Moment mal, das ist doch ein Maserati! Etwa ein A6GCS? Ja, das könnte man meinen. Ist aber ausdrücklich nicht so. Das wunderbare 1950er Jahre Barchetta-Styling sieht dem furiosen und mittlerweile unbezahlbaren Italiener zwar zum Verwechseln ähnlich, doch der Ausca Sports Racer hat eine ganz andere Abstammung. Er kommt aus Australien – obschon man davon ausgehen darf, dass Maserati auch dort faszinierte. Insbesondere einen gewissen Paul England, 1929 in Melbourne geboren, der in jener Zeit als Fahrzeug-Ingenieur bei dem Unternehmen Repco sein Geld verdiente. Dort wurde der offene Rennwagen quasi nebenbei und nach Feierabend auf die Räder gestellt. Mit viel Leidenschaft und einem aussichtsreichen Erfolgsrezept: Wenig Gewicht und ein starker Motor sollten das Auto wettbewerbsfähig machen.
Das Rezept ging auf. Ein gut 200 PS starker Holden-Reihensechszylindermotor trieb den Ausca ordentlich an. Und so konnte der sich schon ein Jahr später, ab 1956, auf den nationalen Rennstrecken von Australien und Neuseeland zum Kräfte messen einfinden. Fünfmal gewann der Ausca das Rennen von Phillip Island. Bei anderen Rennen und starker Konkurrenz von Brabham und Lotus mischte der Ausca ebenfalls vorne mit. Wäre mehr Geld verfügbar gewesen, hätte England vielleicht eine Karriere in Europa verfolgen können. Doch daran war nicht zu denken – die Konkurrenz von offiziellen Rennställen der britischen, italienischen und deutschen Hersteller muss einer anderen Liga zugerechnet werden.
Es blieb also bei nationalem Ruhm. Rund 16 Fahrzeuge sollen damals entstanden sein – alles Einzelstücke mit individualisierten Karossen, die im Regelfalls als "One-Piece" auf das Chassis montiert wurden. Doch laut dem Classic Driver Anbieter ist es eben dieses dunkelrote Fahrzeug, welches die Geschichte mitbringt und von England pilotiert wurde. Das dürfte sich schnell überprüfen lassen, denn das Auto ist in Australien sehr bekannt und dort auch immer noch im Einsatz. Nach einer aufwändigen Restauration soll es sich zudem in einem sehr vorzeigbaren Gesamtzustand präsentieren. Einer späten Karriere in Europa oder den USA steht somit nichts im Wege. Allenfalls der australische Nationalstolz – das Auto soll dauerhaft ausdrücklich in "Down Under" verbleiben und nur zu besonderen Einsätzen auf Weltreise gehen dürfen. Aus australischer Sicht irgendwie nachvollziehbar. Ob die 150.000 Euro ein angemessener Preis sind, lässt sich objektiv schwer ergründen. Wer jedoch eine besondere Verbindung zu Ausca hegt, der dürfte bei diesem Angebot vermutlich sehr nervös werden.
Fotos: Classic Driver Markplatz