Wenn Sie auf der Suche nach einem Paradies für Oldtimer sind, finden Sie es in Frankreichs Hauptstadt. Die über eine Woche (1. – 5. Februar) gehende Pariser Rétromobile wird von hochkarätigen Auktionen flankiert, auf denen die weltweit besten automobilen Memorabilia und Klassiker verstigert werden. Der perfekte Start in ein neues Jahr voller automobiler Highlights.
In diesem Jahr markiert die Veranstaltung den Auftakt zu den Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum des berühmtesten Langstreckenrennens der Welt, den 24 Stunden von Le Mans. Ein Rennen, das so zermürbend und ermüdend ist, dass viele unter den nicht Voll-Profis schwören, nur einmal daran teilzunehmen, nur um sagen zu können, dass sie es ins Starterfeld geschafft haben. Viele der Wagen, die im Laufe der 100 Jahre an der Sarthe ihr Debüt feierten, setzten technologische Meilensteine. Um so erfreuter waren wir, auf der Rétromobile so viele von ihnen zu sehen.
Der Stand der Ascott Collection symbolisiert die Vielfalt der Teilnehmer in Le Mans nahezu ideal. Hier steht der ikonische Nissan R90CK, der mit Mark Blundell 1990 im Training als Folge eines defekten Wastegates mit (ungeplant) über 1000 PS eine Topspeed von 383 km/h erreichte, mit Rückspiegeln, die aus den vorderen Radkästen zu platzen scheinen, um den Luftwiderstand zu verringern. Neben diesem japanischen Helden posiert einer der vielleicht optisch auffälligsten Renner, die je in Le Mans gefahren sind: der Morgan LMP2, auch bekannt als „Verkehrszeichen-Auto“. Anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der 24 Stunden von Le Mans im Jahr 2013 gab OAK Racing-Chef Jacques Nicolet dem französischen Maler und Bildhauer Fernando Costa frei Hand bei der Gestaltung eines seiner drei Einsatzfahrzeuge. Costas war bekannt dafür, seine nicht unumstrittenen Artefakte aus Teilen von allerlei Signal-Schildern zu komponieren. Und so nagelte er dann mit Hilfe von über tausend Nieten allerlei bunte, komplette und zerstückelte Emaille-Straßenschilder auf die Außenhaut des zum Art-Car umgewandelten Morgan-Nissan.
Luxembourg-based dealer Der luxemburgische Händler Art & Revs brachte auch eine Menge glorreicher Le-Mans-Helden nach Paris, darunter das noch nie zusammen gesehene Duo aus Audi R10 und R18 LMP1, die beide stolz die Startnummer 1 trugen. Audi ist auf der französischen Rennstrecke kein Unbekannter, und das Gleiche gilt für den Werks-Toyota 92CV, der von 1992 bis 1994 dreimal hintereinander bei den 24 Heures du Mans antrat. Für Konsolespieler steht die ORECA PlayStation Viper in stolzer Nachbarschaft zu einem anderen auf der westfranzösischen Rennstrecke siegreichen US-Boliden: die Pratt & Miller Corvette C5R. Weitere Informationen über den Stand von Art & Rev finden Sie in diesem Artikel!
Le-Mans-Liebhaber kommen auch bei JMB Classic dank einer Flotte von GT1-Rennwagen aus den 1990er-Jahren auf ihre Kosten. Das im historischen Motorsport aktive Team erinnerte uns an einige der Rennwagen , die um die Jahrtausendwende am 24-Stunden-Rennen teilnahmen. Darunter der Toyota GT-One-Prototyp, ein recht exotischer Panoz sowie ein weiteres Paar aus einer bösen Corvette und giftigen Viper.
Wenn es Sie bei all dem Gerede über Le Mans in den Fingern juckt, im Juni zur Feier des mythischen Langstreckenrennens auf die Strecke zu gehen, sollten sie sich die jetzt von Peter Auto enthüllten Pläne für die diesjährige Le Mans Classic zu Gemüte führen. Bei der wir hoffentlich viele der bei Rétromobile ausgestellten Autos in Aktion sehen werden.
Natürlich ist keine Oldtimerparty komplett ohne den Auftritt von Girardo & Co. Das immer gut gelaunte Unternehmen aus Oxford sorgt mit seinen Ständen regelmäßig für Furore, und dieses Jahr steht ganz im Zeichen eines bestimmten tänzelnden Pferdes. Pech für einige, aber Girardo hofft, dass ihre 13 exquisiten Ferrari, die von einem 512 S aus 1970 über einen 512 BBi LM aus dem Jahr 1979 bis zu einem großartigen 250 GT LWB California Spyder und einem 250 Europa GT reichen, alle einen Käufer finden. Diese handverlesene Auswahl wurde perfekt kuratiert und ist es keine verschwendete Zeit, sich diese Preziosen in Ruhe und ganz aus der Nähe anzuschauen.
Apropos Perfektion: Kidston Motor Cars ist ein Händler, der sich ebenfalls um die bestmögliche Verarbeitung und Detailgenauigkeit bemüht. In einer aufwendigen, italienisch inspirierten neoklassischen Kulisse namens „L'Esposizione“ hat Kidston neun der schönsten Juwelen des Automobils mitgebracht, darunter einen fantastischen Ferrari 250 GT SWB und einen Ferrari 250 GT California Spider, beide in verführerischen dunkelroten Farbtönen, sowie jenen weißen Ferrari 500 Superfast, mit dem wir einmal einen Nachtflug durch London unternommen haben. Dazu noch einen rot-weißen Alfa Romeo 1900 Super Sprint Zagato und vielleicht unser – bis zu diesem Moment – Favorit: der traumhaft schöne, dunkelblaue Alfa Romeo 8C 2900B Lungo Berlinetta von Touring aus dem Jahr 1937 (#412035), der sowohl beim Pebble Beach als auch beim Villa d'Este Concours ausgezeichnet wurde.
