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Bonhams verkauft Bugatti-Fund aus dem Lago Maggiore

Der kürzlich wieder aufgetauchte Bugatti Brescia Typ 22 Roadster soll am 23. Januar auf der Rétromobile in Paris versteigert werden. Das Auktionshaus Bonhams preist die „Nessie“ des Lago Maggiore als großartigen Fund mit nicht ganz eindeutiger Geschichte an. Ob es das stark verwitterte Wrack jemals wieder auf die Straße schafft oder künftig ganz unberührt als Ausstellungsstück einer Sammlung dient, liegt beim zukünftigen Besitzer. Der Schätzpreis wurde zwischen 70.000 und 90.000 Euro (ohne Reserve) angesetzt.

Über 70 Jahre lag der Bugatti Brescia, Modelljahr 1925, auf dem Grund des Lago Maggiore, in etwa 50 Meter Tiefe. Dort wurde er erstmals am 18. August 1967 bei einem Tauchgang entdeckt. Seither kursierten weit über die umliegenden Gemeinden hinaus immer wieder Gerüchte um den versunkenen Wagen: Darüber, warum dieses Prachtstück des frühen Automobilbaus damals von der Brücke in den See gestoßen wurde, wer der Besitzer war und wie lange das Auto dort bereits verweilen mochte. Die Informationen verdichteten sich, und es entstand eine vermeintlich vollständige Geschichte um den versunkenen Bugatti Brescia. Doch die Bergung des Wracks am 23. Juli 2009 durch den Tauch-Club „Centro Sport Subacquei Salvataggio Ascona“ sollte noch weitere Fakten auf den Tisch bringen.

Anhand der Teile-Nummern hat das britische Auktionshaus Bonhams neue Erkenntnisse gewonnen, etwa dass die Fahrzeugplakette samt Chassisnummer nicht mehr vorhanden ist. Abgesehen davon finden sich alle relevanten Teile-Nummern an den üblichen Stellen: Die Chassisnummer 2461, die Motornummer 879 und die Getriebenummer 964. Hinweise deuten jedoch darauf, dass die Karosserie etwa Ende der 1920er Jahre modifiziert oder gar ausgetauscht wurde.

Dennoch gilt der ursprünglich als Besitzer ermittelte Marco – Max – Schmucklerski, ein in Zürich geborener Architekt polnischer Abstammung, als wahrscheinlichster Kandidat. Schmucklerski soll den Wagen auf der Flucht vor der Schweizer Steuer im Lago Maggiore versenkt haben, denn er bewegte den Wagen drei Jahre lang mit französischen Kennzeichen in der Schweiz, ohne jemals Einfuhrsteuer gezahlt zu haben. Die Nachzahlung wäre zu diesem Zeitpunkt höher gewesen als der Wert des Autos. Daher ließ er das Beweismittel im See verschwinden.

Am 23. Januar 2010 steht der berühmt-berüchtigte Bugatti Brescia Typ 22 Roadster mit der Chassisnummer 2461 bei der Bonhams-Auktion im Rahmen der Rétromobile in Paris zum Verkauf. Laut Bonhams können 20 Prozent des Bugatti für den mühsamen Wiederaufbau verwendet werden. Möglich wäre es auch, mit dem Chassis eine Replika aufzubauen. Die dritte und wahrscheinlich empfehlenswerteste Variante wäre jedoch, das Fahrzeug so pur zu belassen, wie es die Natur über Jahrzehnte gezeichnet und das Ganze in einem öffentlich zugänglichen Museum auszustellen.

Weitere Informationen zum Bugatti Brescia finden Sie im Online-Auktionskatalog unter www.bonhams.com. Die komplette Lotlist der Bonhams-Auktion auf der Rétromobile in Paris finden Sie hier.

Mit dem Auktionserlös soll die Stiftung www.damianotamagni.ch, die sich gegen Jugendgewalt einsetzt, gefördert werden. Damanio Tamagni war Mitglied des Tauch-Clubs Centro Sport Subacquei Salvataggio Ascona (www.subascona.com). Während der Tessiner Fastnacht wurde der 22-jährige Student von drei Jugendlichen grundlos zu Tode geprügelt. In Erinnerung an Damanio gründete seine Familie diese Stiftung.

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Text: Sören Wollesen
Fotos: Bonhams



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