie dieses Fahrzeug. Der geschätzte Verkaufspreis liegt zwischen 25.000 und 30.000 Euro. Wir denken, dass dies die vielleicht coolste Art ist, in die Welt der klassischen Hot Hatches einzusteigen. Doch was, wenn wir Ihnen verraten, dass es noch eine Steigerung gibt? 

Wie bei vielen erfolgreichen Produkten ist es mit einer Fortsetzungsfolge meist nicht weit her. Manchen Hersteller gelang das schockierend schlecht, aber Peugeot hat mit seiner zweiten Version des ZS alles richtig gemacht. Unter der Bezeichnung ZS 2 meldeten die Löwen zwei nach Gruppe-2-Reglement aufgebaute 104 ZS für die französische Rallye-Meisterschaft an. Um die Homologation zu bekommen, legte man von Januar bis März 1979 eine 1.000er-Serie auf, was dieses Exemplar noch seltener macht als seinen orangefarbigen Verwandten.

Ein ZS2 kostete anfangs ganze 10.000 Franken mehr als der ursprüngliche ZS und war nur in Vulkangrau mit kontrastierenden roten Akzenten erhältlich. In diese Mikromaschine wurde auch ein neuer Motor gezwängt: der 1360 cm3 große Typ XYR, der 93 PS bei 5.800 Umdrehungen pro Minute leistete und den ZS2 in unseren Augen zu einem veritablen Hot Hatch machte. 

Natürlich werden sich jetzt viele fragen: „Wann kommt denn der 205 ins Spiel?“ Nun, 1982, nach einer langen und erfolgreichen Laufbahn, lief die Produktion des 104 aus. Der 205 erschien 1983 und ist heute vor allem für seine Erfolge im Rallyesport und den authentischen „Böse-Jungen“-Status bekannt, den er in Gestalt des 205 GTI 1.6 und später 1.9 erlangte. Aber es gäbe keinen 205 ohne den Erfolg des 104, und dafür können wir diese kleinen, flotten Flitzer nicht genug loben!

Diese beiden bezaubernden Sportmodelle des sonst eher braven Peugeot 104 werden am 25. Juni bei der Summer Sale von Aguttes versteigert. Für den grauen ZS 2 mit bislang nur drei Vorbesitzern wird ein Preis von 28.000 bis 34.000 Euro erwartet, was noch über dem Estimate für den orangenen ZS liegt und diese beiden sehr coolen, aber auch sehr erschwinglichen Klassiker noch ein bisschen begehrenswerter macht!

Fotos: Leopold Duriaud