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Bonhams versteigert umstrittenen Auto Union Typ D

Die Bonhams & Butterfield-Auktion im August verkündet bereits jetzt ihren Star: Den 1939er Auto Union Typ D „Chassis 19“, Werkrennwagen der Rennfahrerlegenden Hans Stuck und Rudolf Hasse. Das Auktionshaus bewertet den bereit bekannten, zu Unrecht umstrittenen „Silberpfeil“ mit rund acht Millionen US-Dollar.

Das Rätsel um die 13 Grand Prix-Rennwagen der Auto Union, die 1945 von den Sowjets aus den Fabriken in Zwickau und Chemnitz entführt worden sein sollen, wurde bis heute nie wirklich gelöst. Immerhin spürte der bereits verstorbene Autoenthusiast Paul Karassik in der Ukraine Chassisnummer 19 und 21, die vermeintlich dazugehörigen V12-Motoren sowie diverse Einzelteile auf. Beide Chassis wurden beim britischen Silberpfeil-Spezialisten Crosthwaite & Gardiner originalgetreu aufbaut. Nummer 21 ist heute im Besitzt der Audi Tradition.

Der Auto Union Typ D Grand Prix-Rennwagen mit der Chassisnummer 19 ist ebenfalls kein Unbekannter. Im Februar 2007 zog das Auktionshaus Christie’s das Auto aufgrund falscher Recherchen wieder zurück. Es kamen Gerüchte auf, dass es sich möglicherweise nicht um ein Original handeln könnte. Zu Christie’s Zeiten wurde der Typ D als Chassisnummer 21 betitelt, in Wirklichkeit war es jedoch das Auto mit der Chassisnummer 19 – die 21 steht im Audi-Werksmuseum. Die Verwechselung löste einen Tumult in der Szene aus – verständlich, immerhin lagen die Preiserwartungen zu der Zeit jenseits von zehn Millionen US-Dollar.

Laut Bonhams wurde der Typ D von Paul Karassik nun hundertprozentig als jene Chassisnummer 19 identifiziert, die in der Rennsaison 1939 im Einsatz war. Hans Stuck und Rudolf Hasse pilotierten den Silberpfeil unter anderem beim Eifel-Rennen auf der Nordschleife (Platz 5) und beim Grand Prix de l’Automobile Club de France über öffentliche Straßen (Platz 6). Nachdem sich die Wogen um die verwechselten Chassis nun geglättet haben kündigt Bonhams mit dem Auto Union Typ D (Chassis 19) einen nahezu vollständig Überlebenden seiner Art mit prominenter, belegter Rennhistorie an.

Die Auto Union Typ D-Rennwagen wurden in den Dreißigerjahren entsprechend des neuen Reglements für Grand Prix-Rennwagen entwickelt. Während es zuvor keine Beschränkungen für Hubraum und Gewicht gab, wurde die Hubraum-Grenze nun auf maximal drei Liter und das Fahrzeugmindestgewicht auf 850 Kilogramm festgelegt. Der Typ D wurde mit einem Dreiliter-V12 mit Kompressoraufladung ausgestattet, der erst 420 PS (1938) und später, mit Zweistufen-Aufladung, 485 PS bei 7.000/min (1939) leistete.

Audi Tradition präsentierte im letzten Jahr beim Goodwood Festival of Speed erstmals seine originalgetreue Replika des Typ D. Auch bei der von Audi gesponserten Gran Premio Nuvolari hatte der Rennwagen seinen Auftritt, allerdings nur als Exponat auf dem Audi-Stand. Dank des nachgebauten Siblerpfeils ruht Chassisnummer 21 nun sicher verwahrt im Audi-Werksmuseum.

Der Auto Union Typ D Grand Prix-Rennwagen mit der Chassisnummer 19 befindet sich aktuell im guten restaurierten Zustand und soll am 14. August 2009 in der Quail Lodge in Kalifornien zum Aufruf kommen. Bis dahin behalten wir die 19 im Auge und horchen, ob nicht doch neue Hiobsbotschaften aus der brodelnden Gerüchteküche ertönen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.bonhams.com.

Text: Jan-Christian Richter
Fotos: James Mann



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