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Die Poltu Quatu Classic auf Sardinien feiert La Dolce Vita

In den 70er-Jahren machte der Aga Khan die Costa Smeralda zu einem Hotspot des internationalen Jet Sets. Neben Pferden begeistert sich die Familie für schnelle und elegante Autos. Mit der zweiten Poltu Quatu Classic hat sich ein Festival für Klassiksammler an der smaragdgrünen Küste etabliert...

Die Poltu Quatu Classic auf der glamourösen Insel Sardinien ist so viel mehr als ein Concours d‘Elegance – es ist ein kleines automobiles Festival, das nicht nur die Schönheit, den Glamour und die Bedeutung der vierrädrigen Ausstellungsstücke, sondern auch deren Besitzer und die majestätische Location, in denen sie ausgestellt sind, feiert. 

Der zentrale Veranstaltungsort ist das Grand Hotel Poltu Quatu, das zusammen mit einer winzigen Marina in einer kleinen und sonnigen Ecke der Insel liegt. Vor diesem intimen Hintergrund traten am letzten Wochenende 35 Sammlerautos im Wettbewerb um den „Best of Show“-Preis an. 

Die Entscheidung der Organisatoren, das Alter der teilnehmenden Fahrzeuge nicht zu reglementieren und sich auch nicht an einen streng einzuhaltenden Zeitplan zu fesseln, hat gezeigt, dass es auch andere Möglichkeiten für die Organisation eines prestigeträchtigen Concours gibt. Die große Zahl an Renn- und Rallyefahrzeugen im Teilnehmerfeld zeugte zugleich vom Willen der Macher, mit dem Zeitgeist und den aktuellen Trends zu gehen. Last but least war auch die Atmosphäre so freundlich und entspannt wie auf kaum einem anderen internationalen Concours-Meeting, das wir in den letzten Jahren besucht haben. 

Einige wirklich fabelhafte Modelle konkurrierten um den Hauptpreis. Wie der herrlich minimalistische Lancia 037 Gruppe B in Camel-Farben oder der O.S.C.A. MT4-2AD, eine betörend hübsche Barchetta, die 1955 an der Mille Miglia teilnahm und dort auf Platz 14 im Gesamtklassement und Platz zwei in der Sportwagenklasse bis 1,5 Liter einlief. Und haben wir auch den extrem seltenen Ferrari 857S mit Scaglietti-Karosserie erwähnt?

Trotz der Anwesenheit all dieser wunderschönen Autos ging der Gesamtsieg bei der Poltu Quatu Classic 2020 an den psychedelischen Martini-Porsche 917 Langheck Chassis 043, mit dem Willi Kauhsen und Gérard Larrousse 1970 Platz zwei bei den 24 Stunden von Le Mans belegten. Die unglaubliche Optik wurde vom damaligen Porsche Chefdesigner Anatole Lapine entworfen und brachte dem Auto den Spitznamen „Hippie“-Car ein. Dass Larrousse (80) persönlich sein früheres Renngerät in Sardinien vorführte, mag die Entscheidung der internationalen Jury ein wenig beeinflusst haben. 

Mit seiner familiären Atmosphäre und dem erlesenen Kreis von Besitzern aus den oberen Kreisen der Classic Car Welt bleibt die Poltu Quatu Classic für internationale Sammler eine Art Geheimtipp. Doch das könnte sich schon ab dem nächsten Jahr ändern. Denn es gibt angeblich Ideen, das Event 2021 um einen Concours für Boote mit einem Rumpf aus Holz auszuweiten. Und wir dachten schon, dieses Fest für die Augen könnte nicht mehr gesteigert werden. 

Fotos: Piotr Degler und Andrea Klainguti © 2020