Direkt zum Inhalt

Magazin

Autokultur verbindet beim Kaffeestop von Marks und Classic Driver in München

Bei der ersten Ausgabe von «Marks & Cars» mit Classic Driver haben wir gestern in München die Vielfalt der Automobilkultur gefeiert. Im Gespräch mit spannenden Gästen ging unser Frontmann J. Philip Rathgen der Frage nach, wie uns Autos heute und auch in Zukunft verbinden.

Autos verbinden Menschen – und zwar nicht nur ganz direkt, als Transportmittel zwischen abgelegenen Orten. Als Interface für den Roadtrip mit Freunden. Und als Zufluchtsort für das erste Rendezvous. Das Automobil ist auch ein wichtiges Kulturgut, für dessen Design, Geschichte und Aura sich Menschen seit mehr als 100 Jahren begeistern. Und zwar über alle Ländergrenzen, Altersklassen und kulturellen Gräben hinweg. Bei der IAA Mobility in München werden in dieser Woche zahlreiche Konzepte für die Mobilität von morgen gezeigt. Und natürlich wird das Auto auch in Zukunft die Menschen zusammenbringen – ganz egal, ob vollelektrisch oder mit E-Fuels im Tank, mit klassischem Lenkrad oder vollautonom, Made in China oder Bavaria. Doch die authentische Automobilkultur, die von Menschen gelebt und immer wieder neu erfunden wird, kann man eher abseits der großen Messestände erleben – bei den zahlreichen Satellitenveranstaltungen, Parkplatztreffen und Ausfahrten, die sich um die IAA herum entwickelt haben. 

Marks Feinkost, gegründet 1964 und betrieben von Cornelius Dornier und seinem Partner Kaspar Triller, ist eine Münchener Institution. Das Delikatessengeschäft und Bistro ist seit vielen Jahren ein Treffpunkt für Automobilliebhaber. Dies liegt auch daran, dass Cornelius selbst als Aficionado im historischen Rennsport aktiv ist und Automobile sammelt – so wie auch viele seiner Gäste. Beim Frühstück mit einem Stammkunden entstand schließlich die Idee für ein kleines Event während der IAA, die sich über Mundpropaganda wie ein Lauffeuer verbreitete. So kam es, dass ein nicht unerheblicher Teil der Münchener Automobilbranche spontan ihren Tagesablauf umplante. Und als Cornelius Dornier uns fragte, ob wir nicht Lust hätten, die erste Ausgabe von „Marks & Cars“ zu unterstützen und eine Podiumsdiskussion zum Thema Automobilkultur zu moderieren, waren wir natürlich sofort dabei. 

Und tatsächlich sah der Vorplatz des Marks am Mittwochnachmittag genau so aus, wie wir es uns gewünscht hatten – nämlich voller guter und entspannter Freunde (darunter Vorstände, Designer, Rennfahrer und Fotografen), dazu zahlreiche unkonventionelle und durchaus überraschende Autos. Da standen etwa veritable Ikonen wie ein Mercedes-Benz 300SL, ein Ferrari 250 GT Lusso oder ein Aston Martin DB6 Shooting Brake aus der Garage von Weekend Heroes neben einem Mini Beach Car – und dem aberwitzigen Porsche 919 Snowcat von F.A.T. International. Dabei müssen es gar nicht immer die ganz großen Geschütze sein: Tatsächlich wurde der kleine, orangefarben glitzernde Meyers Manx von Floyd ebenso bestaunt wie der BMW M1 aus der Traumgarage von BMW Classic und der Le-Mans-Gewinner-Rennwagen von 2013, den Audi zur Feier des Tages nach Bogenhausen chauffiert hatte – gemeinsam mit einem bescheidenen Audi 80. Autoliebe kennt eben keine Grenzen. 

Mit unseren Gästen wollten wir abseits der großen Markenevents ganz ungezwungen darüber sprechen, wie uns Autos und ihre Kultur heute und in Zukunft verbinden. Mit dabei waren Ferdi Porsche, der in diesem Jahr mit F.A.T. International und dem Mankei den spannendsten Auto-Treffpunkt der Alpen ins Leben gerufen hat, sowie MINI-Designchef Oliver Heilmer (der sich an seinem Hochzeitstag mit einem ausgiebigen Frühstück von seiner Ehefrau freigekauft hatte, um dabei zu sein), Curves-Herausgeber Stefan Bogner und Rennsport-Kommunikations-Expertin Nicole Purdy von der Designwerkstatt. Zu bester Aperitivo-Zeit ergriff Classic Driver-Frontmann J. Philip Rathgen das Mikrofon – und fragte seine Gäste nach ihren frühesten automobilen Erinnerungen und Momenten, in denen ein Auto sie mit einem besonderen Menschen in Verbindung gebracht hatte. Nicole erinnerte sich, wie sie im Camaro ihrer Mutter während der Fahrt auf dem Armaturenbrett gesessen hatte, während Ferdi von Fahrten im Porsche 911 Targa seines Vaters berichtete, bei denen er sich auf dem Beifahrersitz stehend den Fahrtwind um die Ohren brausen ließ.  

Doch zur IAA mussten freilich auch die ganz großen Fragen gestellt werden: Wohin bewegt sich die Autokultur? Werden wir unser Herz überhaupt noch an volleketrische SUVs verlieren können? Oliver erkannte zurecht, dass sich der Autogeschmack stetig ändert – und wir überrascht wären, welche Autos von heute in Zukunft bei Marks & Cars als Klassiker gefeiert würden. Als Beispiel für ein lange missachtetes Auto, das plötzlich als Designikone gefeiert wird, nannte er den Fiat Multipla. Entscheidend ist wohl, ob ein Auto die Menschen zusammenbringen kann – egal ob mit donnerndem V8 oder skurrilem Design. Für Stefan, der für Curves ständig in aller Welt auf Achse ist, sind übrigens nicht nur Autos, sondern auch die Straßen „Konnektoren“, die Menschen zusammenbringen – mit seinem Porsche-Freunden aus Island und Thailand geht er regelmäßig auf Alpentour. Ferdi berichtete passend dazu vom Giro di Mankei, einem Radrennen am Grossglockner, bei dem sich ein Paar aus Wien sogar mit dem Tandem auf die Passhöhe emporkämpfte. Manchmal reichen auch zwei Räder zum Glück. 

So wurden bei dieser ersten Ausgabe von «Marks & Cars» mit Classic Driver zwar nicht die Weichen für die Mobilität der Zukunft gestellt, wohl aber gemeinschaftlich ergründet, welche Faszination das Auto als verbindendes Element zwischen Menschen bis heute hat – und hoffentlich auch morgen noch haben wird. So lange es Orte gibt wie das Marks, wo man als Autoliebhaber nicht nur einen exzellenten Cappuccino findet, sondern auch Gleichgesinnte (und mit etwas Glück sogar einen Parkplatz), können wir mit Zuversicht in die Zukunft des Automobils blicken. 

Fotos: Stephan Bauer