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Treffen Sie den "Speedmaster" der belgischen Autoszene

Erst hat er Autobroschüren verkauft, dann war er Mechaniker und jetzt ist er anerkannter Spezialist für Iso und Bizzarrini: Wenn es um Autos geht, ist Koen Heuts nichts mehr fremd. Mit dem wachsenden Erfolg seiner Firma Speed 8 Classics, war es jetzt endlich Zeit für einen Besuch in Belgien…

Was sind Ihre frühesten Erinnerungen an das Auto?

Als ich noch sehr klein war, nahm mich mein Vater zu Rallycross-Rennen mit. Das hat mir sehr gut gefallen! Ich erinnere mich besonders an einen Nachtsprint, bei dem Martin Schanche in seinem RS200 etliche Metro 6R4 und Audi Quattro hinter sich ließ. Ich werde nie diese roten Turbos und Bremsscheiben vergessen. Ich werde diese roten Turbos mit den auffallenden Bremsscheiben nie vergessen.

Wie haben Sie als Jugendlicher Ihre Autobegeisterung ausgelebt?

Als Schuljunge und frisch geschlüpfter Jungunternehmer habe ich zunächst Broschüren, die ich von örtlichen Händlern erhielt, verkauft, daraus wurde dann ein weiteres Geschäft für Modellautos, Tretautos, Honda Monkeys und DAX-Bikes. Im Alter von 13 Jahren habe ich mein erstes Auto gekauft - ich hatte Glück, dass meine Eltern das erlaubten. Meine Mutter hat mir Autofahren beigebracht, als ich acht Jahre alt war. Bei meinem Vater durfte ich nur den Motor anlassen, aber wenn er unterwegs war hat meine Mutter ein altes Auto aus der Garage geholt und mir gezeigt, wie man kuppelt und Gänge einlegt.

Wie hat Ihre Karriere in der Automobilindustrie begonnen?

Mit fünfzehn habe ich die Samstage immer bei einem örtlichen Händler für Luxuswagen verbracht. Sie verkauften Rolls-Royce, Bentley, Lamborghini, Maserati, Ferrari, De Tomaso, Aston Martin - einfach alles! Ein Freund meines Vaters war dort Verkäufer und ich war natürlich enorm motiviert, ihm bei Testfahrten oder wenn die Autos im Showroom rangiert werden mussten, zu assistieren. Ich habe umsonst gearbeitet, weil es meine Leidenschaft war. Ich durfte die Countach fahren genauso wie die Jaguar XJ220. Als ich siebzehn war, habe ich erfahren, dass ich schon in der Werkstatt arbeiten darf. Also bin ich einmal die Woche in die Schule gegangen und habe den Rest meiner Zeit bei den Autos verbracht. Zu Beginn habe ich gefragt, ob ich auch in der Werkstatt von Cars of Excellence in Maaseik arbeiten dürfte; das war der Startschuss zu meiner Karriere mit besonderen Fahrzeugen. Mich hat der technische Aspekt besonders interessiert aber zeitgleich habe ich auch den Showroom aufgesperrt und samstags im Verkauf mitgeholfen. Bald habe ich auch mein allererstes Luxusauto verkauft, einen Lotus Esprit von 1981! Ich genoss meine Zeit in dieser Werkstatt, weil ich so oft fantastische Automobile fahren und reparieren durfte und ich zugleich einige sehr nette und besondere Leute kennenlernen konnte. Außerdem habe ich viele Weiterbildungen für Rolls-Royce und Bentley in Crewe besucht - im Rückblick waren diese zehn Jahre einfach fantastisch. Wenn ich alle Erlebnisse aus dieser Zeit aufschreiben würde, wäre es bestimmt Material für einen Bestseller. 

Warum haben Sie dann den Sprung in die Klassikerwelt gemacht?

Klassiker haben mir schon immer gefallen. Zwei meiner älteren Werkstattkollegen hatten selbst Klassiker, die sie in ihrer Freizeit restaurierten. Ein Kollege nahm mich nicht nur jedes Jahr zur Techno Classica in Essen mit, sondern brachte mir viel über britische Klassiker bei.

Was hat Sie motiviert, Speed 8 Classics zu gründen?