Wenn Sie auf der Rétromobile sind und den von vielen als glamourösesten Stand der Messe bezeichneten noch nicht besucht haben, sollten Sie unbedingt auf einen Aperitivo vorbeischauen!
Der in London ansässige Händler Fiskens verwandelte seinen Messestand in eine Ruhmeshalle des Motorsports. Unter den 14 Fahrzeugen befinden sich ein vielfach preisgekrönter Aston Martin DB3S, ein sehr früher Porsche 356 Carrera, ein sehr erfolgreicher Aston Martin DBR9 GT1 und buchstäblich jedermanns Lieblings-Porsche 917K im Gulf-Look, der im Film „Le Mans“ neben Steve McQueen die Hauptrolle gespielt hat!
Natürlich stehen auf der Rétromobile nicht nur die Straßenrennwagen im Rampenlicht, sondern – beim französische Auktionshaus Aguttes –mit Rallyewagen auch diejenigen, die das härteste Gelände und die engsten Kurven bewältigt haben. Neben einem prächtigen Jaguar D-Type und einem Porsche 911 3.0 finden Sie einige der größten Waffen des Rallyesports, wie einen Peugeot 205 T16 und einen extrem seltenen Audi Quattro von 1986/87 im vollen Dakar-Rallye-Trim. Dazu kommt eine der besten Ausstellungen von Motorsporthelmen, die wir je gesehen habe.
Wenn Sie sich nach noch mehr italienischem Flair sehnen, dann ist die diesjährige Veranstaltung genau das Richtige für Sie. Ferrari gibt es scheinbar überall, von Richard Mille's herausragender Auswahl an Formel 1, darunter Clay Regazzonis beeindruckender Ferrari 312T von 1975 und Alain Prosts 1991er F1-91, Messina Classics Ferrari 275 ‚Red Diamond‘ oder der Ferrari F40 und 400 Superamerica bei Mechanic Modern & Classic – es ist wirklich das Traumland aller Ferraristi. Der einzige Ort auf der Rétromobile, an dem ein Dreizack-Rennwagen den prächtigen tänzelnden Pferden die Schau stiehlt, ist der Stand der Galerie Aaldering. Wo ein Maserati 6CM Vorkriegs-Monoposto die eleganten Ferrari 275 und 512 am Stand des niederländischen Händlers in den Schatten stellt.
Wenn moderne Supersportwagen Ihr Ding sind, hat der Stand von Selected Car Investment das Potenzial, Ihr Herz höher schlagen zu lassen: Neben einem Trio bahnbrechender Game changer in Gestalt eines Bugatti EB110, eines Porsche Carrera GT und eines Lamborghini Reventòn hat der skandinavische Spezialist für Sammlerfahrzeuge einen äußerst begehrenswerten Ferrari 599 GTO in „Blu Scozia“ mitgebracht.
Wenn man in den riesigen Hallen herumstreift, stößt man immer wieder auf atemberaubende Exponate, unter anderem von Boutsen Classic Cars, BPM Héritage, BR Motors Classic und Eleven Cars, einem der Stammgäste unserer Rubrik „Market Finds“. Dieser Pariser Händler scheint immer Raritäten zu erwerben, und sein Stand für 2023 umfasst einen fantastischen weiß-blauen Ferrari 250 SWB, einen 911 2.7 RS sowie eine famose AC Cobra.
Zum Glück hat die Rétromobile auch die deutschen Klassiker im Gepäck. Und eine Vielzahl von Händlern hat einige unglaubliche Modelle von BMW, Mercedes-Benz und natürlich Porsche mitgebracht. Vielleicht erinnern Sie sich an das dynamische BMW 507-Duo von Movendi, das auf seinem Stand im vollen Scheinwerferlicht glänzt, während Axel Schuette unter anderem einen makellosen Mercedes-Benz 300 SL Roadster ausstellt, über den wir kürzlich berichtet haben.
Wenn Sie beim Bummeln noch nicht genug Porsches gesehen haben, empfehlen wir Ihnen einen Besuch bei Serge Heitz, der eine fantastische Auswahl an Porsche 911 und 356 aufbietet. Der ungewöhnlichste Porsche auf der diesjährigen Rétromobile war aber der Porphin von Messina, ein von Dolphin Engineering entwickelter und von Ken Miles gefahrener Sportwagen mit Porsche Carrera-Antrieb aus den 1960er-Jahren.
Bei der Rétromobile ist wirklich für jeden Autoliebhaber etwas dabei. Es ist eine wunderbare Mischung aus Vorkriegsklassikern, bahnbrechenden Rennsiegern, eleganten Concours-Gewinnern und so ziemlich allem dazwischen. Zwischen den kleinen, aber mächtigen Angeboten von My Mini Revolution bis hin zu den wie immer eleganten 300 SL von HK Engineering kann man sich leicht von der hellen Beleuchtung und der lauten Musik ablenken lassen. Aber man bedenke: Jedes Auto wurde sorgfältig für seinen Auftritt ausgewählt und ist nur dazu da, um tolle Gespräche zu führen und Erinnerungen zu teilen. Und dafür lieben wir das alles!