Längst hat sich der Gentlemen's Library Sale fest im Auktionskalender von Bonhams etabliert. Dieses Jahr haben die Experten für den gehobenen männlichen Lifestyle über 1.000 besondere Stücke zusammengetragen, die am 29. und 30. Januar 2015 in den Londoner Räumen des Versteigerers unter den Hammer kommen sollen. Schon zum 15. Mal findet dieses Auktion statt, die 2004 vom renommierten Bonhams-Experten für klassische Automobile, Simon Kidston, aus der Taufe gehoben wurde. Nicht, dass nicht auch Ladys zu diesem Termin willkommen wären, aber die Stücke lassen wohl insbesondere Gentlemen nicht kalt. Natürlich fehlen auch diesmal nicht Ledermöbel mit Club-Charakter, Standuhren, Schiffsmodelle, wissenschaftliche Instrumente, Fossilien und feine Zigarettendosen. Eben Dinge, welche die Frau im Leben eines Mannes nicht gerade dekorativ findet.
Zuerst das Nützliche...
Wer sich noch nicht eine Bibliothek im Stil eines englischen Gentleman (Nachhilfeunterricht erteilt eine Folge von „Downton Abbey”) oder eine klassische Männerhöhle einrichten konnte, dürfte bei der Auktion die richtige Grundausstattung finden. Auf umgerechnet 4.500 bis 6.000 Euro geschätzt wird etwa ein rund anderthalb Meter langes Dampfmaschinenmodell. Neben diesem fantastischem Objekt lockt auch ein Globus von John und William Cary, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, für vergleichsweise günstige 2.000 Euro. Der Herr von Welt braucht natürlich auch einen Schreibtisch: Bonhams bietet ein viktorianisches Exemplar aus feinstem Seidenholz, für das mindestens 4.000 Euro geboten werden müssen. Dazu passend gibt es auch einen Sessel und, ebenfalls im Stil eines Gentleman des britischen Empires, einen Schreibtischaufsatz englisch-indischer Provenienz aus Ebenholz mit Elfenbein.
Natürlich will man auch in seiner Library Gäste zum Whiskey oder Portwein einladen. Für diese Geselligkeit alter Schule empfiehlt sich vielleicht die klassische, viersitzige Chesterfield-Couch (die mit der typischen Punktsteppung), für die bei Bonhams ab 3.200 Euro mitgeboten werden kann. Ein besonders aufmerksamer Gastgeber wird auch einen sogenannten Gicht-Schemel bereithalten - Losnummer 595.
... und jetzt etwas für das Auge
Zu einer Bibliothek gehören natürlich auch Kunstwerke an den Wänden. Wie wäre es mit den vier Aquarellen des viktorianischen Künstlers James Atkinson, die er im 19. Jahrhundert in Afghanistan fertigte? Oder vielleicht doch ein paar Ölgemälde von preisgekröntem Zuchtvieh? Für die musikalische Umrahmung offeriert Bonhams eine Jukebox im Wurlitzer-Stil aus dem Jahr 1948 (umgerechnet auf zwischen 10.000 und 16.000 Euro geschätzt). Ein Blickfang sind auch die 31 Schauprofile von Möbelschreinern oder ein Stückchen vom ersten transatlantischen Unterseekabel - oder gar ein großes, aufgegliedertes Modell eines menschlichen Auges. Für den ultimativen dekorativen Touch (mit einem Hauch von Goodwood Revival) könnte ein englisches Originalposter aus den Kriegsjahren sorgen, mit dem schon legendären Spruch „Keep calm and carry on”, was sich für den ambitionierten deutschsprachigen Herren als „entspannt bleiben und eine Tasse Tee trinken” übersetzen ließe. Angesichts eines atemberaubenden Mindestgebots von knapp 7.000 Euro kein schlechter Rat.
Fotos: Bonhams