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Mercedes-Benz SLK: Roadster Coaster

Der neue Mercedes-Benz SLK hat kein leichtes Erbe zu tragen. Seine Vorgänger galten stets als Trendsetter, sie brachten das variable Hardtop und den Airscarf ins Roadster-Segment. Andererseits wurde der weichgezeichnete Zweisitzer zuletzt häufig auch als „Frauenauto“ bezeichnet. Um den SLK künftig den Damen und den Herren schmackhaft zu machen, haben die Designer der dritten Generation des Roadsters einen Testosteron-Cocktail verabreicht. Classic Driver begegnete dem Jungbullen auf der Insel Teneriffa, wo schon so einige Stars entdeckt wurden.

Dass Mercedes-Benz seinen Roadster ausgerechnet am Weltfrauentag auf der größten kanarischen Insel präsentiert, ist reiner Zufall. Dies ließ zumindest Dr. Joachim Schmidt, Vorstandsmitglied der Daimler AG, beim Pressebriefing verlauten. Dennoch: Rund 40 Prozent der SLK-Fahrer waren zuletzt Frauen – ein beachtlicher Wert für einen Mercedes dieser Klasse. Zwar waren die zahlenden Kunden überwiegend männlich, gefahren wurde der Roadster meist jedoch von der besseren Hälfte. Das neue Design hingegen sollte beiden Geschlechtern gefallen, dafür hat das Team um SLS-Designer Mark Fetherston den neuen Mercedes-Benz SLK deutlich maskuliner gestaltet. Statt der recht merkwürdig anmutenden Formel-1-Nase des Vorgängers erhielt der neue Roadster die klare Designlinie des SLS AMG. Dabei ist die Front geprägt von breiten Radhäusern und einem großen Kühlergrill. Ergebnis: Der kompakte SLK lässt seine Muskeln spielen und liegt schon im Stand satt auf der Straße.

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Auch der Blick auf den Konkurrenten BMW Z4 wird den Stuttgartern signalisiert haben, dass das Design der SLK-Generation spannungsgeladener ausfallen muss. Vor allem in der Seitenansicht schimmert eine erstaunliche Ähnlichkeit zum scharfkantigen Bayern durch: Die lange Motohaube, die durch die steile Frontmaske noch gestreckter wirkt und den gesamten Vorderwagen bullig erscheinen lässt. Die flache Windschutzscheibe, welche dem elektrisch öffnenden Hardtop eine sehr niedrige Position ermöglicht. Die muskulösen Schultern sowie das kurze, aber nicht zu stummelige Heck, das dem Roadster eine gewisse Reife verleiht, die man zuvor nur von der SL-Klasse kannte. Hinzu kommen leichte Fünfarmräder in zwei verschieden Design-Ausführungen sowie ein modernes LED-Lichtpaket. Laut Daimler soll der neue SLK, wie schon die 1996 eingeführte erste Generation, wieder ein Roadster sein, der auf Anhieb gefällt. Bereits auf den ersten Metern im SLK wird klar: Der Plan scheint aufzugehen. Wo immer der schicke Schwabe parkt, nähern sich englisch- oder deutschsprachige Langzeittouristen und würden am liebsten gleich das Scheckbuch zücken.

Klar, für die reifere Zielgruppe mit Winterdomizil auf den Kanaren gibt es wohl kein geeigneteres Fahrzeug, um das Inselglück in vollen Zügen zu genießen. Aber was ist mit der jüngeren Käuferschicht unter Fünfzig? Als Anfangdreißiger spiele ich womöglich noch keine große Rolle im Mercedes-Vertriebsplan, dennoch könnte ich aus eigener Sicht bestätigen, dass der neue SLK auch bei der jüngeren Käuferschicht gut ankommen wird. Meine Testfahrt hinauf zum Pico del Teide, der mit über 3.700 Metern höchste Berg Spaniens, dämpft die anfängliche Euphorie. Ganz so knackig wie ich mir die aktuell stärkste Version der Baureihe, den SLK 350 BlueEfficiency, vorgestellt habe, ist der Roadster nicht. Der SLK ist eben immer noch ein Mercedes und der soll auch in der sportlichen Roadster-Klasse noch komfortabel sein. Vermutlich lassen die Stuttgarter zudem nach oben hin noch etwas Luft für die AMG-Variante.

