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Wer wagt es, diesen Mercury mit Holztafeln nur einen Kombi zu nennen?

In einem Aufgebot an noblen amerikanischen Automobilen stach dieser Mercury Station Wagon von 1959 als eines der coolsten Transportmittel heraus. Dieser People Carrier wie aus der Zeitmaschine wird bei RM Sotheby´s Hershey 2022-Auktion am 6. Oktober aufgerufen.

People Carrier, Mehrzweckfahrzeug, Kombi: Das sind Begriffe, die so gut wie nie in der Welt von Classic Driver auftauchen. Nicht zuletzt, weil diesen Autos oft ein einmaliges Styling oder eine faszinierende Provenienz fehlt. Aber wenn ich etwas von allen diesen sonderbaren und wundervollen Klassikern und Sammlerautos im Classic Driver Market gelernt habe, dann, dass man immer mit dem Unerwarteten rechnen sollte.

Das Jahr ist 1959 und amerikanische Marken übertreffen sich gerade dabei, Autos mit noch größeren Finnen und Flossen als ein großer weißer Hai zu versehen. Ford bewarb mit dem Falcon das allerneueste Modell, während sich Plymouth und Cadillac in einem erbitterten Styling-Duell befanden. Mercury wählte eine andere Strategie: Das Raumwunder.

Denn, wenn dieser atemberaubende Mercury Country Cruiser Station Wagen von 1959 etwas im Übermaß besitzt, dann ist es Platz. Mit dem Slogan „Newest of all Station Wagons“ war diese attraktive Colony Park-Variante das Topmodell und verkörperte damit die ganze Mid-Century-Pracht aus Detroit. Unglaubliche 5,5 Meter lang wurde dieser einmalige Cruiser mit Jet Age-Styling aufgerüstet: Von den viereckigen Frontscheinwerfern bis zu den von einem Afterburner inspirierten und in den Heckfinnen montierten Schlussleuchten. 

Vorne wölbt sich um die familienfreundliche Schöpfung eine getönte Skylight-Windschutzscheibe, die sich ins Dach erstreckt und um die Seiten gezogen wurde. Ein großzügig bemessenes Greenhouse, dass das zweifarbige Interieur in Szene setzt. Mercury taufte dieses Merkmal „practical luxury“. Unser Lieblingsstück ist die spektakuläre Armaturentafel mit optionaler Druckknopfbedienung für das AM-Radio, die in Chrom schwelgt und für die Ziffern und Buchstaben eine herrliche Serifenschrift zeigt. Natürlich gibt es elektrische Fensterheber und elektrische Verriegelung sowie eine einfahrbare Scheibe an der Hecktür, die nicht bei einem Picknick praktisch ist. Sollten die sieben Sitze nicht ausreichend Platz bieten, dann gibt es noch in der dritten Reihe einen verstaubaren Klappsitz und schon hat man einen Van für neun Passagiere. Der Mercury hat einen Dachgepäckträger, für den Fall, dass die 2,5 Quadratmeter Staufläche des Kofferraums zusammen mit weiteren diskreten Fächern nicht ausreichen. Fast schon ein Tiny House auf Rädern!

Dieser ganze in ein schillerndes Design verpackte Raum will natürlich gezogen werden. Das erledigt im Mercury ein 383-Kubikzoll-V8, der vom Werk aus mit gut 326 PS angegeben wurde, und mit einer Dreigang-Automatik gekoppelt wurde. Wie der Name schon verrät: Ein Cruiser für müheloses Reisen. 

Dieses Auto wurde gebaut, um schöne Auszeiten zu genießen, Richtung Abenteuer auf der Highway zu fahren – hinein in die Leichtigkeit des Sommers. Wenn bei der bevorstehenden RM Sotheby´s Hershey Sale am 6. Oktober der Hammer fällt, dann möchten wir dem neuen Eigner mit auf den Weg geben, jede Minute mit dieser über fünf Meter langen Zeitmaschine zu genießen. Übrigens, dieses Colony Park-Exemplar bietet auch ein Vintage-Car-Snac-Picknickset mit zwei passenden Thermosflaschen, einem tragbaren AM-Radiogerät und eine Instant-Filmkamera für Ausflüge zurück in eine unbeschwerte automobile Vergangenheit.