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Über Klassiker und Kameras reden mit dem Fotografen Dennis Noten und seinem Alfa Romeo Giulia

Einige der exklusivsten Autos zu fotografieren, die je gebaut wurden, ist der Stoff, aus dem viele Träume sind. Den Belgier Dennis Noten hat sein Traumjob zum Kauf seines eigenen Klassikers, einem Alfa Romeo Giulia, geführt. Wir haben ihn getroffen, um mehr über diesen Herzenskauf zu erfahren...

Da Dennis Noten seit seinem 13. Lebensjahr fotografiert, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass er sich mit einem Blendenring und einem Auslöser gut auskennt. Seine Fähigkeiten in einem der wohl anspruchsvollsten und wettbewerbsintensivsten kreativen Berufszweige zu verfeinern, in dem der Einzug von KI-generierter Bildbearbeitung und -erstellung unmittelbar bevorzustehen scheint, kann wie eine entmutigende Aufgabe erscheinen. Doch Dennis Leidenschaft für Autos und Fotografie bedeutet, dass er Woche für Woche seinen Traumjob ausüben kann. Wie viele andere, die in den 1990er-Jahren geboren wurden, begann er sein Handwerk auf der Straße und hielt Londons Wohlhabende fest, wenn sie mit ihren Edelkutschen über den Sloane Square rollten. Er ahnte nicht, dass seine Liebe zur Autojagd ihn dazu bringen würde, für Bugatti, Mercedes-Benz, BMW und viele andere Unternehmen zu fotografieren! Dennis erklärt uns, wie er es geschafft hat, durchzuhalten, seit er 2006 seine erste Kamera in die Hand nahm: „Ich war schon immer ein echter Petrolhead und es macht mir große Freude, meinen Lebensunterhalt mit dem Fotografieren von Autos zu verdienen. Ich arbeite im Grunde 24/7, habe aber immer noch Spaß an dem, was ich tue. Ich denke, das nennt man Leidenschaft – ich kann mir niemanden vorstellen, der das tut, was ich tue, ohne dabei Leidenschaft zu verspüren. In den sozialen Medien sieht es allerdings – wie immer – schöngefärbter aus. Man sieht nur die gute Seite, oder?!"

Die gute Seite ist natürlich das Fotografieren der coolsten Autos der Welt. Aber Dennis Laufbahn hat ihn auch in verschiedene Subgenres der Automobilwelt geführt, darunter Rennwagen und das, worauf wir am meisten gespannt sind, seinen frisch erworbenen 1975 Alfa Romeo Giulia Nuova Super 1300 in der Farbe Verde Pino. Dennis erklärt, warum er sich für diese klassische italienische Limousine entschieden hat: „Ich habe ihn gekauft, nachdem ich meinen Honda Integra Type R Baujahr 1998 verkauft hatte, der Alfa ist im Grunde mein erster richtiger Klassiker. Ich wollte schon immer einen alten Alfa, hatte aber zu viel Angst, Probleme zu bekommen und ihn nicht reparieren zu können. Den ich bin handwerklich nicht gerade geschickt!“

Eine berechtigte Sorge, aber was Dennis sofort auffiel: Es gibt viele Informationen über diese alte Alfa und für Neubesitzer viel Unterstützung in allen Ecken der Welt. Einige Modelle sind zwar (bekanntermaßen) anfällig für Korrosion und eine defekte Elektrik, aber wenn man den Passenden findet, kann man mit einem wirklich unvergesslichen Fahrerlebnis belohnt werden. Wir fragen Dennis, wie er vom Alfa-Fieber gepackt wurde: „Ich bin vor über zehn Jahren zum ersten Mal einen Alfa gefahren. Der gehörte meinem Freund Roland Van Esseveld, einem Mann, der schon über 50 Giulias besessen hat und diese Autos wie kaum ein anderer kennt. Er war der perfekte Mann, um mit mir eine Giulia anzuschauen, die ich im Internet gefunden hatte.“ 

Das Objekt der Begierde stand im niederländischen Scherpenzeel, wo Dennis von diesem wunderbaren „Verde Pino over Tan“-Vollblut begrüßt wurde. „Ich wusste, dass der Besitzer mehrere andere Interessenten hatte, so stand ich ein wenig unter Druck, den Deal abzuschließen. Aber zu meiner Überraschung warf mir der Besitzer einfach die Schlüssel zu und rief: „Machen Sie eine Spritztour, dann werden Sie ihn kaufen!“

