Direkt zum Inhalt

Magazin

Diese Mercedes Pagode zeigt, dass Pininfarina jedes Design veredeln kann

Nein, Ihre Augen täuschen Sie nicht: Dies ist eine breitere und längere Version der elegant lässigen Mercedes 230 SL „Pagode“. Das bei Pininfarina gezeichnete Einzelstück wird sicher für Aufregung sorgen, wenn es am 20. August bei Gooding & Company in Pebble Beach unter den Hammer kommt.

Wir sind im Jahr 1963 und Sie versetzen sich in die Rolle eines Designers beim weltweit bekannten Turiner Designstudio Pininfarina. Zwischen Entwürfen für den Ferrari 330 GTC und den Alfa Romeo Giulia Spider erleben Sie auf dem Genfer Salon die Enthüllung des von Paul Bracq gezeichneten neuen Mercedes 230 SL. Zwei Monate später, im Mai 1963, schickt Ihr Arbeitgeber einen Brief nach Stuttgart. Darin enthalten die Bitte, eine eigene Interpretation des Modells entwerfen zu dürfen. Nein, das ist nicht der Stoff für Legenden, sondern exakt das, was sich zutrug. Und Stuttgart gab sein Einverständnis, worauf Tim Tjaarda, ein junger amerikanischer Designer, der 1963 bei Pininfarina angeheuert hatte, mit dem Job beauftragt wurde.

Als Erstes ersetzte er beim intern auch „SL Coupé Speciale“ genannten Modells das nach innen gewölbte Dach, das dem SL den Kosenamen „Pagode“ einbrachte, durch eine konventioneller Lösung - und machte seine Kreation damit zu einem lupenreinen Coupé. Tjaarda behielt die Scheinwerfer bei, stellte den Grill jedoch schräger. Die Radhäuser waren etwas breiter als beim Original, wodurch die geschwungene Dachlinie und die kürzere und schmalere Motorhaube betont wurden. Die weniger steil abfallende Heckscheibe und das übrige Heck waren neben den verlängerten Überhängen und den über die Flanken gespannten Bögen die vielleicht auffälligsten Änderungen am Gesamtdesign und erinnerten an den ebenfalls von Tjaarda entworfenen Ferrari 330 GT 2+2. Innen ließ der damals 30-jährige Designer das Armaturenbrett unverändert, aber dank der vielen handgefertigten Details verströmt der Innenraum eine betont italienische Aura. 

Es ist unmöglich, den nach zwei Messeauftritten in Turin und Paris zunächst an den deutschen Verleger Axel Springer verkauften SL mit irgendeinem anderen Fahrzeug zu vergleichen; denn er blieb ein Einzelstück. Als ein aus Passion entstandenes Projekt eines italienischen Karosseriebauers, der seine Designkompetenz an diesem deutschen Traumwagen beweisen wollte, ohne dabei dessen Grundcharakter zu verwässern. Dieses glorreiche Stück Sportwagenkultur kommt auf der kommenden Pebble Beach Auktion von Gooding & Company am 20. August unter den Hammer. Und wir alle bei Classic Driver sind schon jetzt gespannt, welchen Preis diese einzigartige Schönheit dort erzielen wird.