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Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung

Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung

Stärker, schneller, schärfer: Die zweite Auflage des Bentley Continental GTC legt die Benchmark in punkto Agilität und Sportlichkeit erneut ein Stückchen höher. Der aktuelle 575 PS starke GTC präsentiert sich als echtes Fahrerauto. Doch auch Komfort und Klasse zeigen im offenen Grand Tourer aus Crewe erneut Bestwerte.

Augenblick, verweile doch! Die Fahrt im neuen Bentley Continental GTC entlang einer geschwungenen Küstenstraße bei mediterranen 28 Grad dürfte selbst verwöhnten Classic Driver schmeicheln. Welch ein leichtes Spiel: Unter Pinienschatten hindurch huschen, den nächsten Kurvenausgang erspähen. Ihn anpeilen, herunter schalten, Drehmoment anlegen. Ein sanfter Gasstoß. Und schon trägt eine beeindruckende Kraftwoge Bentley samt Insassen hinauf zur nächsten Hügelkuppe. Elegant und mühelos. Das überlegene Naim-Klangsystem serviert mit perlendem Chill den passenden Soundtrack. Gelegentliche Basseinlagen aus dem zweiflutigen Abgasstrang konzertieren mit der Stimmungslage hinter dem Volant: Roof down, mood up!

Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung
Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung

Es fällt schwer zu glauben, aber der neue Bentley Continental GTC ist technisch in vielen kleinen Punkten nochmals besser geraten als sein 2006 vorgestellter Vorgänger, der sich rasch den Ruf als eines der besten Cabriolets der Welt erarbeitet hat. Der fulminante Flexfuel-W12-Motor (geeignet für Benzin und E85 Biosprit) mit 6,0 Liter Hubraum und doppelter Turbo-Aufladung liefert nun 575 PS anstatt der bisherigen 560 PS. Das Drehmomentvermögen ist um 50 Nm auf 700 Nm angewachsen. Eine breitere Spur an Vorder- und Hinterachse (48mm und 41mm), eine direktere Lenkung und ein nochmals feiner abgestimmtes Dämpfersystem flankieren die Leistungskur unter der Haube. Die Kraftübertragung des permanenten Allradantriebs wurde von 50:50 auf nun 40:60 revidiert, was im Fahrbetrieb beispielsweise höhere Geschwindigkeiten am Kurvenausgang ermöglicht. Spürbar auch: Das ZF-QuickShift-Getriebe ermöglicht nicht nur Blockschaltungen, sondern schaltet nun noch eine Spur schneller und dabei merklich sanfter. Das Resultat ist ein beinahe strömend-rauschender Kraftfluss. Und genau der macht einen echten Bentley aus.

Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung
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Optisch wirkt der Neue insgesamt markanter und charismatischer im Ausdruck. Der erste GTC punktete vor allem durch seine fließende Form und elegantes Understatement – durch und durch ein Symbol britischer Zeitlosigkeit. Der Modelljahrgang 2012 zeigt – wie auch das neue Coupé – geschärfte Konturen und trägt seine Kraft wesentlich deutlicher zur Schau. Gleich einer Skulptur wirkt die Karosse. Spontane Reflexion: besser? Der Geschmack antwortet: eher anders. Jedoch alles ganz bewusste Entscheidungen, wie Dirk van Braeckel im Classic Driver Interview erläutert. Möglich wird diese Differenzierung erst durch eine neue Verarbeitungstechnik des Aluminiums: das sogenannte Super Forming. Hier werden großflächige Tafeln mittels Temperatur und Luftdruck zu Plastiken aus einem Guss geformt, welche schließlich die vorderen Kotflügel des GTC ergeben. Die Front zeigt das neue Markengesicht: aufrechter Maschengrill und große Hauptscheinwerfer mit LED Leuchtringen im Tagfahrbetrieb. Das Heck trägt die doppelte Hufeisengrafik zur Schau. Räder in 20 Zoll, auf Wunsch auch in 21 Zoll füllen die Radhäuser sattsam aus. Alles in allem: Wiedererkennungsfaktor 100 Prozent.

Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung
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Wolfgang Dürheimer, Chairman und CEO von Bentley Motors resümiert: „Der GTC ist seit jeher das emotionalste Fahrzeug der Continental-Baureihe und ein Aushängeschild für Bentley Design. Mit seinem maßgeschneiderten Soft-Top zeigt sich der GTC als pures britisches Cabriolet, ganz im Sinne seiner Ahnen. Technologie, Leistung und Design indes markieren eindeutig ein neues Kapitel für Bentley Cabriolet Fahrer.“ Tatsächlich rechtfertigt das in Hand gefertigte Interieur den hohen Anspruch. Die Verarbeitungsqualität ist erwartungsgemäß tadellos. Leder, Hölzer und kühle Metallornamente schenken Momente sinnlicher Haptik. Alleine 17 Lederfarben sind verfügbar. Die denkbaren Kombinationsmöglichkeiten mit Lacken, Hölzern und Nähten aufzuzählen, ist müßig. Denn: „Alles ist möglich“, bringt es Brian Gush, verantwortlich für Chassis, Antriebsstrang und Motorsport bei Bentley, auf den Punkt.

Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung
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Weitere erfreuliche Details: zusätzliche Beinfreiheit in der zweiten Reihe. Ein exzellent gedämmtes, straff sitzendes und formvollendetes Stoffverdeck, eine unsichtbar im Kofferraumdeckel versteckte Antenne, Gurtbringer und Nackenheizung in den Vordersitzen machen den Bentley Continental GTC up to date. Kleine Verbesserungen in Sachen Menüführung und Präzision verträgt jedoch die optimierte Navigation immer noch. Auch die Bedienelemente in der Mittelkonsole des GTC dürfen noch eine Spur fahrerorientierter ausfallen. Zwei Marginalien, geschenkt. Wichtiger: Der kombinierte durchschnittliche Verbrauch wird mit 16,5 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Zu schaffen ist dieser nur mit eiserner Disziplin. Denn 575 PS mag man nicht an die Kette legen.

Der neue Bentley Continental GTC: Kontinentalverschiebung

Also raus damit! Wer es drauf anlegt, erlebt im GTC das erstaunliche Konzertieren von entfesselten und dennoch kultivierten Kräften; eine sorgsam tradierte Kerntugend der Briten. In jetzt 4,8 Sekunden zieht der immerhin knapp 2,5 Tonnen schwere Gleiter auf 100 km/h. 160 km/h stehen nach 10,9 Sekunden auf der Uhr. Bemerkenswert ist der willige Kurvenlauf des GTC. Es geht präzise hinein. Sehr schnell hindurch und noch zügiger hinaus. Dabei zeigt sich der offene Wagen nahezu frei von Verwindungen. Selten haben wir Querbeschleunigung so intensiv und gleichzeitig so souverän erlebt. Chapeau! Wie man weiß: Die Höchstgeschwindigkeit von 314 km/h ist im Bentley GTC kein theoretischer Wert. Jedoch dürfte die Tachonadel im alltäglich Betrieb nur selten in diesen Bereich vordringen. Die Faszination des Möglichen ist allerdings da – jederzeit.


Unser Gesamturteil fällt eindeutig aus: Well done – again! Fehlt noch etwas? Allerdings: der Preis. Ab rund 202.000 Euro rollt der Conti ab Ende des Jahres über die heimische Hofauffahrt. Und verweilt dort. Wenigstens solange, bis Sie ihn starten.

Text: Mathias Paulokat
Fotos, Video: Bentley