Statt Reifenqualm stiegen am letzten Wochenende auf der Nordschleife Wasserfontainen hinter den Rennwagen auf. Dicke Regenwolken hatten sich über dem Eiffelkurs eingenistet und pünktlich zur ADAC Nürburgring Classic 2005 entladen. Unserem Team Classic Driver wurde der Regen trotz überzeugender Fahrleistungen leider zum Verhängnis, der allgemein guten Stimmung an der Strecke konnte er jedoch nur wenig anhaben.

Der Ford Fairlane vom Team Classic Driver musste zwar von Startplatz 26 ins Rennen gehen – man hatte sich in der Regenabstimmung im Training etwas verlaufen – doch die konstruktiven Tipps der Fahrversuch- und Dauerlauf-Profis KJtech und ihrer Truppe brachte das Team im Regen-Derby auf Rundenzeiten, wie sie im Gesamtergebnis nur unter den Top Ten gefahren wurden.

Wäre da nicht der elende Scheibenwischer gewesen, der plötzlich unreparierbar ausfiel und die Fahrt zum Blindflug machte. Das war’s! Schade, doch zum „Fair Play“ gehört auch aufzuhören, wenn es am schönsten ist. So wurde der lange DS Transporter, der als Blickfang den Eingang zum ADAC Zelt zieren durfte, wieder beladen und damit die Rennsaison für den Ford Fairlane dieses Jahr beendet.

Hätte es nur nicht so schrecklich geregnet, standen doch so reizvolle Dinge wie ein Jahrmarkt mit Marktschreier, Kettenkarussell, Münzprägestätte und jede Menge Attraktionen im Programmheft. Trocken war es dafür im ADAC Zelt und spannend obendrein. Hier standen eine ganze Menge seltener Exemplare aus der Automobil- und Mottoradgeschichte. Darüber hinaus gab es eine interessante Dokumentation der FH Köln über die Überarbeitung des Gitterrohrahmens eines Porsche 917 – wie ihn Steve Mc Queen im legendären Film Le Mans gefahren ist.

Auf der Strecke gab es viel, zuweilen auch skurriles wie den Korso von Traktoren zu sehen. Auch die spektakuläre Silhouette des Veritas Meteor Avus von 1953, den seine Besitzer für die Gleichmäßigkeitsprüfung extra aus der Schweiz auf die Nordschleife brachten, war sehenswert.

Im Getümmel des 300-km-Rennens haben wir einen Italiener entdeckt, der mit all den großen Namen, die hier einst gefahren sind, aufwuchs: Simone Stanguellini, der Urenkel des Automobiltüftlers und Paukenbauers aus Modena, dessen Vater in den Hinterräumen seines Fiat Autohauses eine wahre „Schatzkammer“ an Automobilen aufbewahrt. Sein gelber Helm, der auf beiden Seiten ein blaues „Stanguellini“ S trägt, hatte ihn verraten. So konnte man Simone sogar im kleinen hellblauen Morris Cooper identifizieren, obwohl man ihn normalerweise eher in einem Stanguellini oder Fiat vermutet hätte.

Insgesamt umfasste das 300-km-Rennen gut 110 Fahrzeuge quer durch alle Marken. Fahrer aus ganz Europa gingen hier bei sehr abwechslungsreichen Wetterbedingungen an den Start. Ähnlich vielfältig ging es auch bei der Siegerehrung nach rund 2,5 gefahrenen Stunden zu: Unterhalb des Siegerpodestes parkten ein orangefarbener Amerikaner, ein Franzose im typischem Renault-Blau und ein Brite mit einer Racing-Green-Lackierung. Darüber, auf dem Treppchen, standen drei Deutsche und ein Italiener im Schauer aus französischer Brause:

1. Michael Menden, Essen (D) #22 Chevrolet Corvette
2. Michele Bigatti, Monza (I) #100 Alpine A 110
3. Bernd Hahne, Meerbusch D / Werner Bluhm, Meuspath (D) #28 Aston Martin

„Speedboat-Rennen“ – charmanter kann man die ADAC Nürburgring Classic 2005 wohl nicht umschreiben, während viele der Anwesenden behaupten werden, sie sei dieses Jahr ins Wasser gefallen. Hoffen wir auf besseres Wetter und ein ebenso attraktives Starterfeld für 2006. Vorab finden Sie weitere Informationen unter www.adac-nuerburgring-classic.de.

Text: Classic Driver
Fotos: Nanette Schärf