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IWC Sidérale Scafusia: Den Sternen so nah

Wie viele Zifferblätter braucht eine Uhr? Für gewöhnlich eines zum Ablesen der Zeit. Die neueste und bislang komplizierteste Armbanduhr von IWC kommt damit nicht aus. Sie besitzt und benötigt je ein Zifferblatt auf der Vorder- und Rückseite.

Von vorne betrachtet gibt sich das Zeit-Oeuvre eher dezent und bescheiden, sieht man einmal von dem gewaltigen, auf der linken Seite rotierenden Tourbillon ab. Bei näherer Betrachtung des Drehgangs zur Kompensation negativer Gravitationseinflüsse sticht sofort der schlanke Sekundenzeiger ins Auge. Der schleicht nicht wie allgemein üblich in Trippelschritten voran, sondern springt akkurat. So, wie es eine Quarzuhr macht. Exakt nach jeder Sekunde erfolgt eine Vorwärtsbewegung. Verantwortlich ist eine neuartige Hemmung mit konstanter Kraft. Dieses System wirkt dem naturgemäß kontinuierlich nachlassenden Drehmoment der Zugfeder und somit einer sinkenden Amplitude der Unruhschwingungen entgegen. Dank eines ausgeklügelten Zusatzmechanismus bleibt die Antriebskraft für das Schwing- und Hemmungssystem 48 Stunden lang konstant. Und das dient selbstverständlich der Ganggenauigkeit, welche sich somit im engen Spektrum der amtlichen Chronometernorm bewegt.

IWC Sidérale Scafusia: Den Sternen so nah IWC Sidérale Scafusia: Den Sternen so nah

Die riesige Unruh mit variablem Trägheitsmoment und die im eigenen Haus gebogene Breguetspirale vollziehen – wie in guten alten Zeiten – stündlich 18.000 Halbschwingungen. Insgesamt bringt es das opulente Handaufzugskaliber aus eigener Manufaktur auf rund 80 Stunden Gangautonomie, welche eine „Tankuhr“ bei der „4“ abbildet. Bleibt eine weitere Zeitanzeige bei der „12“. Hierbei handelt es sich mitnichten, wie heute weit verbreitet, um die Indikation einer zweiten Zonenzeit. Die beiden Zeiger bilden vielmehr die Sternzeit ab. Wie die mittlere Sonnenzeit, nach der unser tägliches Leben abläuft, ist auch der Sterntag in 24 Stunden unterteilt. Durch die Orientierung an einem Fixpunkt am Himmel, dem so genannten Frühlingspunkt, und die Erdachsenverschiebung des Mondes ist ein mittlerer Sterntag um 3 Minuten und 56,555 Sekunden kürzer als ein Sonnentag.

Der uhrmacherische Aufwand, diesen kleinen Unterschied mechanisch umzusetzen, erklärt sich nach dem Wenden des 46 Millimeter großen, 17,5 mm hohen Portugieser-Gehäuses. Hier bietet sich dem Betrachter zunächst ein echtes Aha-Erlebnis in Gestalt eines kunstvoll gestalteten Sternenhimmels. Nachdem sich der von Ort zu Ort unterschiedlich darstellt, offeriert IWC das astronomische Opus Technicus nur in individualisierter Form. Nach Auftragseingang und Übermittlung der geographischen Koordinaten des gewünschten Ortes, berechnet ein Professor der Zürcher Universität das rückwärtig abgebildete Firmament genau so, dass es mit der Realität übereinstimmt. Wolken können die Freude am Betrachten der Sternbilder also nicht mehr trüben.

Während die auf dem Saphirglasboden fix verewigte gelbe Zone den Horizont des glücklichen Eigentümers markiert, bildet die tote Linie die Ekliptik, also die Drehung der Sonne im Kontext der Sterne ab. Die auf den Wohnort bezogenen Zeiten des Sonnenauf- und -untergangs, die mittlere Sonnenzeit und die Sommerzeit (DST) werden rückwärtig ebenfalls angezeigt. Dazu gibt es zum exakten Einstellen ein ewiges Kalendarium. Jedoch keines der üblichen Ausprägung. Ablesen lassen sich allein die Zahl der Tage seit Jahresbeginn und die Jahre des Schaltjahreszyklus. Alles in allem benötigt der für die Montage des Uhrwerks zuständige Handwerker mehr als 520 Komponenten. Nicht weniger als rund zehn Jahre nahm die Entwicklung in Anspruch. So etwas besitzt natürlich seinen Preis.

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Die „Portuguese Sidérale Scafusia“ kostet 750.000 Schweizerfranken, mit Platin-, Gold- oder Stahlgehäuse, egal ob mit schwarzem oder silberfarbenem Zifferblatt. Limitiert ist sie nicht. Aber mehr als fünf bis maximal zehn der in Platin rund 280 Gramm schweren Zeitmaschinen könnten die Spezialisten in Schaffhausen ohnehin nicht fertigen. Wer es total diskret möchte, bekommt selbstverständlich auch ein Zifferblatt ohne Tourbillon-Öffnung. Individualisierung wird bei der komplexesten IWC aller Zeiten wie gesagt absolut groß geschrieben.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.iwc.com.

Text: Gisbert L. Brunner
Fotos: Hersteller