Nach meiner Zeit bei Cars of Excellence habe ich acht Jahre für einen leidenschaftlichen Sammler in Antwerpen gearbeitet. Wir haben zusammen auch mit Klassikern gehandelt. Obwohl ich wirklich viel Spaß dabei hatte, war es an der Zeit, mein eigenes Business zu wagen und 2013 habe ich dann Speed 8 eröffnet.

Warum gerade Speed 8?

Speed 8 bezieht sich auf meine Bentley-Karriere bei Cars of Excellence. Als ich im Jahr 2000 einen Kurs in Crewe besuchte, wurde ich daran erinnert, dass die Le Mans-Rennwagen alle unter dem Namen „Speed 8” vorbereitet wurden. Außerdem besitzt ein Freund in London einen Speed 8 - mir hat diese Bezeichnung immer gut gefallen.

Ganz offensichtlich haben Sie eine Passion für italienische „Exoten”, denn Sie zählen zu den wenigen Experten weltweit für Iso und Bizzarrini. Wie kam das?

Diese Begeisterung für europäische Fahrzeuge mit US-Motoren entwickelte sich, als ich für einen Sammler in Antwerpen tätig war. Er besaß Modelle von Iso, Monteverdi, Facel Vega, Jensen, Intermeccanica und De Tomaso. Das waren alles sehr seltene Autos mit einer außergewöhnlichen Geschichte, die von engagierten Menschen konzipiert und gebaut wurden. Ich liebe die Kraft, den Sound und die Verlässlichkeit der amerikanischen V8!

Finden Sie, dass diese Automobile immer noch unterbewertet sind?

Im Lauf der letzten Jahre ist die Wertschätzung größer geworden. Erinnern Sie sich an den Bizzarrini-Verkauf in Paris, der den GT Strada preislich in Richtung Miura bewegt hat?

Wie würden Sie Ihre erste Begegnung mit Giotto Bizzarrini beschreiben?

Ich hatte das Glück, Giotto öfters zu begegnen. Allerdings war das Gespräch beim ersten Treffen wegen der Sprachbarriere ziemlich schwierig. Aber als seine Frau erkannte, dass ich französisch spreche, konnte sie übersetzen. Nach einer Weile nahm er mich mit in sein Büro über Werkstatt und zeigte mir alles. Es war eine grandiose Erfahrung - ich hatte glücklicherweise einen Freund dabei, der Fotos von mir und Giotto machte. Er war ein großartiger Ingenieur und an vielen Projekten beteiligt.

Iso oder Bizzarrini? Was wäre Ihre Wahl?

Beide stehen für mich an erster Stelle. Ich könnte mich nicht entscheiden.

Gibt es ein Auto, das Sie allen anderen vorziehen?

Ich biete bei Speed 8 eine breite Auswahl an, nicht zuletzt, weil ich persönlich so viele unterschiedliche Autos schätze - zu viele! Automobile aus den Zwanzigern, den Fünzigern und den Achtzigerjahren sind alle sehr differenziert mit einzigartigen Charakteristiken. Man kann schwerlich die Ausfahrt in einem Rolls-Royce Phantom von 1925 mit der in einem De Tomaso Pantera von 1985 vergleichen, aber jedes dieser Automobile ist für sich genommen großartig und bietet ein unverwechselbares Erlebnis.

Was dürfen Kunden, die bei Speed 8 ein Auto kaufen, erwarten?

Alle Autos, die ich verkaufe, versuche ich im bestmöglichen Zustand auszuliefern. Jedes wird vorher von mir vorbereitet. Viele Leute kommen zu mir als Kunden und werden dann Freunde. 

Wie denken Sie über die Marktentwicklung der letzten Monate?

Für mich zählt nicht, wie sich der Markt in der Vergangenheit verhalten hat oder sich in Zukunft bewegt. Was ich weiß, ist, dass ich klassische Fahrzeuge liebe und den Rest meines Lebens mit ihnen handeln werde. Egal, was in der Szene passiert, meine Leidenschaft vergeht nie!

Was ist Ihr ganz persönliches Traumauto?

Ich habe das Privileg, dass mir schon viele meiner Traumautos gehört haben - und einige besitze ich noch. Aber meine Wunschliste ist immer noch sehr lang. Ich bemühe mich auch sehr, dass sie kürzer wird. Ich brenne für Autos, die breit und tief sind und einen Riesenkrach machen wie die Pantera, F40, Bizzarrini und GT40.

Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2017

Sie können den Gesamtbestand von Speed 8 zum Verkauf im Classic Driver Markt entdecken.