Eine scharfe Drehung des Zündschlüssels erweckt den rassigen kleinen Motor zum Leben. Er wurde vom Vorbesitzer komplett überholt, ebenso wie das Getriebe. Zudem erhielt die Italienerin Bilstein-Dämpfer, eine komplette Neulackierung und andere allgemeine Verbesserungen, die das Fahren in der heutigen Zeit erleichtern. Das war das Beste, was man einer solchen Giulia mitgeben konnte, und als Dennis mit Roland auf dem Beifahrersitz losfuhr, war das Geschäft in seinem Kopf bereits abgeschlossen: „Ich konnte mir das Lächeln einfach nicht verkneifen. Wir hielten auf der Probefahrt für ein paar Fotos an, und plötzlich radelte da eine Familie vorbei. Der Vater sagte: „Squadra Bianca, yeah!“ Eindeutig ein Fan des gleichnamigen holländischen Markenpokals, der von 1897 bis 2000 lief und für Giulias reserviert war. Roland, der so viele dieser Autos besaß, versichert mir, dass es sich um ein gutes Exemplar handeln würde. Wenn mir das Aussehen gefalle, solle ich zuschlagen. Und genau das habe ich dann auch getan.“

Der Traum war besiegelt, und zwei Tage vor Weihnachten machten sich Dennis und ein Freund auf den Weg, um den grünen Klassiker abzuholen. Sie befanden sich gerade auf dem Rückweg von einem Fototermin für einen Mercedes-Benz CLK DTM AMG bei Bonhams (was für ein Gegensatz!). Da erlebte Dennis, was viele von uns am Tag der Abholung empfinden: eine Mischung aus Nervosität und purer Aufregung, während man es kaum erwarten kann, die Schlüssel in die Hand zu bekommen. „Das Wetter war nicht gerade toll, und da ich den Alfa noch nie im Regen gefahren war, sollte meine erste Solofahrt und die 200 km lange Heimfahrt gelinde gesagt interessant werden. Zum Glück begleitete mich mein Freund in einem anderen Auto über einen Teil der Strecke. Nachdem wir losgefahren waren, geriet ich gleich nach der Auffahrt in einen Mega-Autobahn-Stau. Da ich keine Hilfe erwarten könnte und keine technischen Kenntnisse besaß, wurde ich im Stop-and-Go-Verkehr nervös. Aber es gab keinerlei Probleme, und ich schaffte es, das Auto heil nach Hause zu bringen. Ich habe meine Freundin Ellen und unseren Hund Penny sofort zu einer kleinen Spritztour mitgenommen, die sie auch zu genießen schienen! Happy times.“

In der Tat eine wahre moderne Liebesgeschichte mit einem Auto, auf das wir so unglaublich neidisch sind. Aber zugleich auch so froh, dass es von einem so leidenschaftlichen Typen wie Dennis gehütet wird. Klassische Autos, und insbesondere italienische Klassiker, vermitteln ein Gefühl wie nur wenige andere, und trotz der abklingenden Flitterwochen ist Dennis immer noch so verliebt in die Giulia wie bei seiner ersten Probefahrt. „In den ersten fünf Monaten bin ich etwa 1.500 Kilometer gefahren, immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Da ich beruflich viel unterwegs bin, habe ich nur wenig Zeit für das Auto, aber wenn ich mal einen freien Samstagmorgen habe, gibt es nichts Schöneres als eine kurze Ausfahrt, um den Motor singen zu hören.“

Ausgehzeiten mit dem Alfa sind auch deshalb knapp, weil Dennis noch einige andere Autos in der Garage hat: „Mein Mazda MX-5 von 1991 liegt mir sehr am Herzen, da es mein erstes Auto war, das ich mit 18 Jahren gekauft habe. Ich habe ihn einem Freund über MSN für 1.600 Euro abgekauft und viele coole Touren damit Auto gemacht. Im Laufe der Jahre habe ich den MX-5 zu einem Track-Day-Tool ausgebaut, und jetzt wird er komplett restauriert.“

Die Geschichte von Dennis und seiner Giulia zeugt wieder einmal von der Schönheit des Besitzes eines Klassikers. Obwohl er durch seine Arbeit mit den allerneuesten und großartigsten Modellen einiger der Big Player der Branche in Kontakt kommt, hat sich Dennis für ein leicht aufgepepptes  Auto von Mitte der 1970er Jahre als Alltagsfahrzeug entschieden. In dem er bei jeder Fahrt pure Freude und Aufregung erlebt. „Das Auto ist laut, es riecht nach Benzin, und es gibt einem so viel Gefühl. Mein Freund und Fotografenkollege Sian Loyson hat das Foto von mir beim Driften geschossen, und ich denke, diese Aufnahme fasst das Auto gut zusammen. Außerdem zeigen einem die Leute die ganze Zeit die Daumen nach oben, sie lächeln, wenn sie den Wagen sehen, ganz im Gegensatz zur Fahrt in einem modernen Sportwagen.“ Finden Sie nicht, lieber Leser: Alte Autos sind einfach großartig, nicht wahr?

Folgen Sie Dennis Reise im Alfa hier!

Fotos von Dennis Noten