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An Vortrieb mangelt es dem rund 1,5 Tonnen schweren SLK mit dem 306 PS starkem Sechszylinder mit Benzindirekteinspritzung dennoch nicht. Er beschleunigt den SLK in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h, maximal bis auf Tempo 250 und verbraucht im Schnitt (laut Daimler) nur 7,1 Liter Benzin auf 100 km. In den teilweise extremen Serpentinen durch die eindrucksvolle Vulkanlandschaft Teneriffas läuft der SLK kraftvoll und souverän durch die Spitzkehren. Unterstützt von der neuen Torque Vectoring Brake, die das kurveninnere Hinterrad gezielt abbremst und so den Roadster noch dynamischer macht. Im Kurvenrausch bieten die komfortablen Sportsitze guten Seitenhalt, das ergonomische Sportlenkrad hat man stets fest im Griff. Das 7G-Tronic-Automatikgetriebe sollte man auf dieser Passage allerdings manuell über die Schaltwippen am Lenkrad bedienen, sonst springt der SLK nach jeder Kurve aus dem Drehzahlloch heraus und muss dann durch überproportionales Bremsen wieder eingefangen werden. Dass die Automatik nicht ganz so Gewehr-bei-Fuß steht wie das Doppelkupplungsgetriebe eines Porsche im Sportmodus, verzeihen wir dem Komfort-Roadster an dieser Stelle.

Das Oberservatorio del Teide ist das Etappenziel der Testfahrt. Es liegt wolkenverhangen auf knapp 2.400 Metern Höhe, von hier aus beobachten Forscher die Sonne und ermitteln im Verbund mit anderen Observatorien den Fixstern. Auch mir bietet sich die Möglichkeit, einen weiteren Stern zu entdecken: die Einstiegsversion der Roadster-Klasse, den SLK 200 BlueEfficiency. Immerhin geht der Trend in Richtung Leichtbau-Fahrzeuge, die mit kleineren Motoren das gleiche Leistungsgewicht eines schweren, leistungsstarken Fahrzeuges erzielen. Der SLK 200 ist ein gutes Beispiel dafür: Die geschaltete Version ist über 100 Kilo leichter als der SLK 350 mit Automatikgetriebe. Doch mit seinem 184 PS starken Vierzylinder lässt er in den kurvenreichen Passagen des Pico del Teide kaum Wünsche offen. Im Gegenteil: Durch die geringere Last auf der Vorderachse ist der kleine SLK noch agiler in den Kurven und begnügt sich mit nur rund 6,5 Litern Kraftstoff. Gleiches gilt für den SLK 250, der mit 204 PS noch einen Zacken dynamischer ist. Beim Sound haben die Entwickler getrickst: Das fehlende Brabbeln des Vierzylinders erzeugt ein Soundgenerator in der Abgasanlage, der serienmäßig installiert ist. Ebenfalls serienmäßig ist das Start-Stopp-System, egal ob Sechs- oder Vierzylinder.

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Seinem Ruf als Trendsetter wird der neue SLK erneut im Innenraum gerecht. Sein variables Hardtop verfügt – allerdings nur gegen knapp 2.400 Euro Aufpreis – über ein integriertes Glasdach, das sich per Kopfdruck abdunkeln lässt. Die sogenannte Magic Sky Control spendet Licht bei schlechtem Wetter oder schützt vor UV-Einstrahlung in sehr sonnenintensiven Gefilden. Das teure Extra wird jedoch in den wenigsten Fällen zur Kaufentscheidung führen. Es ist vielmehr das stimmige Gesamtkonzept der SLK-Baureihe, gepaart mit einem ansprechenden Design, das diesmal auch die Männerherzen höher schlagen lässt. Meine Damen und Herren: Ab 26. März 2011 ist der neue SLK für wenigstens 38.700 Euro erhältlich.

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Text: Jan Richter
Fotos: Mercedes-Benz