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Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti

Auch wenn der von Michelotti gestaltete Matra Laser heute weniger bekannt ist als die Siebzigerjahre-Studien von Bertone und Italdesign, sind zahlreiche Details des 1971 vorgestellten Showcars durchaus beachtenswert.

Bis zum Jahr 1968 war Matra vor allem für Luftfahrt- und Waffenproduktion bekannt. Dann startete die französische Firma in der Formel 1 – und die Aufmerksamkeit der gesamten automobilen Welt war gesichert. Der Höhepunkt des sportlichen Engagements kam bereits ein Jahr später mit dem Konstrukteurs-Weltmeistertitels für das Team Matra International und dem dazugehörigen Fahrertitel für Jackie Stewart. Abseits der Formel 1 hatte Matra aber auch mit der Entwicklung von Sportwagen für die Straße begonnen. Die erste Eigenentwicklung war der nach einer hauseigenen Boden-Luft-Rakete benannte M530, der 1967 erstmals vorgestellt wurde und 1970 ein subtiles Facelift durch den bekannten Turiner Designer Giovanni Michelotti erhielt.

Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti
Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti

Michelotti hatte seine Karriere im zarten Alter von 15 Jahren als Lehrling bei Stabilimenti Farina begonnen – einer Firma, die der Bruder des legendären Battista Pininfarina ins Leben gerufen hatte. Nach einer weiteren Episode der Lohnarbeit für die Carrozzeria Vignale hatte sich Michelotti im Jahr 1949 selbstständig gemacht und sein eigenes Designbüro eröffnet, zu dessen Kunden schnell große Namen wie Bertone, Ghia und Ferrari gehörten. In den späten Fünfzigerjahren erlangte Michelotti mit der Gestaltung der Modellpalette von Triumph internationales Renomée, das er mit den stilprägenden Entwürfen der BMW 700 und 2002 noch vertiefte.

Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti
Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti

Eine der Thesen Michelottis war, dass ein anständiger Designer ein Kamel in ein Pferd verwandeln kann. Bei der Entwicklung des Matra Laser verließ er sich allerdings lieber auf das Chassis und das Mittelmotor-Layout des M530. Mit seiner keilförmigen Karosserie und den Flügeltüren entsprach die Designstudie den Schönheitsidealen der Zeit. Mit einer Höhe von nur 1,08 Metern klebte der Laser praktisch auf der Straße. Dabei war der Wagen auch funktional interessant: Die prägnanten Türschwellen sorgten nicht nur für Stabilität, sie leiteten auch die Luft in Richtung des 1,7 Liter großen Ford-V4-Motors im Heck. Sein Debüt feierte der Laser im Frühjahr 1971 auf dem Genfer Salon – zusammen mit der ersten Version des Lamborghini Countach, der Michelottis Entwurf die Show stahl. Im darauffolgenden Jahr war er noch einmal auf dem Montreal Auto Salon zu sehen.

Classic Concepts: Matra Laser by Michelotti

Wie von Anfang an geplant, blieb es beim Einzelstück. Nachdem der Matra Laser einige Jahre in einem Automobilmuseum zubrachte, verlor sich die Spur im Jahr 1999. Michelottis Sohn Edgardo versuchte zehn Jahre lang verzweifelt, die extravagante Studie wieder zu finden – schließlich handelte es sich um eines der essenziellen Werke seines Vaters. 2009 tauchte der Matra dann plötzlich wieder auf: Beim zweiten Tokyo Concours d’Elegance glänzte er zwischen ultra-seltenen Sportwagenklassikern wie einem Ferrari 250 GTE 2+2 400SA, einem Lamborghini 400GT 2+2 und einem Maserati Mistral Spyder. Der italo-französische Prototyp war in der ehrenwerten Gesellschaft angekommen.

Fotos: Rainer Schlegelmilch