Die Liege LC4 ist einer dieser Designklassiker, die fast in jedem Designbuch einen festen Platz hat. Seit 1964 fertigt Cassina die „Rest-Machine“.
Allerdings stammt der Entwurf zur LC4 nicht allein von Le Corbusier. An der Entwicklung der minimalistischen Stahlrohr-Konstruktion waren die Designer Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand ebenso beteiligt. Dennoch bringt man gerade den exzentrischen Schweizer – mit runder Schildpatt-Brille und meist eine Fliege um den Hals tragend – in Verbindung mit der Liege. Le Corbusier betrachtete die LC4 als Stuhl, getreu seinem Ausspruch „Stühle sind Werke der Architektur, Sofas sind einfach nur bourgeois.“
Als die Chaise Longue 1929 erstmals auf dem Pariser Herbstsalon vorgestellt wurde, sorgte das Möbelstück für positive und negative Reaktionen. Es unterschied sich völlig von dem, was allgemein als „schön“ empfunden wurde. Doch schon damals zeigten sich einige Designer und Kritiker höchst begeistert über den modernistischen Weg den die Designer einschlugen. Diese Begeisterung hält bis heute an: Originale LC4 erzielen, wenn sie überhaupt auf dem Markt auftauchen, Preise jenseits der 40.000 US-Dollar-Grenze.
Wer trotzdem Entspannung auf der ergonomisch geformten, mit Leder oder Fell bezogenen Liege finden möchte, der kann auf die LC4 von Cassina zurückgreifen. Die italienische Möbelfirma, die auch zum Markenimperium von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo gehört, hält seit 1964 die Rechte für die Reproduktion des Originals. Seither werden regelmäßig neue Farben und Materialien entwickelt und vorgestellt – allerdings muss jedes Design mit den Nachfahren der beiden Designer und der Fondation Le Corbusier abgestimmt werden. Letztere kümmert sich um den Nachlass Le Corbusiers und setzt sich für den Schutz und Erhaltung des Werks des genialen Gestalters ein.
Zweifelsfrei ist und bleibt die Liege LC4 eines der einflussreichsten Möbel der jüngeren Designgeschichte. Eine simple, aber geniale Stahlkonstruktion, die die Designwelt eroberte.
Fotos: Cassina