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Bentley Continental GTC

Blauer Himmel, getupfte Wolken. Die Mittagssonne führt Lichtregie. In der Luft der sanfte Atem des Sommerwinds. Was braucht es in diesen Momenten mehr? Ein fantastisches Automobil! Wie wäre es mit dem aktuellen Bentley Continental GTC? Klassisches Stoffdach, perfekte Proportionen, 12-Zylinder-Motortechnik. Erlesene Materialien, Handwerkskunst. Und Gleiten wie im Traum. Ayurveda für die Sinne. Sommer, kannst Du nicht ewig bleiben?

Szenenbild eines perfekten Morgens. Die Sonne in kräftigem Orange. Zielstrebig erklimmt sie die Hafenkräne. Ein kühler Windhauch fliegt herüber, raschelt im Laub, gleitet hinab zum Wasser und folgt dem Strom gen Westen. Ich sitze auf der Kies geschotterten Lindenterrasse des Hotels Louis C. Jacob im Westen der Hansestadt und blicke auf den Fluss. Hamburgs längste und schönste Hotelauffahrt hat mich gestern Abend hierher geführt: die Elbchaussee. Eine Chaussee, wie geschaffen für unseren Begleiter: den Bentley Continental GTC. Ein automobiler Traum in Glacier White. Vor mir auf dem Tisch aus dunkelbraunem Korbgeflecht tanzen Sonnenstrahlen Lichtballett. Ein kräftiger Cappuccino belebt die Sinne, der massive Schlüssel mit dem legendären „B“ weckt den Fahrtrieb: „Carpe diem!“ Ich greife zu.

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Auf Befehl einer minimal gehaltenen Drucktaste in der Mittelkonsole setzt sich der Verdeckmechanismus in Bewegung. Das mokkabraune Paletot trennt sich lautlos vom Scheibenrahmen, schwingt zurück und verschwindet hinter den Fondsitzen. Das Schauspiel gelingt auch während der Fahrt – bei bis zu 30 km/h in exakt 25 Sekunden. Abfahrt zum Törn von Elbe zur Alster. Gestartet wird mit links. Lenkrad und Sitze surren in Position. Der Knopfdruck sendet einen Impuls durch das elektronische Nervensystem direkt zum Anlasser. Sofortiges Parieren. Mühelos weckt er den 12-Zylinder Bi-Turbo. Der 6,0-Liter Motor antwortet mit einem kurzen Bass-Solo, greift umgehend nach einem höheren Drehzahlband, um dann wieder kontrolliert in die Mittellage zurück zu schwingen. Ähnlich fulminant klingt in meinen Ohren nur Gustavs Holst Auftakt zum „Jupiter – the bringer of jollity“.

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Der Bote der Fahrfreude eilt die grüne Elbchaussee abwärts zu den Landungsbrücken. Wunderbar leicht wirkt die Fahrt. Knackig servierte Zwischenspurts verwöhnen den Gourmet. Wohlwollend brummen die ovalen Endrohre, sobald das Gas nur etwas festeren Druck erhält. Den Neuen Wall schnürt der Bentley GTC mit leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl entlang. Die eng stehenden Gebäude wirken wie ein Orchestergraben. Sie werfen das tiefe Gurgeln zurück auf die Straße. Hier spielt Motormusik. Die Luft schwingt im erhabenen Takt des Zylinderdutzend. Ich schicke den Conti zum Rundlauf um die Außenalster durch einen Tunnel aus Alleebäumen und Stadtvillen. Segelboote salutieren. Wo bitte ist die Repeat-Taste?

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Alleine die vorrückenden Zeiger der zentral angeordneten Breitling-Uhr mahnen zur Weiterfahrt. Die Hinweisschilder links und rechts der Autobahn signalisieren „Tempo al gusto“. Lineares Durchtreten des Gaspedals. Der Zwölfzylinder spielt mit einem grandiosen Crescendo auf. Synchron strömt der Kraftfluss an die vier Antriebsräder. Der Bug hebt sich. Hinten drückt es die 20-Zöller in die Radhäuser. Souverän legt die Sechsgang-Automatik eine Fahrstufe nach der anderen vor die Welle und ruft sehr kultiviert bis zu 560 PS Leistung ab. Nur der Fahrtwind wird lauter. Ohne zu Zucken gleitet der Viersitzer über die 200 km/h Marke. Und er schiebt weiter an. Stoisch, gelassen – ohne Einhalt: Bei rund 240 km/h ist das offene Fahren kein wirkliches Vergnügen mehr. Der Bentley packt offen 305 km/h, mit geschlossenem Verdeck sogar 312 km/h. Heute aber nicht. Lieber stromere ich weiter, den Kurven der Landstraße hinterher. Hat man sich nämlich an die Dimensionen des Grand Tourers gewöhnt, liegt das Fahrzeug agil und wendig in den Händen. Gegenüber dem großen Bruder Bentley Azure oder auch der neuen Coupé Variante Bentley Brooklands wirkt der GTC tatsächlich sogar kompakt. Es ist eben alles relativ.

Mit dieser Gewissheit wähle ich bei freier Straße zum Ausklang das Sportprogramm: „British Open!“ Den Sitz etwas dichter ans Lenkrad, härtere Dämpfereinstellung, mehr Druck, noch mehr Klangkulisse. Was dann passiert, muss man selbst erleben. Die weiße Unschuld wird zur Versuchung. Jagdfieber. Adrenalinausschank in jeder Kurve. Der Paddle-Abzug schnalzt die Gänge in den Lauf. Zeiger tanzen vor Freude in den tiefen Höhlen der Rundinstrumente. Leuchten Rot und Weiß. Flamme und Glut. Urinstinkte packen zu. Fahren an sich – im Bentley ein tiefgreifendes Erlebnis. Doch Glücksmomente sind endlich. In diesem Fall setzt die Tankanzeige das Limit. Selbst 90 Liter sind ein knapper Wegproviant. 140 Euro wandern im Gegenzug in die Kasse des Oktanhändlers. Bei einem GTC-Kaufpreis von rund 200.000 Euro sollte das indes kaum stören. Bentley Fahrer dürften sich eher mit ihrem knappen Zeitbudget plagen. Ein ganzer Tag für eine solche Genussfahrt ist der eigentliche Hedonismus. Doch der Gegenwert der „Bentley Open“ ist – sagen wir es ruhig mit britischem Understatement: „Truly rewarding!“

Text & Fotos: Mathias Paulokat

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