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Bugatti Brescia aus dem Lago Maggiore geborgen

Die Gemeinde Ascona meldet einen kapitalen Fang: Eine Tauchergruppe zog am 12. Juli 2009 nach neunmonatiger Bergungsaktion einen Bugatti Brescia von 1925 aus dem Seebecken von Ascona. Das Auto verweilte ganze 72 Jahre unter Wasser, ehe es nun wieder das Licht der Welt erblickte. Der Bugatti Brescia steht ab sofort zum Verkauf.

Es ist ein Bild für die Götter und gleichzeitig ein Anblick des Schreckens – jedenfalls für jeden Autosammler. Warum bloß steht dieses geniale Werk der Automobilgeschichte nicht wohlbehütet in einer Garage, in einem Museum oder im Starterfeld einer Oldtimerrallye? Die traurige Geschichte um den Bugatti Brescia lesen Sie hier:

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Das Fahrzeug wurde am 11. April 1925 in Nancy ausgeliefert und von einem französischen Architekten gefahren, der es mit französischen Kennzeichen etwa drei Jahre in der Schweiz bewegte, ohne jemals den Einfuhrzoll bezahlt zu haben. Als der Herr die Schweiz verließ, überließ er das Auto seiner Tessiner Gastfamilie. Diese hatte jedoch bedenken, nachträglich Einfuhrabgaben an den Zoll zahlen zu müssen und versenkte den Wagen 1937 kurzerhand im Lago Maggiore. Der Bugatti Brescia wurde über die Anlegerampe ins Wasser gestoßen und sank 53 Meter in die Tiefe. Dort rottete der Wagen vor sich hin.

Bugatti Brescia aus dem Lago Maggiore geborgen Bugatti Brescia aus dem Lago Maggiore geborgen

In Ascona kursierten immer wieder Gerüchte um den verschollenen Bugatti. Erst folgender Schicksalsschlag verhalf dem Bugatti zu seiner Rettung: Am 1. Februar 2008 wurde der 22-jährige Student Damiano Tamagni während der Tessiner Fastnacht von drei Jugendlichen grundlos zu Tode geprügelt. Die Trauer der Familie führte zur Gründung der Stiftung www.damianotamagni.ch gegen Jugendgewalt. Damanio war Taucher des Centro Sport Subacquei Salvataggio Ascona (www.subascona.com). Diese Gruppe erinnerte sich nach dem Totschlag an den versunkenen Bugatti und unternahm unzählige Tauchgänge zur Vorbereitung der letztlich neun Monate andauernden Bergungsaktion. Diese wurde am Sonntag, den 12. Juli 2009, erfolgreich abgeschlossen. Alle Beteiligten arbeiteten gratis am Projekt, um gegen die Jugendgewalt aufzurütteln und einen Beitrag zu leisten.

Erstaunlich ist der heutige Zustand des Bugatti. Wer sich mit natürlicher Konservierung auskennt, weiß, dass Schlamm selbst korrosionsanfällige Materialien wie Stahl Jahrhunderte lang konservieren kann. So zu sehen am Beispiel Bugatti Brescia, der leider nur mit einer Seite im Schlamm stecke. An dieser ist sogar noch der originale, blaue Lack deutlich zu erkennen. Ohne Schlamm setzen Wasser und Sauerstoff dem Material erheblich zu, wie man auf der rechten Seite erkennen kann. Unglaublich ist auch, dass verschiedene Anbauteile wie das Ölmanometer, der Chrom des linken Scheinwerfers, die Plaketten und auch die Reifen noch gut erhalten sind. So gab der Bugatti Brecia nach 72-jährigem Aufenthalt in der „Wassergarage“ sogar noch ein Lebenszeichen von sich: Zunächst platze der Reifen hinten links und ließ den Schlauch hervorquellen. Dann platze auch dieser.

Bugatti Brescia aus dem Lago Maggiore geborgen

Der 1925er Bugatti Brescia soll zugunsten der Stiftung von Damiano Tamagni versteigert werden. Interesse bekundete bereits die Gemeinde Ascona, die den Wagen gerne als Teil ihrer ureigenen Geschichte konservieren würde.

Text: Classic Driver
Fotos: medienservice.ch


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